Braut der Schatten
konnte, was sie damit meinte, fuhr sie mit gespielter Munterkeit fort: »Sobald der Wettbewerb beginnt, werde ich vollkommen bereit sein, den Mann zu heiraten, der gewinnt.« Doch am Ende brach ihre Stimme ein wenig.
Vollkommen bereit –
und starr vor Angst
.
»Aber du bereust deine Entscheidung inzwischen? Ist es das?« Dann wurde ihm etwas klar. Wenn Caspion heute Nacht mit ihr geschlafen hätte, wäre das Turnier abgesagt worden. »Darum hast du also versucht, den Dämon zu verführen!« Seine Erleichterung war immens. »Damit er dich rettet.«
Jetzt werde ich es sein, der dich rettet.
»Ich wollte Caspion verführen, weil ich ihn liebe. Ich habe ihn immer geliebt und werde ihn immer lieben.«
Trehan fühlte sich, als wären ihm seine Fänge abgeschlagen und in den Hals gestopft worden. Von allen Männern auf der Welt. Dieser Todesdämon war für seine Beliebtheit unter den Damen sämtlicher Spezies berüchtigt. So hatte er auch mindestens die Hälfte aller unverheirateten Dakierinnen gevögelt, ehe er sich bei Nacht und Nebel aus dem Staub gemacht hatte.
Meine Braut ist in meine Zielperson verliebt.
Wenn Trehans Gefährtin ein anderer Vampir gewesen wäre, hätte sie dieselbe Dringlichkeit und dasselbe Verlangen für ihn verspürt, aber wenn ein Vampir durch die Frau einer anderen Spezies erweckt wurde, war es möglich, dass diese fremde Braut nichts für ihn empfand.
Diese fühlt nichts für mich.
»Ich könnte das Medaillon einfach stehlen – und dich dazu.«
»Es wird beschützt.«
»Ich werde diesen Zauber genauso leicht brechen wie deinen Barrierezauber.«
»Das Medaillon wird in einem Glaskasten aufbewahrt, der von Morgana mit einem Schutzzauber belegt wurde, unter Verwendung der vollen Macht ihrer magischen Kräfte. Es kann nicht geraubt, sondern nur von meinem zukünftigen Ehemann gewonnen werden.«
Trehan hatte von Morgana gehört und wusste, dass sie eine der mächtigsten Zauberinnen war, die je gelebt hatten – weil sie die Fähigkeiten
aller anderen Sorceri
beherrschte. Auch wenn Trehan ein gebildeter Dakier war, war er nicht eingebildet genug, um zu glauben, dass er mit Leichtigkeit ihre Zauber umgehen könnte. »Du musst doch einen Weg kennen, wie man an das Medaillon kommt.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich würde es dir sagen, wenn ich es wüsste.«
»Du würdest es mir nur sagen, um deinen kostbaren Caspion zu retten.« Wieder kämpfte er mit seinem Jähzorn, mit seiner Eifersucht, die so heftig war, wie er es nie zuvor erlebt hatte. »Und was wird er tun, um dich zu retten? Nimmt er an dem Turnier teil?«
Anstelle einer Antwort blickte sie auf die Decke.
»Nein? Dann heißt es also, entweder ich oder einer der wackeren Recken, die sich gerade dort unten einfinden? Ich möchte meinen, du könntest dich ruhig ein wenig erkenntlicher zeigen, nachdem ich sicherlich die bessere Alternative bin.«
»Zumindest will von denen keiner den Mann ermorden, den ich liebe.«
Kaum noch imstande, seine Wut zu beherrschen, ignorierte er den Schmerz in seiner Handfläche und packte seinen Schwertgriff – obwohl er das sonst niemals tat. »Der Mann, den du liebst, befindet sich gerade in einem Bordell. Ich hingegen bin hier bei dir.« Sie zuckte zusammen – offenbar hatte seine Bemerkung sie getroffen, doch glücklich machte ihn das nicht. »Für eine Jungfrau verfügst du über erstaunliche Verführungskräfte. Du wärst gut beraten, sie jetzt zu benutzen.« Er konnte kaum glauben, dass er das zu ihr gesagt hatte. Früher hatte er nur gesprochen, nachdem er seine Worte sorgfältig überdacht hatte.
Es schien, dass diese Eifersucht seiner Vernunft, seiner Impulskontrolle, abträglich war. Trehan, ein Dakier, hätte sie beinahe
gebissen
.
Sie sah ihm in die Augen. »Es tut mir leid, dass ich deine Braut bin«, begann sie. Offensichtlich bemühte sie sich sehr, genau das Richtige zu sagen, was in ihrem Zustand gar nicht so leicht war. »Es tut mir leid, dass mein Herz bereits vergeben ist. Aber wenn du ihm etwas antust, wirst du mich
zerstören
.« Wieder stiegen Tränen in ihre Augen. »Bitte … tu’s nicht.«
Um sein Reich zu beschützen, musste Trehan diesen Dämon beseitigen, und seine Braut würde ihm den Mord niemals vergeben.
Er musste nachdenken. Das Problem rational angehen. Doch das war unmöglich, solange die Tränen in ihren Augen ihn körperlich beeinträchtigten und die Erinnerung ihres Pulses an seiner Zunge ihn immer noch nach dem Verbotenen dürsten ließ.
»Ich
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