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Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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Beunruhigung, die ich geflissentlich verdrängt hatte, gewaltsam wieder in den Vordergrund meiner Gedanken. Ich sank zurück auf die Couch. »Also, bleiben wir hier?« Im Herzen der Stadt? Direkt vor Tatius’ Nase?
    Er nickte. »Für heute Nacht.«
    Aber morgen nicht? Wir waren auf der Flucht. Ich seufzte. Nathanials Zuhause war auch das meine gewesen, seit er mich verwandelt hatte– vor zwei Wochen erst, obwohl es mir wie eine Ewigkeit vorkam–, aber jetzt würden wir uns wieder auf der Straße befinden. Ich verdrängte die unerwartete Enttäuschung. Warum sollte Davonlaufen jetzt irgendwie anders sein als in den letzten fünf Jahren? Na ja, abgesehen von der ganzen Sache mit der Tageslichteinschränkung und der Abhängigkeit von Blut. Oh, und nicht zu vergessen dem Zeichen des Richters, und… Okay, dann waren die Dinge jetzt eben komplizierter. Aber ich hatte mich schon einmal auf der Straße durchgeschlagen. Ich würde es wieder schaffen.
    »Was ist unser nächster Schritt?«, fragte ich und wünschte mir, ich hätte meinen grauen Mantel bei mir. Er begleitete mich schon eine ganze Weile. Wir hatten eine Menge zusammen durchgemacht.
    Nathanial antwortete nicht. Er starrte wieder ins Leere. Er schmiedet einen Plan. Ich war keine große Pläneschmiedin, wenn ich auf der Flucht war. Ich war eher ein Streuner von der Sorte: »Ich verstecke mich in einem Zug und sehe schon, wo ich lande.« Natürlich war ich so überhaupt erst in Haven gelandet.
    Ich schob mich vom Sofa hoch und tigerte davor auf und ab. Ich musste Bobby anrufen. Ich hatte es letzte Nacht nicht mehr zurück in die Blockhütte geschafft, und heute Nacht würde ich offensichtlich auch nicht zurückkehren. Oder möglicherweise nie mehr wieder. So war es, wenn man auf der Flucht war. Man blickte nicht zurück. Man ging keine gefühlsmäßigen Bindungen ein.
    Aber ich hatte Bobby schon einmal ohne ein Wort zurückgelassen. Das wollte ich nicht wieder tun. Was Gil betraf, die hatte keine Schwierigkeiten, mich aufzuspüren, also war es nicht nötig, sie wissen zu lassen, dass wir fortgingen. Ich blickte an dem Hemd hinunter, das ich aus Nathanials Schrank zweckentfremdet hatte. Ich werde andere Klamotten brauchen, um nicht aufzufallen. Nathanial wird auch …
    Mein geistiges Kofferpacken kam zu einem abrupten Stillstand. Ich war noch nie zusammen mit noch jemandem auf der Flucht gewesen, aber ich hatte ihn zu meiner geistigen To-do-Liste hinzugefügt, ohne darüber nachzudenken. Es ist nur so lange, bis ich ein Meistervampir bin. Sobald ich sein Blut nicht mehr brauche, gehen wir getrennte Wege.
    Wie lange würde das überhaupt dauern? Ich hatte keine Ahnung.
    »Also, was jetzt?« Am besten die Frage einfach so oft stellen, wie es nötig war, damit Nathanial tatsächlich antwortete.
    Nathanial lehnte sich in seinem Sessel zurück und legte einen Fuß übers Knie. »Ich kann an Tatius appellieren, aber da alle Anwesenden gehört haben, dass er mir befahl, dich in seine Gemächer zu bringen, werden sie wissen, dass ich genau das Gegenteil von dem getan habe, was er befohlen hat. Es ist unwahrscheinlich, dass er eine so öffentliche Zurschaustellung von Missachtung seiner Autorität in absehbarer Zeit verzeihen wird. Wir können uns versteckt halten, bis ich eine andere Stadt finde, die bereit ist, uns aufzunehmen, aber die Zeit arbeitet gegen uns. In Haven zu bleiben, vergrößert das Risiko, dass Tatius uns findet.« Sein Stirnrunzeln wurde tiefer und grub sich scharf in sein Gesicht. »Da wäre das Angebot der Sammlerin?« Seine Stimme klang, als denke er darüber nach, doch dann schüttelte er den Kopf. »Du würdest mich mit der Zeit hassen.«
    »Denkst du, das tue ich nicht schon bereits?«, fragte ich, wobei ich mich bemühte, meine Stimme locker klingen zu lassen, wie bei einem Scherz. Er hatte einmal zu mir gesagt, dass ich ihn nicht hassen konnte, ganz gleich, wie gern ich es behauptete.
    Er lächelte nicht. Vielleicht hatte er es nicht einmal gehört.
    »Also, was wirst du…« Ich brach ab und versteifte mich. Den Kopf in den Nacken gelegt, atmete ich tief ein. »Riechst du das?«
    Ich kenne diesen Geruch. Wieder holte ich Luft. Der Clanlose. Während meiner Jagd nach den Einzelgängern war ich dem clanlosen Shifter mehrmals begegnet, aber seitdem hatte ich ihn nicht wieder gesehen. Warum fange ich jetzt seine Witterung auf? Hier? In dem Versuch festzustellen, aus welcher Richtung der Geruch kam, bevor meine Nase mich im Stich ließ, sah ich mich

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