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Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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ging.
    »Diese Frage habe ich doch schon beantwortet. Zweimal.«
    Gil klopfte mit ihrem Federkiel auf die Schriftrolle und sah mich missbilligend an. »Ich muss sichergehen, dass ich alle Fakten richtig habe. Ich habe gelesen, dass Vampire bei zu großem Blutmangel die Kontrolle verlieren, aber ich hatte eigentlich den Eindruck, dass sie sich hinterher daran erinnern, was passiert ist. Bist du sicher, dass du dich an gar nichts erinnerst?«
    Als Antwort funkelte ich sie nur finster an. Das hatten wir doch bereits durchgekaut. Ich verstand ja, dass sie Bianas Abhandlung schreiben musste, und ich war dankbar dafür, dass sie Biana um Hilfe gebeten hatte, aber was genug war, war genug! Ich verschränkte die Arme vor der Brust und warf einen Blick zu Nathanial , der – Gott sei Dank– vollständig angezogen war.
    Er saß in einem Sessel am anderen Ende des Couchtischs, die Ellbogen auf die Armlehnen gestützt und die Fingerspitzen vor sich aneinandergelegt. Er hatte sich vorgebeugt, als konzentriere er sich auf etwas, doch sein Blick war abwesend und ging ins Leere. Jedenfalls konzentrierte er sich nicht auf meine Unterhaltung mit Gil. Von ihm war keine Hilfe zu erwarten.
    Gil bedachte mich mit einem gereizten Blick und klopfte wieder auf ihre Schriftrolle.
    Resigniert seufzte ich auf. »Ich wurde während der Ratssitzung ohnmächtig und wachte wieder auf, als Biana meinen Arm zusammenflickte, dazwischen kann ich mich an nichts erinnern.« Sie schien mich unterbrechen zu wollen, deshalb hob ich die Hand, um sie daran zu hindern, die nächste unvermeidliche Frage zu stellen. Ich konnte sie mir ohnehin denken. »Gil, ich habe dir alles gesagt, was ich über dieses Hebi -Ding weiß. Und frag mich bloß nicht noch mal, wie sich das Gift angefühlt hat!«
    Gil klappte den Mund so heftig auf und wieder zu, dass ihre Zähne aufeinanderklickten. Dann ließ sie ihre Schriftrolle verschwinden. »Ich schwöre dir, wenn du und diese Studie mich nicht berühmt machen…« Sie schüttelte den Kopf. »Na schön. Wir sind fertig. Dann werde ich den Bericht eben aus dem kleinen bisschen an Information schreiben, das du mir gegeben hast. Dem klitzekleinen bisschen.« Schmollend schob sie die Unterlippe vor. Dann war sie verschwunden.
    Ich lehnte mich auf dem Sofa zurück und rieb mir mit meiner heilen Hand über die Augen. Es fühlte sich an, als wäre es schon spät– oder früh, je nachdem, wie man es betrachtete. Wie lange war ich … »Bewusstlos« war das erste Wort, das mir in den Sinn kam, aber anscheinend traf das nicht für die gesamte Zeitspanne zu, die in meiner Erinnerung fehlte.
    Ich zog die Knie auf das Kissen und machte es mir ein wenig bequemer, während ich Nathanial beobachtete. Sein Gesichtsausdruck hatte sich bei Gils Verschwinden nicht verändert, und ich war mir nicht sicher, ob er überhaupt bemerkt hatte, dass Gil fort war. Sein Haar war immer noch feucht– und fiel ihm immer noch in schweren, schwarzen Strähnen um die Schultern.
    Sogar so reglos und tief in Gedanken versunken, wie er den Anschein machte, hatte er etwas an sich, das angespannter… unbeherrschter wirkte, als ich es von ihm gewöhnt war. Hitze stieg mir ins Gesicht, als ich mich daran erinnerte, was vorhin geschehen war, deshalb schlug ich die Augen nieder und zwang mich, den Blick umherschweifen zu lassen, zu den abstrakten Gemälden an den Wänden, der Bronzeskulptur in der Ecke und den Bücherregalen neben dem Kamin– überallhin, nur nicht zu dem Vampir, der sich mit mir im Zimmer befand. Was nicht hieß, dass er mein Ablenkungsmanöver irgendwie bemerkte.
    »Also, wo sind wir?«, fragte ich.
    Nathanial starrte weiter in die Luft.
    »Nathanial?«
    Er hob den Kopf, doch sein Blick wurde nicht klar. Ich rutschte vom Sofa, trat um den Couchtisch herum und wedelte vor seinem Gesicht herum.
    Er blinzelte. Ich war zwar immer noch nicht überzeugt davon, dass ich seine Aufmerksamkeit hatte, aber anscheinend war das alles, was ich bekommen konnte.
    »Wo sind wir?«, fragte ich erneut und wies dabei mit einer umfassenden Geste auf das Zimmer.
    Er sah sich um, als erinnere er sich nicht, und seine Mundwinkel sanken herab. »In einem Haus, das mir gehört.«
    »Ja, das habe ich mir schon gedacht.« Wirklich furchtbar hilfreich, nicht wahr? »Sind wir immer noch in Haven?«
    Er nickte. »Im Herzen der Stadt. Dieses Haus… Niemand weiß, dass es mir gehört. Nicht einmal Tatius.«
    Bei der Erwähnung von Tatius’ Namen kämpfte sich meine

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