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Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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zusammenbrach.
    »Was zum Teufel…?« Ich konnte wieder sprechen! Ich hob die Hände und wackelte mit den Fingern. Ich konnte mich wieder bewegen.
    Mühsam rappelte ich mich vom Fußboden hoch. Tatius machte einen Schritt auf mich zu und bot mir seine Hand an, worauf ich gleichzeitig aufzustehen versuchte und heftig zurückzuckte. Das Ergebnis davon war, dass ich unbeholfen auf den Hintern plumpste. Panisch kroch ich rücklings zum Sofa.
    »Hilfe! Hilf mir!« Die Worte taumelten mir nachgerade über die Lippen. Erbärmlich. Ich konnte sie nicht zurückrufen.
    Heftig prallte ich mit dem Rücken gegen die Couch. Nathanial griff mir unter die Arme, hob mich hoch und zog mich an seine Brust. Gierig sog ich seinen vertrauten Geruch in mich auf, während ich mich an den seidigen Stoff seiner Jacke klammerte. Meine Wangen waren feucht, obwohl ich mich nicht daran erinnern konnte, wann ich angefangen hatte zu weinen. Die Feuchtigkeit sickerte in Nathanials Jacke, aber er hielt mich einfach nur noch fester, als könnten seine Arme mich daran hindern, auseinanderzubrechen.
    »Was ist mit mir passiert?«, flüsterte ich.
    »Man nennt Tatius auch den ›Puppenspieler‹.« Er hatte sich vorgebeugt, sodass er die Worte in mein Haar hauchte.
    Ich erschauderte. Puppenspieler? Ja, dass jemand anders die Fäden zog und mich wie eine Marionette tanzen ließ, beschrieb das, was gerade geschehen war, absolut treffend. Ich hatte keinerlei Kontrolle gehabt. Nur über meine Augen und meine Gedanken. Sonst nichts.
    Diese Frau, Tiffany, sie hatte gewollt, dass ich sie biss, sie war süchtig danach, aber hatte ich zu viel getrunken? Sie war beinahe bewusstlos hinausgetragen worden. Tatius hatte das kontrolliert. Hatte mich gezwungen zu trinken.
    Ich erschauderte erneut, als ich mich an die Ekstase in ihren Gedanken erinnerte, an das Gefühl ihres pulsierenden Herzschlags. Ich hatte nicht aufhören wollen. Der Gedanke war mir nicht ein einziges Mal gekommen, sobald ich die Zähne in ihren Hals geschlagen hatte. Um die Wahrheit zu sagen, wäre sie gestorben, wenn Tatius nicht die Kontrolle über meinen Körper gehabt hätte. Das war ein beängstigender Gedanke. Mein Zittern steigerte sich zu beinahe gewaltsamer Heftigkeit, als könnte ich die Gedanken und Erinnerungen dadurch abschütteln. Nathanial hielt mich fester und hauchte mir einen Kuss ins Haar. Ich war nicht die Einzige, die zitterte.
    »Hör auf, sie zu verhätscheln«, sagte Tatius.
    Nathanial zuckte zusammen, als der größere Mann ihn an der Schulter packte und uns beide zu sich herumdrehte.
    »Lass sie los«, befahl Tatius.
    Einen einzigen Herzschlag lang spannten sich Nathanials Arme an und drückten mich so heftig an seine Brust, dass es wehtat. Dann fielen seine Hände von mir ab, und er stand mit schlaff herunterhängenden Armen da. Er trat einen Schritt zurück und obwohl er nur eine Armlänge von mir entfernt stand, war ich allein. Schutzlos.
    Ich schlang die Arme um mich, um meinem Zittern Einhalt zu gebieten, und blickte nicht hoch, sah Tatius nicht in die Augen, obwohl ich spüren konnte, dass sein Blick mich geradezu durchbohrte. Seine Hand tauchte in meinem Blickfeld auf, doch ich konzentrierte mich intensiv auf meine Schuhspitzen.
    »Ich denke, du wirst jetzt tun, worum ich dich bitte, nicht wahr?« Die Drohung in seiner Stimme war deutlich.
    Ohne den Blick zu heben, legte ich meine Fingerspitzen in seine Handfläche. Seine Hand schloss sich um meine Finger wie eine Venusfliegenfalle, und er zog mich vorwärts. Ich ließ es zu.
    Dann schnellte seine andere Hand vor und zog mir den Kragen meines Pullovers von der Schulter. Unwillkürlich zuckte ich zusammen. Ich war mir nicht sicher, was ich erwartet hatte, aber einen Angriff auf meine Klamotten hatte ich jedenfalls nicht auf der Liste. Er beugte sich herab und starrte auf die tiefen Kratzwunden des Hasen. Ich verlagerte mein Gewicht auf die Fersen, um ein wenig mehr Abstand zwischen uns zu bringen, ohne einen Schritt von ihm zurückzutreten.
    Er hob die Hand zu meinem Schlüsselbein, und in Erwartung von Schmerz zuckte ich zusammen, doch seine Berührung war sanft. »Ein Mensch hätte genäht werden müssen.«
    »Ich war nie menschlich.«
    Daraufhin grinste er. »Stimmt.«
    Er war nahe genug, dass ich bei dem Wort seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte, und ich kniff die Augen zu. Ich hatte das mulmige Gefühl, dass ich wusste, was er vorhatte. Ein weiterer warmer Atemzug, der über mein Schlüsselbein strich,

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