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Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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gehen.«
    Er verbeugte sich, so gut das gebückt in einem Auto möglich war, dann ließ er meinen Arm los. Meine Schulter pochte vor Erleichterung, und ich zog den Arm an mich und drückte ihn an die Brust. Schmerz strahlte meine Hand entlang, als das Gefühl wieder zurückkehrte. Die Haut an meinem Finger war um Avins Silberring herum rot und geschwollen. Ich riss ihn herunter und ließ ihn in die Manteltasche fallen, als sich der bullige Bodyguard vorbeugte und den Kopf durch die offene Tür steckte. Er fragte nichts, sondern sah die Sammlerin nur an. Sie nickte ihm knapp zu, woraufhin er seinen massigen Körper auf den Platz neben mir zwängte. Vor dem Auto sprühten Jomars zusammengekniffene Augen Funken.
    Da ist wohl jemand in Ungnade gefallen.
    Jomar schlug die Tür zu, und der Motor erwachte brüllend zum Leben. Meine ohnehin schon angespannten Muskeln verkrampften sich. Ich hasste Autos. Nathanial rückte näher und nahm meine Hand, als das Auto sich jäh in Bewegung setzte.
    Sicherheitsgurt, Sicherheitsgurt, wo ist dieser verdammte …
    Dann sah ich ihn unter dem massigen Bodyguard neben mir hervorlugen. Als ich an dem Gurt zerrte, starrte mich der große Vampir verdutzt an, doch als ich heftiger zerrte, verlagerte er sein Gewicht etwas, damit der Gurt freikam. Das Auto bog um eine Kurve, und ich schrie auf, jeder Muskel in mir verkrampfte sich noch stärker, was meine wunde Schulter vor Schmerz pochen ließ. Mit zitternden Händen packte ich die Steckzunge aus Metall und fummelte damit an der Schnalle herum, bis Nathanial mir beides wegnahm und sie für mich einrasten ließ.
    »Ich bitte um Entschuldigung, wenn meine Männer etwas grob waren. Sie neigen dazu, sich mitreißen zu lassen«, sagte die Sammlerin, während die Häuserblocks am Fenster vorbeiglitten. »Aber ganz gleichgültig, wie wenig deine Gefährtin trug, es war absolut unnötig, sie auszuziehen. Ich werde ein ernstes Wort mit ihnen reden.«
    Mein Gesicht glühte bei dieser zweischneidigen Entschuldigung. Der Mantel war in den Fußraum gerutscht, als ich mit dem Sicherheitsgurt kämpfte, und ich zeigte viel Bein unter dem dünnen weißen Unterhemd– ziemlich viel Bein. Aber es war ja nicht so, als wäre ich nackt. Nathanial beugte sich vor und hob meinen Mantel vom Boden auf. Als er ihn mir reichte, zögerte ich einen Augenblick, bevor ich ihn über meinen Schoß breitete.
    Ich zögerte deshalb, weil ich mich nicht entscheiden konnte, ob ich die Stichelei der Sammlerin bestätigen sollte, indem ich mich bedeckte. Wofür sie sich schließlich nicht entschuldigt hatte, war, dass sie uns von der Straße entführt hatte.Wozu sie verdammt sicher nicht das Recht hatte. Was juckt mich ihre Meinung darüber, wie ich angezogen bin? Am Ende gab ich nur deshalb nach, weil ich wusste, dass Nathanial derjenige war, der uns durch diese gefährlichen politischen Gewässer manövrieren musste, und ich wollte es ihm nicht noch schwerer machen.
    Als ich den Mantel über meinem Schoß glattstrich, legten sich Nathanials Finger um meine. Er drückte sie leicht, was ich als stummes »Danke« deutete. Ich sank tiefer in meinen Sitz. Sicher war ich doch nicht so schwierig, dass eine solche Kleinigkeit einen Dank verdiente. Oder etwa doch?
    »Du hast für diese Unterhaltung eine Menge Schwierigkeiten auf dich genommen«, sagte Nathanial, ohne auf die Halbherzigkeit der Entschuldigung der Sammlerin einzugehen. »Tatius wurde gesagt, du hättest Haven bereits verlassen.«
    »Eindeutig wurde er falsch informiert. Hast du über mein Angebot nachgedacht?« Ihre Augen wurden schwarz, als sie ihn beobachtete. »Lass mich an deinen Gedanken teilhaben, Eremit…« Sie hielt inne. »Oder Illusionist, wie man dich eigentlich nennen sollte.«
    »Ich bin zufrieden mit meinem Titel.« Nathanials Stimme war völlig emotionslos, aber seine Hand drückte meine fester. »Du solltest wissen, dass Kita, meine Gefährtin, ihre Fähigkeit verloren hat, all die Dinge zu tun, die die Gefährtin des Reisenden sah. Diese Fähigkeiten haben ihre Verwandlung nicht überstanden. Sie kann nicht länger die Gestalt wechseln.«
    Glasige schwarze Augen musterten ihn, vermutlich auf der Suche nach einer Lüge, und die eisig hoheitsvolle Haltung, die die Sammlerin an Tatius’ Hof zur Schau gestellt hatte, zeigte sich in ihren Zügen. Sie faltete die Hände im Schoß, die Fingerspitzen wie zu einer Pyramide aneinandergelegt.
    »Akane hatte eine Zwillingsschwester. Ich befahl einem meiner Diener, sie

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