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Braut der Schatten

Braut der Schatten

Titel: Braut der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kresley Cole
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Turm fließendes heißes Wasser zu bekommen.
    Sie warf einen Bademantel über und fragte Salem: »Na, hast du genug gesehen?« Das Leben mit einem Sylphen als Zimmergenossen – Spanner und Phantom: zwei zum Preis von einem – hatte ihr inzwischen jede Prüderie ausgetrieben.
    »Na klar«, antwortete Salem vom beschlagenen Spiegel über dem Waschbecken. »Woher weißt du das nur immer?«
    Bettinas fünf Sinne mochten kaum besser als die eines Menschen sein, aber ihr sechster Sinn war besonders gut ausgebildet. Na ja, außer wenn sie etwas zu viel Dämonenbräu erwischt hatte. Und außerdem … »Ich weiß es, weil du das immer machst.«
    Sie wischte mit dem Ärmel über das Glas und betrachtete ihr Spiegelbild. Nicht besser als vor dem Bad. Sie sah immer noch verkatert und erschöpft aus. Als es ihr heute Morgen endlich gelungen war einzuschlafen, hatten sie ihre üblichen Albträume geplagt.
    »Ich versteh einfach nicht, warum du mir hinterherspionierst«, sagte sie. »Schließlich hast du nicht mal einen Körper.« Ein Dienstbarkeitsfluch für irgendein mysteriöses Verbrechen hinderte ihn daran, Gestalt anzunehmen. Und obwohl er immer noch seine telekinetische Fähigkeit besaß, konnte er nichts fühlen.
    »Ich werd ja nich’ immer so sein. Nee, nee, eines Tages werde ich nämlich ein richtiger Mann sein! Und das hier verschafft mir jede Menge Masturbationsfantasien für die Zukunft.«
    Sie verdrehte die Augen. Hoffentlich war das nur ein Witz. Als er vor drei Monaten hier angekommen war, hatte sie den Fehler begangen, ihn sich als harmlosen, dienstbeflissenen Geist vorzustellen – wofür Raum ihn übrigens immer noch hielt.
    Als Bettina zum ersten Mal gespürt hatte, dass Salem sie beobachtete, hatte sie nur gedacht:
Na, wenn er unbedingt richtig mickrige Brüste und nicht vorhandene Hüften sehen will … Tu dir nur keinen Zwang an.
    Dann hatte sie durch Morgana und deren Gefolge, die ihn schon vor dem Fluch gekannt hatten, mehr über den »berühmt-berüchtigten« Salem erfahren. Offensichtlich war er ein skrupelloser Krieger gewesen, der vor Sexappeal nur so gestrotzt hatte.
    Bettinas unschuldiges Bad in Anwesenheit des zarten Luftgeists hatte dadurch eine ganz neue, unbehagliche Dynamik gewonnen.
    »Du siehst echt scheiße aus, Kleine«, sagte er jetzt. Er schob ihr ein verzaubertes Schmuckstück hin.
    Morgana hatte es ihr gegeben, um all ihre Wunden nach dem Angriff zu verbergen, aber es enthielt immer noch ein bisschen Magie.
    Sollte sie sich vielleicht dieses harmlosen Verschönerungszaubers bedienen, damit ihre Patin nicht merkte, dass etwas nicht stimmte?
    Morgana war auch so schon überkritisch, was Bettinas Aussehen betraf, und wurde nicht müde darauf hinzuweisen, dass diese ihrer Mutter Eleara mitnichten das Wasser reichen konnte.
    Bettina erinnerte sich noch gut an einen ihrer ersten Besuche bei Morgana. »Oh, um der Liebe zum Golde willen, du bist aber wirklich ein seltsames kleines Ding«, hatte sie mit gerunzelter Stirn gesagt. »Deine Züge können sich einfach nicht entscheiden, ob sie schelmisch wie die eines Dämonenkindes oder atemberaubend wie die deiner Mutter Eleara sein wollen. Hmm. Nun ja, kleiner Sonderling, sei guten Mutes, es kann nur aufwärts gehen …«
    Bei dieser Erinnerung legte Bettina das Schmuckstück fort. Sie wollte ihre Patin wissen lassen, dass etwas nicht in Ordnung war.
Und zwar nicht weniger als mein ganzes Leben.
    »Hast du immer noch diesen Albtraum?«, erkundigte sich Salem.
    »Bedauerlicherweise ja.« Erst diesen Nachmittag hatte sich Bettina wieder einmal urplötzlich in ihrem Bett aufgerichtet und kurz vor einer ihrer Panikattacken gestanden, die sie seit diesem Überfall immer wieder quälten. Ihr Körper war vor Anspannung ganz steif gewesen, ihre Haut schweißüberströmt. Ihre Lungen hatten sich angefühlt, als steckten sie in einem Schraubstock.
    Sie hatte sich in ihrem Zimmer umgeschaut und sich immer wieder versichert:
Ich bin zu Hause. Diese schrecklichen Ungeheuer sind nicht hier. Kein Vrekener war je nach Abaddon gelangt …
    Bettina hatte zwei Ziele im Leben. Eines davon war, sich endlich wieder sicher zu fühlen. Sie konnte sich noch gut erinnern, wie es war, nicht ständig von Ängsten geplagt zu werden. Sie erinnerte sich an ein Leben ohne diese lähmenden Attacken.
    Früher konnte sie sorglos durch die Stadt schlendern, konnte ganz allein durch den Regenwald streifen. Jetzt war sie nicht mehr in der Lage, die Burg ohne Begleitung zu verlassen,

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