Braut der Schatten
Erinnerungen an die vergangene Nacht – was sie verdammt wütend machte. »Du hast mir doch gesagt, du würdest meinetwegen nicht zurückkommen.«
»Ich sagte, ich
hätte nicht vor
, deinetwegen zurückzukommen. Doch inzwischen habe ich meine Meinung geändert.« Seine Augen waren jetzt wieder grün, sein Blick entschlossen und konzentriert. »Hör mir gut zu, Frau. Es hängt ganz allein von mir ab, ob dein Caspion heute Nacht stirbt oder aber weiterleben wird.«
Sie hob ihr Kinn. »Bist du so überzeugt von dir, dass du ihn schlagen wirst? Ich bin mir da nicht so sicher. Und solltest du ihn wirklich töten, werde ich dich für alle Zeit hassen.«
»Nun, dann sei dir zumindest einer Sache sicher: Ich werde die anderen beeinflussen, ihnen sagen, dass Caspion der Jäger der Favorit des ganzen Königreichs sei und so früh wie möglich eliminiert werden müsse. Es sei denn …«
»Es sei denn was?«
»Es sei denn, du schwörst, mir eine Gunst zu gewähren, deren Natur ich dir später darlegen werde.« Er sprach weiter, ohne auf ihren empörten Protest zu achten. »Und ich werde nicht nur ihn verschonen, sondern zudem jeden Teilnehmer ausschalten, den du mir benennst.«
»Du willst mich erpressen?«
»Sieh es doch eher als Geschäft an.«
»Warum sollte ich dir trauen?«
»Du weißt, dass ich nicht lüge.« Er beugte sich hinab und flüsterte ihr ins Ohr: »Nenn mir eine Zielperson oder verabschiede dich von Caspion.«
»Wie soll ich eine Wahl treffen?«, sagte sie rasch. »Ich will sie alle los sein.«
»Dann versprich mir noch weitere Gefälligkeiten. Akzeptiere mich als deinen persönlichen Kämpfer, und ich werde dafür sorgen, dass schon bald kein Leben mehr in diesem Ring ist.«
Nach dem erniedrigenden Umzug an diesem Abend war sie durchaus versucht, darauf einzugehen – selbstverständlich nur, wenn Cas davon ausgenommen war. Aber bis sie wusste, was für eine Art von »Gunst« Dakiano im Sinn hatte, würde sie sich lieber beschränken.
Auf einen einzigen Teilnehmer. Bettina fand die schlangenartigen Wesen am schlimmsten. Schon bei dem bloßen Gedanken, sich mit einem von ihnen zu vereinen, musste sie würgen. Ganz zu schweigen von der Vorstellung, Eier »legen« zu müssen. »Na schön. Ich schwöre beim Mythos, dir eine Gunst zu gewähren, wenn du Cas verschonst und den größeren Cerunno ausschaltest.«
Dakiano verbeugte sich förmlich vor ihr. »Wie du wünschst.« Dann zog er den Mantel aus und reichte ihn ihr. »Halte dies, Braut.« Was für eine triviale Bitte, und doch fühlte es sich beinahe so an, als ob sie bereits zusammen wären. »Wenn sich im Ring die Gelegenheit bietet, könnte ich unser Arrangement natürlich auch erweitern …«
»Gegen weitere Gefälligkeiten? Vergiss es.«
»Den Horde-Vampir werde ich gratis töten.« Als sie fragend die Stirn runzelte, erklärte er: »Ich benötige sein Zelt für die Dauer meines Aufenthalts.« Mit diesen Worten verschwand er.
Trehan stand im Eisernen Ring, von Tribünen voller glotzender Mythianer umzingelt, doch er konzentrierte sich ganz und gar auf das, was auf dem Spiel stand.
Sie. Bettina.
Nun hatte er, wie so oft in der Vergangenheit, einen Auftragsmord zu erledigen. Er nahm seine Zielperson ins Visier – den Cerunno, den seine Braut wohl mehr als jeden anderen fürchtete.
Trehan musterte die zur Verfügung stehenden Waffen flüchtig: Lanzen und diverse Speere, Streitäxte, Keulen, Schwerter und zwei verschiedene Arten von Peitschen. Eine bestand aus aufgerolltem Stacheldraht, die andere war mit einem zähen Ölfilm beschichtet – eine Feuerpeitsche. Er beherrschte sämtliche Waffen meisterlich.
Ihm entging nicht, dass viele seiner Gegner die Platzierung der Waffen genauer unter die Lupe nahmen und überlegten, welche davon am besten zu ihren eigenen Stärken passte. Doch nur wenige studierten ihre Gegner. Narren. Die Wahl der Waffe hing vom Gegner ab.
Versucht einmal, einen Cerunno mit einem Speer zu töten und seht, was euch das bringt …
Außerdem würden nach wenigen Augenblicken schon wesentlich mehr Waffen vorhanden sein als Männer, um sie zu führen.
Trehan stellte einige rasche Berechnungen an. Die Männer, die für ihn vermutlich die größte Herausforderung darstellen würden, waren die unglaublich schnellen Cerunnos, der andere Vampir, die drei Ajatare, der tollwütige – und daher unberechenbare – Lykae und die beiden gewaltigen Steindämonen, die ihre Muskeln derart verhärten konnten, dass jeglicher Hieb
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