Braut der Schatten
is’ dir bis jetzt sogar gelungen, ihn am Leben zu erhalten! Auch wenn ich glaub, dass Goürlav den Boden mit ihm aufwischen wird.«
Sie zuckte zusammen, als hätte sie jemand geschlagen. Aber ihre Stimme war emotionslos, als sie fragte: »Goürlav wird nur dann auf Cas treffen, wenn er siegt. Dann gehst du also davon aus, dass Dakiano unterliegen wird?«
Stille. Sie wusste, dass er sie in diesem Moment ansah, als wäre sie verblödet. »Natürlich, und das is ’ne Schande«, sagte Salem schließlich, »weil der Vampir nur aus einem Grund dabei is’: um dich zu gewinnen.«
»Um mich zu gewinnen?«
»Mal ganz davon abgesehen, dass er seine Heimat aufgegeben hat, interessiert er sich für deine Interessen, und er is’ bereit, Kompromisse zu machen. Ich hab gesehen, wie er Wein runtergewürgt hat, nur für dich. Er hält dich für das Tollste seit der Erfindung des Mammutspießbratens. Du hättest es also echt schlechter treffen können.«
»Ich kenne ihn doch erst seit Kurzem, und ich kann meine Gefühle für Cas nicht einfach abstellen wie einen Zapfhahn. Was würde das denn über mich aussagen, wenn ich einfach so von aufrichtiger Liebe zu Cas zu aufrichtiger Liebe zu Dakiano umschwenke? Bestenfalls, dass ich unbeständig bin. Schlimmstenfalls, dass ich genauso jung und dumm bin, wie jeder zu glauben scheint.«
»Niemand erwartet von dir, dass du deine Gefühle ausschaltest – die werden immer da sein. Aber du solltest sie endlich so sehen, wie sie wirklich sind.«
Tat sie das vielleicht bereits? Immer wenn sie sich ihre Ehe vorstellte, dachte sie mittlerweile nur noch an … Dakiano. Immer wenn sie an Cas dachte, fielen ihr sämtliche Meilensteine ihrer Freundschaft ein.
»Der Dämon is’ dein bester Freund. Irgendwo da draußen ist eine andere Frau, die seine Gefährtin ist. Und das bis’ nich’ du.«
So langsam begann Bettina, das selbst zu glauben. Wenn das Schicksal entschieden hätte, dass Cas und sie zusammengehörten, warum gab es dann zwischen ihnen all diese Anspannung? Vor allem wenn sie versuchten, sich wie ein Paar zu benehmen.
Oh, was spielte es schon für eine Rolle, was sie fühlte? Solange Goürlav am Leben war, würde Bettina schon sehr bald nicht mehr die Qual der Wahl zwischen zwei Männern haben.
Sie schnappte sich ihren Lötbrenner und stellte die Flamme ein. Arbeit! Das Feuer flammte vor ihren Augen auf, die sich mit Tränen füllten.
»Erinnerst du dich noch an diese Raves, auf denen du früher warst?«, erkundigte sich Salem vorsichtig. »Du siehst aus, als wärst du gerade auf ’nem schlechten Trip. Ganz ruhig, Kleines.«
»Mir geht’s bestens.« Flamme ans Metall. Federmechanismus. Nahtlose Verbindung.
»Sieh dich mal um, Prinzessin! Die Puppen tanzen.«
Sie hörte die Bewegungen, sah aber nicht auf.
»Eh! Diese blöden Puppen
ficken
.«
Sie legte den Lötbrenner beiseite und schlug mit der Hand auf die Werkbank. »Salem, bitte!«
Die Ankleidepuppen hielten inne, als wären sie beleidigt. »Na schön. Soll ich spionieren gehen?«
»Ja. Unbedingt.
Geh
.«
»Vielleicht spucken meine Quellen ja jetzt ein paar Einzelheiten über Goürlav aus, wo ihre Delegierten tot sind und so.«
»Klingt nach einem guten Plan«, sagte sie abwesend, während sie den Lötbrenner wieder hob. Schon bald hatte sie sich vollkommen in ihrer Aufgabe verloren und arbeitete wie im Wahn.
»Ich bin dann weg, Prinzessin.«
Ist der immer noch da?
Sie blies auf das heiße Metall und musterte das zusammengefügte Stück. Voller Stolz löschte sie die Flamme. Es war genau wie auf Dakianos Zeichnung.
Doch als Salem schließlich fortging, blieb eine Präsenz zurück.
30
»Du bist zu früh«, murmelte Bettina.
Sie hat gespürt, dass ich hier bin?
Trehan wurde sichtbar. »Und du bist etwas ganz Besonderes«, brachte er mit bewunderndem Tonfall heraus.
Sie hatte mit einer Lötflamme gearbeitet, und ihre Bewegungen waren so präzise gewesen, so rasch, dass ein Sterblicher nicht in der Lage gewesen wäre, ihnen zu folgen.
Ihr Blick war die pure Konzentration gewesen, während ihre geschickten Finger eine derart eindrucksvolle Waffe schufen. Ihre Augen leuchteten immer noch, der farbige Teil um die Pupillen herum schien beinahe Funken zu sprühen.
Es war wunderschön anzusehen.
Als er eingetroffen war, hatten seine immer noch anhaltende Wut über ihren Angriff und seine tiefe Verwirrung wie zwei wilde Tiere miteinander gerungen. Doch sein aufgewühltes Inneres war völlig zur Ruhe gekommen,
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