Braut der Schatten
brach Cas das Schweigen. »Tina, ich wollte dir noch sagen, dass es mir leidtut, was ich gestern alles zu dir gesagt habe. Ich will nicht mit dir streiten.«
»Ich auch nicht, Cas.«
»Es hat sich einfach falsch angefühlt. Können wir wieder Freunde sein?«
»Freunde.« Früher hätte ihr dieses Wort einen Stich versetzt, doch jetzt stellte sie fest, dass sie sich nach seiner Freundschaft sehnte. »Natürlich. Du bist mein allerbester Freund. Du bist immer für mich da. Sogar wenn wir streiten, gehört dir immer ein Platz in meinem Herzen.«
»Genau wie ihm?«, fragte Cas mit ruhiger Stimme.
»Ja. Mir liegt etwas an dem Vampir.«
»Ich hätte niemals etwas darüber sagen dürfen, dass Dakiano dich verführt. Ich kann dir deine erste Affäre wohl kaum zum Vorwurf machen – vor allem nicht, wenn es dabei um einen Dakier geht. Sie können … unwiderstehlich sein.«
Hatte etwa eine dakische Frau Cas in ihr Bett gelockt? Der Gedanke schmerzte nicht so, wie er es früher getan hätte. »Cas, ich wollte nicht, dass das passiert. Es ist einfach so gekommen. Ich werde mir seinetwegen Sorgen machen, genauso wie ich mir morgen deinetwegen Sorgen machen werde. Und ich kann nicht vorhersagen, wie ich heute Abend reagieren werde.«
»Ich verstehe.«
Als sie sich dem Ring näherten, wurde ihr bewusst, dass sie noch nie zuvor in ihrem Leben nervöser gewesen war.
Dies geschah nun wirklich. Dakianos Kampf. Und alle Anwesenden waren davon überzeugt, dass er gleich sterben würde.
Erneut wurde sie von Frustration überwältigt. Sie würde bald Königin sein und besaß nicht die geringste Kontrolle über das, was in ihrem eigenen Reich vor sich ging.
Sobald Cas sie auf die große Tribüne transloziert hatte, begrüßte Raum sie mit fragendem Blick.
»Es geht mir gut«, versicherte sie ihm.
Ich hab das Gefühl, ich muss gleich losschreien!
»Letzte Nacht ist nichts passiert.«
Möglicherweise habe ich mich in diesen wunderbaren, geduldigen, mutigen Vampir verliebt, der mich zur Frau nehmen will.
Der gleich sein Leben für mich riskiert.
»Gut. Ich alter Dämon mache mir nun mal Sorgen, Tina.« Raum tätschelte ihr mit seiner rauen Pranke die Schulter und wandte sich an Cas. »Auf ein Wort, Sohn.« Die beiden Männer zogen sich in eine Ecke der Tribüne zurück.
Morgana vergeudete keine Zeit, sondern rückte Bettina gleich auf den Pelz und reichte ihr einen Kelch mit Wein. »Ich habe Raum versichert, dass du euer Treffen unbeschadet überstehen würdest, der Vampir aber womöglich nicht so viel Glück hätte. Also, hat mein kleiner Sonderling dem Ruf des Prinzen der Schatten geschadet? Ich will alle Einzelheiten hören.«
»Wir haben uns nicht geliebt, wenn es das ist, was du wissen willst.«
»Hmm. Du wirkst erschöpft.«
»Ich weiß, ich weiß. Und dabei bin ich sowieso schon keine große Schönheit«, sagte sie, lächelte jedoch insgeheim.
Aber ein gewisser Vampir kann gar nicht genug von mir bekommen.
»Nein, das wollte ich damit nicht sagen. Es ist die innere Haltung, die die Schönheit einer Sorcera ausmacht. Und wie mir scheint, entwickelst du sie nun endlich.«
»Kann schon sein. Aber ich fürchte mich trotzdem vor dem heutigen Abend. Der Druck dieses Turniers lastet schwer auf mir – was du vorhergesehen haben müsstest.«
»Nur aufgrund dieses Turniers sind deine Feinde tot, hat deine jämmerliche Schwärmerei für diesen Taugenichts«, sie wies mit dem Kinn auf Cas, »endlich ein Ende, und du bist reicher als je zuvor.«
Doch ihre Fähigkeit hatte Bettina immer noch nicht zurück, und sie war weiterhin dazu gezwungen, an diesem Tisch zu sitzen und zuzusehen, wie Dakiano um sein Leben kämpfte.
Kann ich zusehen, wie er stirbt?
Sie kaute an ihren Fingernägeln. »Morgana, kannst du denn gar nichts tun, um ihm zu helfen?«
»Uns sind die Hände gebunden, aufgrund dieser verfluchten Regeln. Wie ich schon sagte, kann ich auf den Ausgang dieses Turniers weder durch Gedanken noch durch Taten einwirken. Auch wenn ich aus dem Ergebnis Kapital schlagen kann«, fügte sie geheimnisvoll hinzu.
»Was soll das heißen?«
»Ich werde mich nicht weiter dazu äußern.«
Bettina knirschte mit den Zähnen. »Es muss doch etwas geben«, beharrte sie. Sie stellte den Kelch beiseite, um besser nachdenken zu können.
Plötzlich schnappte Morgana nach Luft. »Das ist keine einfache Vernarrtheit. Du
liebst
den Vampir!«
Bettina war nicht imstande, mit ihrer Angst fertigzuwerden und gleichzeitig dem Verhör ihrer Patin
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