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Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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ließ mein Speichel oder vielleicht Tatius’ alter Körper seine Wunde schnell verheilen. Immer wieder riss er sich das Handgelenk auf. Ich hoffte, es tat weh. Währenddessen saß Nathanial stocksteif und kerzengerade auf dem Sofa, den Blick starr auf uns geheftet, die Miene bröckelnd.
    Plötzlich ertönte ein Klopfen, und mein Kopf fuhr hoch, als die Tür aufging.
    »Nicht gerade perfektes Timing«, meinte Tatius, lächelte die beiden Frauen im Türrahmen jedoch an.
    Die erste Frau verbeugte sich vor ihm, bevor sie sich wieder rückwärts aus dem Raum zurückzog. Die andere, verkleidet als– eine Hure, vielleicht?–, schlenderte herein. Tatius’ Blut wärmte mir bereits die Glieder, deshalb war ich keineswegs mehr am Verhungern, aber da ich immer noch den Geschmack von Blut auf den Lippen hatte, war ich mir all der blassen Haut, die ihr knappes Outfit zeigte, übermäßig bewusst. Sie war menschlich. Das erkannte ich an der Art, wie sie sich bewegte, dem Pochen ihres Herzens oder vielleicht einfach nur an der Tatsache, dass ich sie als Nahrung sah.
    Scheiße. Ich schlug den Blick zu Boden und versuchte, mich auf einen Brandfleck in dem flauschigen Teppich zu konzentrieren, vermutlich von einem umgefallenen Kerzenleuchter. Bevor ich mir dessen bewusst war, schaute ich schon wieder hoch.
    Tatius trat um mich herum, um die Frau zu begrüßen. »Tiffany, danke, dass du zu uns gekommen bist.« Er verbeugte sich leicht und küsste ihr die Hand. Sie kicherte wie ein Schulmädchen, und das Blut schoss ihr in die Wangen, als sie errötete.
    Ich riss den Blick von ihr los. Was ist denn nur los mit mir? Ich war heute Abend schon unter mehr Menschen gewesen und hatte damit nicht so viele Probleme gehabt. Andererseits hatte da der Geschmack von Blut auch nicht meinen Hunger geweckt.
    Tatius legte ihr einen Arm um die Taille und führte sie zu mir. »Das hier ist Kita. Sie ist neu und hat ein wenig Schwierigkeiten.«
    Ihr Blick glitt über mich. Das Spielerische verschwand aus ihrem Gesichtsausdruck. Ich erkannte auf die Sekunde genau, wann sie entschied, dass ich eine Konkurrenz darstellte– wofür, war ich mir nicht sicher. Lasziv schob sie die Hüfte zur Seite und sah mich von oben herab an. Es war offensichtlich: Sie konnte mich nicht leiden. Dann beugte Tatius sich vor, flüsterte ihr zu: »Ich hatte gehofft, es würde dir nichts ausmachen, ihr eine kleine Spende zu geben«, und ihr ganzes Verhalten änderte sich.
    Sie musterte mich erneut, dabei wurde alles in ihrem Gesicht weicher, freundlicher vor Interesse. Ihr Herz, das mir ohnehin bereits in den Ohren hämmerte, schlug schneller, als sich ihr Puls jäh beschleunigte. Vor Angst oder Erregung? Dem lustvollen Schimmer ihrer Augen nach zu urteilen tippte ich auf Erregung. Okay, die hatte ernsthaft Probleme! Versteht sie überhaupt, was Tatius da vorschlägt?
    Er hielt mir die Hand hin, doch ich schüttelte den Kopf. O nein, bei diesem Spiel würde ich nicht mitspielen. Ob freiwilliges Dinner oder nicht, ich war auf einer streng menschenfreien Diät.
    Meine Weigerung brachte mir ein Stirnrunzeln ein.
    Ich bemühte mich, meinen Blick nicht zu der Frau wandern zu lassen, ehrlich, das tat ich, aber er fand seinen Weg dennoch. Sie bemerkte es und biss sich lächelnd auf die Unterlippe.
    Flirtet sie etwa mit mir? Der Ausdruck »Flirt mit dem Tod« war mir zwar ein Begriff, aber das hier war einfach lächerlich. Ich trat einen Schritt näher zu Nathanial. Seine Maske saß wieder an Ort und Stelle, doch er sah mir nicht in die Augen. Tatius dagegen schon, obwohl sein Blick mir ein Loch in die Netzhaut zu brennen drohte.
    »Kita, ob du willst oder nicht, du wirst tun, was ich dir sage«, befahl er. »Und jetzt komm her!«
    Ich schüttelte den Kopf und machte einen weiteren Schritt auf die Couch und Nathanial zu. »Ich kann nicht. Wir wissen nicht, was geschehen wird.« Laut den Aufzeichnungen der Magier war ich der einzige Shifter, dem je erfolgreich die Verwandlung in einen Vampir geglückt war. Niemand wusste, ob ich Menschen zeichnen konnte oder nicht, wenn ich von ihnen trank. Ich würde dem Richter keinen Grund geben, meinen geschützten Status aufzuheben.
    Ich war nur noch weniger als einen Schritt von der Couch entfernt, als mein Körper plötzlich erstarrte. Mit einem Fuß noch in der Luft blieb für einen verblüfften Augenblick lang die Zeit stehen. Dann bewegten sich meine Beine wie von selbst vorwärts. Tatius streckte die Hand aus, und mein Arm griff danach.
    Was

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