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Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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Vorzug geben.«

Kapitel 19
    M ehrere Stunden, einen Privatjet– der eine brandneue Art von Hölle für mich darstellte– und eine weitere Fahrt in einer Limousine später wurden wir durch die Eingangstür einer viktorianischen Villa geführt. In der Zeit, in der ich mich als streunende Katze ausgegeben hatte, um zu überleben, war ich von den verschiedensten Leuten mit nach Hause genommen worden und demzufolge in vielen interessanten Häusern gelandet.
    Aber noch nie war ich in einem Haus mit hohen, schlossähnlichen Türmchen, breiten, geschwungenen Treppen oder Kristallkronleuchtern, die fünfzehn Meter über meinem Kopf hingen, gewesen. Ich zog den Mantel enger um mich und starrte auf meine nackten Füße auf dem Marmorboden der Eingangshalle.
    »Die Herrin befindet sich im Salon«, sagte der Mann, der die Tür geöffnet hatte, und verbeugte sich vor der Sammlerin.
    Sie rauschte ohne ein Wort an ihm vorbei, gefolgt von Elizabeth und den Zwillingen. Der Mann richtete sich aus seiner Verbeugung nicht wieder auf, aber er hob den Blick, und seine Lippen verzogen sich zu einem hämischen Lächeln, als er ihnen nachsah. Okay, offensichtlich war die Sammlerin kein besonders willkommener Gast, nicht einmal in den Städten, die sie als die ihren betrachtete. Entweder das, oder der Vampir ärgerte sich über den Mangel an Beachtung. Schwer zu sagen. Nicht, dass ich Zeit gehabt hätte, mir darüber lange den Kopf zu zerbrechen. Nathanial ging bereits durch die Halle und folgte der Sammlerin. Widerstrebend schlurfte ich hinter ihm her.
    Ich war die Letzte in der Reihe, die den Salon betrat. Leider war ich nicht zu spät dran für die Show. Eine blonde Frau in einem Kleid, das dünn genug war, um durchsichtig zu sein, saß in der Mitte eines Sofas aus rotem Samt. Vor ihr kniete ein braun gebrannter Mann mit nichts als seidenen Shorts und Körperöl am Leib. Er hatte den Oberkörper vorgebeugt und den Kopf zur Seite gedreht, sodass eine Seite seines Halses entblößt war, und rieb sich mit geschlossenen Augen über die Beule in seinen schwarzen Shorts. Ein dünnes Rinnsal Blut quoll unter den grell geschminkten Lippen der Frau hervor, die an seinem Hals saugten. Ein weiterer Mann, der genauso wie der erste gekleidet war, lag ausgestreckt mit glasigem Blick über ihrem Schoß.
    Sie ließ sich Zeit inmitten dieser verschlungenen Männerkörper, um uns Gelegenheit zu geben, von der Tür aus zuzusehen, wie ihr Abendessen zu zittern begann. Unbehaglich trat ich von einem Fuß auf den anderen und rückte näher zu Nathanial. Er beobachtete die Szene mit finsterer Miene, aber seine Pupillen waren geweiteter, als es in dem hell erleuchteten Raum nötig war. Ich hatte in der Nacht zuvor viel Blut von ihm genommen. Hatte er seitdem Zeit gehabt, um zu jagen? Ich war mir nicht sicher, ob es mir gefiel, wie er das Rinnsal von Blut betrachtete, das dem Mann über den Hals lief, aber wenigstens half mir, Nathanials Reaktion zu beobachten, dabei, meinen eigenen wachsenden Hunger zu ignorieren.
    Der Mann schrie auf, seine Hände kamen zum Stillstand, und die Frau zog sich zurück. Sie ließ ihn zu Boden sacken, als sie sich erhob. Der reglose Mann auf ihrem Schoß rutschte ebenfalls schlaff zu Boden. Dann stieg sie über die lang ausgestreckten Körper hinweg.
    Sie betupfte sich die Mundwinkel und schlenderte auf uns zu. »Sammlerin, du beehrst meine Stadt mit deiner Anwesenheit. Ich hoffe, du hattest eine angenehme Reise?«
    Ihre Stadt? Das war die Herrin von Demur. Na, Scheiße. Gab es denn nirgends in diesem Land normale Vampire?
    Die Sammlerin sah die Frau missmutig an. »Ehrlich gesagt waren die letzten paar Nächte anstrengend. Ist Aaric schon angekommen?«
    »Kurz vor dir«, ertönte dröhnend eine Stimme von der Tür her, und ich zuckte erschrocken zusammen.
    Der Reisende duckte sich unter dem Türrahmen durch und marschierte mit langen Schritten auf die Sammlerin zu. Ich versteifte mich, als er an mir vorbeiging. Anders als in Haven hatte er jetzt einen Geruch. Er roch nach porösem Holz, alter Baumwolle und gegerbtem Leder. Keine vampirische Projektion diesmal. Elizabeth eilte ihm entgegen, um ihn zu begrüßen, aber seine Aufmerksamkeit war auf die Sammlerin gerichtet.
    Die Sammlerin nickte ihrem Stellvertreter zu, dann wandte sie sich wieder an die Herrin von Demur. »Sorge dafür, dass meinen Gästen ihr Zimmer gezeigt wird«, sagte sie, bevor sie mit dem Reisenden nach draußen ging. An der Tür hielt sie noch einmal inne und

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