Braut der Schatten
später kehrten Salem und Cas in ihre Räume zurück. Cas war nur halb bekleidet und roch nach Parfum. Seine Hörner und sein Mund waren mit Lippenstift beschmiert. Sein Hemd war aufgeknöpft und ließ eine Menge makelloser gebräunter Haut sehen und noch mehr Lippenstift bis zu seinem Bauchnabel hinab.
Welche gesichtslose Frau hatte Cas’ Körper in dieser Nacht genießen dürfen? Bei den Göttern, die Eifersucht schmerzte! Manchmal war Bettina froh, dass sie ihre Sorceri-Fähigkeit nicht länger besaß; sie konnte sich nur vorstellen, was sie in einem Anfall von Groll zu tun versucht wäre.
Sie blickte auf ihre gespreizten Finger hinab. Selbst nach dieser ganzen Zeit erwartete sie immer noch, Energie und Licht in ihren Handflächen brodeln zu sehen. Stattdessen herrschte nur gähnende Leere in ihr.
Eine Leere, die nichts zu lindern vermag …
»Du hast ihn
gesehen
?«, fragte Cas, noch während er sich einen Stiefel anzog. »Er war hier?«
»Allerdings. Höchstpersönlich.«
Und zwar in meinem Bett.
»Wie kommt es, dass du noch lebst?« Mittlerweile war Cas halbwegs angezogen und legte ihr nun die rauen Hände auf die Schultern, fast so wie der Vampir. »Er lässt nie jemanden am Leben! Es ist ihm verboten, von Anderländern gesehen zu werden!«
Sie schluckte. »Ich … na ja, ich schätze, ich bin dann wohl eine Ausnahme.«
Salem schimmerte durch das Zimmer und nahm von Cas’ Hand Besitz, doch der Dämon erschauerte und schüttelte angeekelt die Finger aus.
Salem verzog sich und ließ sich wieder in ihrem Haar nieder. »Quatsch mit Soße, Prinzessin.«
»Die Sache ist die … Ich bin seine Braut.«
Cas schnappte nach Luft.
»Dann ist der Dämon also ’n paar Vampiren aufn Geist gegangen, und die haben ’nen Assassinen angeheuert, der in dir dann seine Gefährtin erkannt hat? Oh Mann, das wird echt immer besser.«
»So könnte man es ausdrücken.«
Cas öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn wieder und versuchte es noch einmal, ehe er endlich etwas herausbekam. »Du hast ihn
erweckt
?«
»Warum klingst du eigentlich dermaßen ungläubig?« Sie zog die Kordel an ihrem Morgenmantel mit abgehackten Bewegungen enger. »Manche Männer finden mich nämlich tatsächlich attraktiv, Caspion.«
»Ich weiß, ich weiß, aber …«
»Und tu bloß nicht so, als ob ich etwas dafür könnte! Ich lag im Bett und habe friedlich geschlafen, als er in meinem Zimmer aufgetaucht ist.«
»Weil er mich gesucht hat!« Cas wich vor ihr zurück und fuhr mit dem Handrücken über seinen lippenstiftverschmierten Mund. »Ich habe dich in Gefahr gebracht und diesen Mistkerl auf dich aufmerksam gemacht.« Dann runzelte er die Stirn. »Warum ist der Vampir nicht hier und versucht dich zu entführen?«
Wie peinlich.
Sie starrte auf den Boden, als sie die Wahrheit zugab. »Ich glaube, er hat mich verlassen, weil ich … ihm von meinen Gefühlen für dich erzählt habe. Er war ganz schön wütend.« Aber am Ende nicht mehr. Da war er ihr gleichgültig erschienen, als berührte ihn das, was zwischen ihnen stattgefunden hatte, gar nicht.
»Der verdammte Prinz der Schatten«, sagte Cas. »
Wütend
. Was hab ich nur getan?«
»Wie ist er überhaupt an meinem Barrierezauber vorbeigekommen?« Sie war völlig ungeschützt gewesen. Und wenn er mit bösen Absichten gekommen wäre? Sie fasste sich an die Kehle. Konnten die Vrekener etwa ebenfalls jederzeit hier eindringen? Dieser Zauber bestand schon, seit die Burg gebaut worden war. Wurde er womöglich schwächer?
»Der Vampir hat sich in Nebel verwandelt«, sagte Cas geistesabwesend. »Er hat jahrhundertelange Erfahrung darin, Barrieren zu überwinden. Ich war von Anfang an sicher, dass er mich erwischen würde.«
»Nebel! Vampire!«, rief Salem. »Redet ihr beide etwa von einem Dakier?«
»Er sagte, sein Name sei Dakiano«, sagte Bettina. »Was genau ist eigentlich ein Dakier? Ich dachte, die wären nur so eine Art schwarzer Mann der Horde. Sagenumwobene Supervampire.«
Cas stieß einen bitterbösen Fluch aus. »Ihre Existenz ist ein Geheimnis. Jeder, der von ihnen weiß, stirbt. Ich werde in Salems Gegenwart nicht von ihnen sprechen.«
»Als ob ich das nich’ sowieso im Handumdrehen rauskriege«, erwiderte Salem. »Immerhin bin ich ein Phantom. Na ja, ein Sylph. Begreift ihr beiden denn nicht, dass ihr vor dem guten alten Salem nix geheim halten könnt? Gar nix!« Er wandte sich an Bettina. »Letztes Jahr zum Beispiel hat die liebliche Prinzessin Halluzinogene zu
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