Braut der Schatten
ausführen, und der muss tödlich sein.«
Sie biss sich auf die Lippe. Ihr Gesicht war vor Sorge ganz bleich. »Wirst du bis zum Kampf bei mir bleiben?«
Neben ihr in diesem Bett liegen und einen faulen Tag damit verbringen, mit ihr zu reden, sie zu berühren, sie zu küssen …? Aber das konnte er nicht. »Ich habe viel zu tun.« Er würde sich in den kommenden Stunden dieses Vergnügen versagen und dann später den Lohn dafür ernten: faule Tage bis in alle Ewigkeit.
Falls ich überlebe.
»Sollte ich heute Abend wider Erwarten scheitern, wird es jedenfalls nicht an mangelnder Vorbereitung liegen.«
»Willst du denn gar nicht versuchen, etwas zu schlafen?«
»Sorgt sich meine Braut um mein Wohlergehen?«
»Das weißt du doch«, erwiderte sie leise.
Ein Sieg! Sein Plan ging auf. Optimismus erfüllte ihn. »Kein Mann könnte mehr motiviert sein zu leben.« Er legte ihr die Hand in den Nacken. »Wenn du in Reichweite bist, werde ich nicht so leicht fallen – wenn überhaupt. Dessen kannst du dir sicher sein, Bettina.« Nach einem letzten langen Kuss zwang sich Trehan zu verschwinden.
Zurück in seinem Zelt überdachte er noch einmal alles, was er im Laufe der Nacht erfahren hatte. Eine Sache stach besonders hervor: ihr Beharren darauf, dass sie über Caspions Tod nicht hinwegkommen würde.
Goürlav überleben, Caspion töten, Bettina verlieren? Es musste doch einen Ausweg aus dieser Klemme geben.
Mit einem Mal flogen die Zelttüren auf, und Morgana kam hereingeschlendert.
»Was willst du?«
»Ja, ja, ich habe dir doch gerne bei meiner überaus reizenden Patentochter beigestanden. Übrigens war der ›Spaziergang‹ ganz allein
mein
Werk.« Sie setzte sich auf seinen Schreibtisch, ganz so wie Bettina es getan hatte. Doch jetzt störte es ihn. »Ich bin gekommen, weil ich wissen will, wie du die Luftterritorien gefunden hast.«
»Ich verfüge über gewisse Möglichkeiten. Was geht dich das an?«
»Sehr viel. Eine meiner Sorceri-Untertaninnen wird vermutlich gegen ihren Willen in Skye Hall festgehalten. Gerüchten zufolge wurde sie auf direktem Wege dorthin gebracht, nachdem sie einer Gruppe von Menschen entkommen ist, die Mythianer einsperren und Experimente an ihnen vornehmen. Ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass man sie dort nicht gerade mit Samthandschuhen anfassen wird. Also, ich frage dich noch einmal: Wie bist du in die Luftterritorien gelangt?«
Er beschloss, sich einer weiteren List aus Lothaires Trickkiste zu bedienen. »Ich gehe davon aus, dass ich in Zukunft weiterhin Unterstützung bei Bettina benötigen werde. Vielleicht einigen wir uns ja noch in den kommenden Tagen.«
Sie wirkte fasziniert, selbst hinter ihrer Maske. »Und wenn du heute Abend stirbst?«
Er glaubte nicht, dass die Sorcera den Ausgang des Duells beeinflussen konnte, aber es konnte ja nicht schaden, sie ein wenig dahingehend zu motivieren, nur für den Fall … »Sollte ich sterben, stirbt mein Geheimnis mit mir.«
Licht tanzte in ihren Handflächen – ihre Magie war bereit zum Einsatz. Aber sie setzte sie nicht gegen ihn ein. »Du hast wirklich ausgesprochenes Glück, dass ich etwas von dir brauche, Prinz der Schatten.« Sie wandte sich zum Gehen. Am Ausgang sagte sie noch über ihre Schulter hinweg: »Solltest du es überleben, werden wir uns schon bald unterhalten.«
Wieder allein überlegte er, was er für das Duell brauchen würde. Aber er war bereits so gut wie überhaupt möglich vorbereitet – oder er würde es jedenfalls sein, sollte Honorius Erfolg haben.
Trehan zog in Erwägung, doch ein wenig zu schlafen. Aber ganz gleich, wie erschöpft er war, sein Verstand fand einfach keine Ruhe. Würden seine Probleme womöglich erst richtig beginnen, wenn er Goürlav schlug?
Irgendeinen Ausweg aus dieser Klemme …
Sein Blick landete auf der Schriftrolle mit dem Vertrag, in dem sämtliche Regeln standen. Er maß mindestens dreißig Zentimeter im Durchmesser und war auf Altdämonisch verfasst.
Es würde einen gewöhnlichen Gelehrten Wochen kosten, sie vollständig durchzulesen, geschweige denn zu übersetzen.
Zum Glück bin ich kein gewöhnlicher Gelehrter.
Mit einem müden Seufzer machte er sich an die Arbeit.
Was tut man nicht alles für seine Braut.
»Wie sind die Quoten?«, fragte Bettina Salem und kaute unaufhörlich an ihrem Fingernagel.
Es war später Nachmittag. Morgana und ihre Inferi waren längst gekommen und gegangen und hatten Bettina geschminkt, maskiert und in angemessener Kleidung
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