Braut wider Willen
Euch in diesem Aufzug sieht?« Er deutete auf ihr altes Kleid. »Liegt Euch nicht daran, ihm zu gefallen?«
»Doch, mir liegt daran!«, rief Phoebe. »Wirklich.«
»Nun, ich weiß das, aber weiß er es?« Plötzlich lächelte er. »Phoebe, Ihr müsst das Beste aus Euch machen. Und Ihr habt einiges, woraus sich das Beste machen lässt.«
Er wandte sich zur Tür, ehe sie sich von dem beiläufig geäußerten Kompliment erholen konnte, und sagte über die Schulter: »Wenn Euer Gemahl heute heimkehrt, wird sich vielleicht die Chance ergeben, einen Abdruck seiner Schlüssel zu machen. Habt Ihr Wachs?«
»Das kann ich mir leicht verschaffen«, murmelte Phoebe, noch immer verblüfft von der Wendung des Gespräches. In diesen Dingen vertraute sie Brians Urteil absolut, und während es sehr unangenehm war, von ihm gescholten zu werden, weil sie wusste, dass er Recht hatte, klang ein solches Kompliment aus demselben Grund wahrhaftig. Und das war ebenso verwirrend wie ein Tadel.
Brian nickte zustimmend und verließ den Vorratsraum, in Gedanken schon bei seinem nächsten Schritt, kaum dass er die Tür hinter sich geschlossen hatte. Er brauchte Materialien, um ein Dokument zu fälschen, das Phoebe zufrieden stellen würde. Um sich das Gewünschte zu verschaffen, würde er nach Oxford reiten müssen. Im Hauptquartier würde er alles bekommen. Eine Kopie der Unterschrift des Königs, das schwere Pergament, das er benutzte und das sein überzeugend und echt wirkendes Siegel tragen musste.
Zu schaffen war es. Es war nur eine Komplikation, aber eine, die sich am Ende bezahlt machen würde. Hatte er erst das Granville-Siegel in seinem Besitz, konnte er innerhalb der Parlamentspartei eine Katastrophe anrichten.
Natürlich würde kein den König belastendes Dokument an Cromwell gelangen, Granville aber würde sich für eine Anzahl von Schriftstücken, die mit seinem Siegel geheime Informationen an den König weitergaben, verantworten müssen. Besaß Brian den Schlüssel zum Schreibtisch des Marquis und somit zu seinen Privatpapieren, konnte er nach Belieben Unheil stiften.
Brian hatte sich im Laufe der Jahre Übung im Fälschen der Unterschrift seines Stiefvaters angeeignet, doch die Gelegenheit, sie anzuwenden, hatte bislang noch nie so Schwindel erregende Aussichten geboten. Die gesamte Kommandostruktur der Parlamentspartei würde in kürzester Zeit vernichtet sein, und wenn Cato schließlich wegen Hochverrats hingerichtet wurde, würde Brian sich nicht selbst die Hände an ihm schmutzig machen müssen.
Trotz dieser kleinen Unannehmlichkeit verlief alles höchst zufrieden stellend. Brian trieb sein Pferd auf der Straße nach Oxford zum Galopp an.
»Mit der Flucht des Königs ist eine dramatische Änderung der Lage eingetreten.« Lord Fairfax kratzte sich die Nase mit seiner Messerspitze, als er sich über die auf dem langen Tisch ausgebreitete Landkarte beugte.
»Ich sehe keine Möglichkeit, ihn auf dem Weg zur Grenze abzufangen, obgleich wir ihm natürlich einen Verfolgungstrupp nachschicken. Aber es gibt mehrere Routen, die er einschlagen könnte«, sagte Cromwell säuerlich.
»Damit wird alles in die Länge gezogen«, warf Cato ein. »Am Ende wird er jedoch keine der den Schotten gegebenen Versprechungen einhalten – oder sie werden ihm Bedingungen stellen, bei denen er nicht einmal Zustimmung heucheln kann, und dann werden sie ihn uns ausliefern.«
»Ich nehme an, dass Ihr das erhofft?« Cromwell blickte ihn mit gefurchter Stirn an.
»Ich weiß es«, sagte Cato bestimmt. »Wie wir mit ihm verfahren, wenn wir ihn haben, können wir dann entscheiden. Aber solange er sich nicht in unseren Händen befindet, sehe ich wenig Sinn darin, sich deswegen zu streiten.«
»Granville spricht die Wahrheit«, sagte Lord Manchester. »Wir wollen uns nicht über den Ausgang streiten, ehe wir ihn nicht erreicht haben.«
»Wir könnten jetzt schon so weit sein, wäre es dem König nicht geglückt, einem stattlichen Trupp unserer Miliz zu entkommen«, stellte Cromwell fest.
Im großen Raum zu ebener Erde des Farmhauses befanden sich nur die vier Männer. Cato sagte ruhig: »Oliver, ich bitte um Nachsicht für den Fehler, doch dunkelte es bereits, und wir stießen ganz unerwartet auf die Gruppe. Nichts deutete darauf hin, dass sich der König darunter befand.«
»Das war auch nicht zu erwarten«, knurrte Cromwell.
»Nein.« Cato zuckte die Schultern. »Ich bezweifle, ob es unter uns einen gibt, der nicht schon einmal eine günstige
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