Braut der Schatten
gehört.«
Salem hatte ihr schon öfter berichtet, wie diese »Betreuer« das arme Geschöpf vor seinen Kämpfen reizten, sodass es sich möglichst wild und grausam gebärdete.
»Warum kann er seine innere Bestie denn nicht zügeln?« Sie wusste, dass seine Art Jahre damit verbrachte, den wölfischen Teil ihres Wesens zu beherrschen, von der steten Angst getrieben, er könnte die Herrschaft übernehmen.
»Das is’ nich’ gerade eine besonders lustige Geschichte.« Als sie ihm bedeutete fortzufahren, sagte Salem: »Der Mann war mal … ein Mensch. Die Warlocks haben ihn gewandelt, damit er ihnen dient. Offensichtlich machen die so was öfters.«
Ein gewandelter Lykae hatte nicht die geringste Chance, die Bestie zu beherrschen, zumindest nicht die ersten Jahre, falls er es überhaupt jemals schaffte. Bis dahin aber war er im Grunde ein brutaler Mörder, was auch der Grund dafür war, das so wenige Lebewesen gewandelt wurden. »Dann wiegeln die Warlocks ihn also auf und lassen ihn anschließend auf seinen Gegner los?« Sie stellte sich vor, wie Salem nickte.
Ein zusätzlicher Bonus? Abgesehen davon, dass die Lykae die stärkste Spezies der Mythenwelt waren, besaßen sie einen nahezu unfehlbaren Kampfinstinkt. »Hat der Wolf überhaupt irgendeine Ahnung, was da mit ihm passiert?«
»Weiß nich’. Kommt drauf an, wie lang die Wandlung her ist. Möglicherweise hat er manchmal klare Momente. Hoffentlich gerade dann, wenn er gegen Goürlav antritt. Seine Lykae-Klauen könnten sonst verdammt viele von diesen Kindern des Schreckens erschaffen. Kannst du dir vorstellen …?«
»Ich will es mir gar nicht vorstellen. Das alles passiert unter meiner Regentschaft. Die meisten Außenstehenden glauben schließlich, dass
ich
regiere. Aber ich würde diese Sklaverei niemals dulden. Ich würde niemals irgendetwas dulden, das womöglich Kinder des Schreckens nach Rune bringt!« Mit abgehackten Bewegungen wischte sie die Metallspäne fort.
»Na, das seh ich ganz genauso wie du«, sagte Salem in tröstendem Ton. »Übrigens bin ich zufällig auch beim Blutsauger vorbeigekommen. Und er war sogar zu Hause.«
Sie hielt kurz inne. »Und?«, erkundigte sie sich, als wäre ihr die Antwort völlig egal.
»Das scheint dich ja nich’ zu interessieren. War auch nich’ weiter wichtig. Ich hätt dich gar nich erst damit belästigen …«
»Schon gut! Erzähl mir endlich von ihm.«
»Als ich kam, saß er in seinem verdunkelten Zelt rum und war dabei, sein Schwert zu schärfen, aber mit den Gedanken war er anscheinend ganz woanders. Er starrte die ganze Zeit in so ’nen Kristall auf seinem Schreibtisch. Seine Fänge waren scharf, die Augen pechschwarz. Und die Felle auf seinem Lager waren total zerfetzt. Er sah nich’ mehr so aus wie jemand, der kalt und vernünftig is’, eher wie jemand … oh, wie soll ich das sagen? … der gleich losziehen und ganz große Scheiße bauen würde. Du kannst mir glauben, stille Wasser sind tief, und bei dem ganz besonders. Wenn diese eiskalten Typen durchdrehen, dann richtig.«
Dakiano war bei ihr an die Grenzen seiner Selbstbeherrschung gestoßen, aber er hatte sich immer wieder in den Griff bekommen. Was hatte ihn jetzt nur dermaßen aus der Bahn geworfen?
»Hast du eigentlich gewusst, dass es inzwischen Abaddonae gibt, die den Blutsauger unterstützen?«
»Sie ziehen ihn einem Landsmann vor? Oder einem anderen Dämon?«
»Zur Hölle damit, ich kann’s beinahe verstehen. Beinahe. Immerhin hat er seinen Lümmel in der Hose behalten und dich damit vor einer Steinigung bewahrt. Da zieh ich glatt den Hut vor dem Kerl – denn du hast ihm den Eingang zu deinem Paradiesgärtlein wahrlich nicht versperrt.« Über ihre Proteste hinweg sprach er einfach weiter. »Er kämpft wie kein anderer, und du hast dich in ihn verknallt.«
»Hab ich nicht!«
»Fickfrisuren lügen nicht, Kleines.«
»Aber ich liebe Cas.«
»Ich verdrehe gerade die Augen.« Sie starrte missmutig in seine Richtung. »Aber selbstverständlich liebst du ihn! Auf gewisse Weise. Ihr wart zwei Waisenkinder, die sich von Anfang an gut verstanden haben, und da habt ihr euch zusammengetan. Er war dein einziger Freund im ganzen Königreich. So was kommt ja nich’ alle Tage vor, und wenn man dann noch sein extrem gutes Aussehen miteinbezieht, also, da geht doch das Urteilsvermögen jeder Frau baden. Vertrau mir, das war bei mir genau dasselbe: Wenn die Frauen mich sahen, verloren sie reihenweise den Verstand.«
»Du warst also
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