Braut der Nacht
Kleid in der Dusche noch mehr Schaden erlitten hatte und mir nun kaum noch am Leib hing.
»Kleider?«, fragte ich knapp.
Sie schüttelte nur den Kopf und starrte mich weiter an.
Großartig. Angestachelt von Nathanials Blut waren meine Sinne übersensibel, aber außer Gil hörte ich niemand sonst im Haus. Wenigstens brauche ich mir keine Sorgen zu machen, noch jemand anderem über den Weg zu laufen. Dennoch musste ich drei Türen öffnen, bis ich endlich ein Schlafzimmer erwischte.
Ich schlug die Tür hinter mir zu und machte mich daran, die Kommode zu plündern. So schlank Nathanial auch sein mochte, seine Kleidung war zu groß für mich. Ich streifte das, was von meinem Kleid noch übrig war, ab und zog mir ein schlichtes weißes Unterhemd über den Kopf. Es wurde durchsichtig, als es sich an meinen nassen Körper legte. So ein mondverfluchtes Pech aber auch! Ich ging zum Schrank und zog das erste farbige Anzughemd heraus, das ich fand. Es war von einem ungewöhnlichen, tiefen Blauton, der wahrscheinlich fantastisch zu Nathanials dunklem Haar aussah und seinen Augen Farbe verlieh.
Finster starrte ich das Hemd an und schob es zurück in den Schrank.
Das nächste Hemd, das ich fand, war schlicht braun, und ich zog es über das Unterhemd. Ich hatte ziemliche Mühe, meinen nutzlosen Arm durch den Ärmel zu bekommen, außerdem konnte ich die Knöpfe einhändig nicht schließen, aber es hing mir bis zur Mitte der Oberschenkel und verhinderte, dass ich völlig unschicklich aussah. Während ich mit den Ärmeln kämpfte und versuchte, sie nach oben zu rollen, damit sie mir nicht über die Hände fielen, öffnete sich die Tür hinter mir.
»Später, Gil«, sagte ich, als das magische Licht den offenen Türrahmen ausfüllte. Die Tür schloss sich wieder und sperrte das Licht aus. Nun, wenigstens hat sie nicht protestiert. Ich gab die Ärmel auf, drehte mich um und erschreckte mich fast zu Tode.
Nathanial stand im Zimmer. Sein langes Haar floss ihm über Schultern und Brust, bis es mit dem schwarzen Handtuch verschmolz, das er um die Hüften geschlungen hatte. Welchen Ausdruck er auch immer auf meinem Gesicht lesen mochte, er veranlasste ihn dazu, eine Augenbraue hochzuziehen, doch als er anschließend durchs Zimmer auf mich zukam, waren seine Züge wieder betont ausdruckslos.
Eine Armeslänge von mir entfernt blieb er stehen und streckte die Hand aus. Ich schluckte und stolperte rückwärts über meine eigenen Füße. Das brachte mir ein Stirnrunzeln ein, dennoch trat er einen weiteren Schritt auf mich zu.
Für gewöhnlich forcierte er nichts. Aber heute Nacht war offensichtlich keine gewöhnliche Nacht.
Erneut streckte er die Hand aus, und ich hielt den Atem an, als er das Hemd berührte. Er knöpfte zwei der Knöpfe in der Mitte des Hemds zu, dann rollte er die Ärmel bis zu meinen Ellbogen hoch. Ich starrte auf alles Mögliche im Zimmer, außer auf die Mauer aus nackter, männlicher Brust direkt vor mir. Nachdem er die Ärmel hochgekrempelt hatte, ging er wortlos um mich herum zum Schrank.
Das ist alles? Er brachte meine Kleidung in Ordnung und kümmerte sich dann um seine eigenen Angelegenheiten? Ich wirbelte herum.
Er stand mit dem Rücken zu mir, aber er hatte das Handtuch abgenommen und sich ums nasse Haar geschlungen. Sein Körper präsentierte sich mir in ganzer Pracht wie eine blasse Marmorstatue. Und er war… Mir blieb die Spucke weg, und energisch schüttelte ich mich und riss den Blick los. Anscheinend verliere ich wirklich den Verstand. Ich hatte in meinem Leben schon unzählige Männer nackt gesehen. Zum Teufel, die meisten Shifter trugen selten Kleidung, selbst in menschlicher Gestalt. Warum sollte das hier irgendwie etwas anderes sein?
Weil ich Nathanial noch nie zuvor nackt gesehen hatte.
Er warf einen Blick über die Schulter und betrachtete mein Gesicht. Ein kleines Lächeln spielte um seine Mundwinkel. Er findet das witzig? Nein, wurde mir klar. Das war eine Show. Verdammter Vampir.
Na schön. Wenn er Publikum haben wollte, dann würde ich für Publikum sorgen. Ich zog die Tür auf. »Hey, Gil! Komm doch kurz mal her!«
Ich warf einen Blick zurück, bevor sie die Tür erreichte, und stellte fest, dass Nathanial sich umgedreht hatte und mich anstarrte– vollständig angezogen. Oder zumindest wirkte er vollständig angezogen, aber das war viel zu schnell gegangen, als dass es irgendetwas anderes als eine Illusion sein konnte.
Die Show ist vorbei! Feixend zeigte ich ihm die Zähne und
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