Braut der Schatten
Kraft des Vampirs war wirklich unvorstellbar.
Dann warf ihr Dakiano einen fragenden Blick zu, als wollte er sich in aller Ruhe erkundigen:
Gewährst du mir eine Gunst, um auch diesen Kerl loszuwerden?
Ihre Wut gewann die Oberhand, als sie sich die widerlichen Worte des Dämons ins Gedächtnis rief:
Ich bin nur hier, um die Prinzessin zu beackern!
Ohne einen Funken schlechten Gewissens nickte sie.
Dakianos Armmuskeln schwollen sichtlich an unter dem Hemd, als er seinen Griff veränderte. Ohne den geringsten Laut – oder auch nur mit der Wimper zu zucken – drehte er dem Dämon den Hals um. Eine Rotation. Eine Sekunde. Dann riss er ihm den Kopf mit bloßen Händen ab.
Noch ehe der Schädel des Dämons neben seinem gestürzten Körper aufgeschlagen war, hatte sich der Vampir bereits den nächsten dämonischen Gegner geschnappt. Ein weiterer fragender Blick zu ihr.
Das hatte er also gemeint, als er davon gesprochen hatte, ihr Arrangement auszuweiten!
Bettina biss sich auf die Lippe, während sie sich umsah. Wie schlimm konnte es schon werden? Dakiano würde ihr nichts antun, das hatte er letzte Nacht bewiesen. Sie war seine Braut, also würde er nur wollen, was für sie am besten war.
Außerdem könnte er schon während der morgigen Kämpfe sterben oder sogar jetzt gleich! Wie viele Gefälligkeiten würde er wohl noch einfordern können, ehe er getötet wurde?
Oder genoss sie es auch einfach nur, diese Macht zu besitzen?
Ein weiteres Nicken, und einen Augenblick später war der Dämon tot.
Während sie Dakiano beim Kämpfen zusah … nein,
Kämpfen
war nicht das richtige Wort. Während sie ihm also dabei zusah, wie er seine Gegner gnadenlos exekutierte, begriff sie erst, warum Caspion derart sicher gewesen war, dass er sterben würde.
Trehan Dakianos Beruf war das Töten – und er war ein Meister seines Faches.
Doch solange er tat, was sie wollte, war er quasi ihr verlängerter Arm – eine Waffe, die sie nach Belieben verwenden konnte. Oh ja, welche Macht!
Dakiano schnappte sich jetzt diesen widerlichen Eiterdämon – dem es tatsächlich gelungen war, seinen Gegner zu töten – und sah sie mit fragender Miene an:
Und?
Sie wurde gierig und nickte dem Vampir ein weiteres Mal zu … dann noch einmal.
Ehe ihr klar wurde, wie tief sie bereits im Schlamassel steckte, hatte sie ihm fünf Gefälligkeiten versprochen.
Mehr bekommt er aber nicht. Das reicht jetzt!
Doch dann erblickte sie Caspion, der von Feinden umlagert wurde. Anscheinend hatten sie sich zusammengetan, um ihn auszuschalten. Offensichtlich hielten sie ihn für den Favoriten des ganzen Königreichs, und Dakiano hatte sie gar nicht erst darauf hinweisen müssen.
Ein Ajatar hatte Caspions Bein mit einer Peitschenschnur umschlungen und hinderte ihn so daran, sich zu translozieren. Ein zweiter hob gerade seine Hand, in der ein Feuer brannte, um Cas damit zu bombardieren.
Sie wandte sich zu ihrem Paten um und flehte ihn mit leiser Stimme an: »Raum, das Horn!«
»Caspion wird damit schon fertig werden. Er muss! Wenn ich die Runde jetzt beende, wird jeder wissen, aus welchem Grund ich es tue. Dann würde er jeglichen Respekt verlieren, den er sich so hart erkämpft hat.«
»Bitte! Er könnte sterben.«
Doch Raum war unerbittlich. »Macht schafft Recht, Bettina.«
Nur einer konnte Cas jetzt noch retten.
Hilf ihm, Dakiano!
, rief sie innerlich. Oh ihr Götter, sie würde alles tun, würde jeder Anzahl von Gefälligkeiten zustimmen, um Cas zu retten.
Als hätte er sie gehört, blickte Dakiano mit finsterem Blick zu ihr auf, dann zu Cas und wieder zurück. Er hielt fünf Finger in die Höhe.
Sie nickte augenblicklich, ohne auch nur einen Augenblick darüber nachzudenken, was dies in Zukunft bedeuten könnte.
Sogleich translozierte sich Dakiano vor Caspion. Sein Schwert fuhr mit atemberaubender Geschwindigkeit durch die Luft. Mit einem Hieb durchtrennte er die Körper der Ajatare an der Taille – sowie die Peitsche, die Cas festhielt. Mit einem weiteren Schlag enthauptete seine blutige Klinge Caspions Gegner.
Cas stolperte verwirrt zurück und wunderte sich fraglos, warum Dakiano ihn nicht auch gleich erledigt hatte. Erst dann ließ Raum das Signal erschallen, um den Nahkämpfen ein Ende zu setzen.
In dem Moment, da das große Horn ertönte, verschwand Dakiano, um gleich darauf vor dem Horde-Vampir zu erscheinen. Und noch bevor das Signal verstummte, fiel der Kopf des rotäugigen Vampirs zu Boden.
Wenigstens drei Dutzend Kämpfer waren
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