Braut wider Willen
wirkte.
»Ach, was!«, sagte Phoebe. »Ihr hört Euch an wie Cato. Ich verstehe einfach nicht, aus welchem undurchschaubaren Grund es Männer drängt, zu töten und getötet zu werden.«
»Nun, vielleicht sehen wir Männer es als unser ureigenes Revier an«, meinte Brian begütigend. »Von alters her war es das jedenfalls.«
Phoebes Ausdruck verriet, dass historische Argumente sie wenig beeindruckten.
Er fuhr fort: »Aber ganz ehrlich, Phoebe. Cato steckt in Schwierigkeiten, und ich möchte ihm helfen und ihm meine Loyalität beweisen.«
»Warum sprecht Ihr dann nicht selbst mit ihm?«
»Weil er auf mich nicht hört! Ich habe es weiß Gott versucht, aber er ist störrisch wie ein Maulesel. Und er traut mir noch immer nicht, trotz aller Informationen, die ich ihm lieferte.«
»Und was war es, das Ihr gehört habt?« Phoebe, die versuchte, sich nicht zu viel Interesse anmerken zu lassen, drehte sich um und machte sich daran, Tiegel vom Bord hinter sich herunterzuholen. Vielleicht war dies die geeignete Chance, sich vor Cato zu beweisen.
»Ich weiß, dass Cato bei seinem Oberkommando in Misskredit geriet. Cromwell hat sein Engagement in Frage gestellt. Die Lage ist kritisch, und die Flucht des Königs hat alles verschlimmert, da es aussieht, als hätte Cato ihn entwischen lassen.«
»Woher wisst Ihr das?« Phoebe hielt den Atem an.
»Vor ein paar Wochen kam es zu einem Scharmützel, und die Leute des Königs nahmen ein paar Gefangene, die ziemlich mitteilsam wurden.« Brian zuckte die Schultern und überließ es Phoebe, selbst ihre Schlüsse zu ziehen, mit welchen Mitteln man sie zum Reden gebracht hatte.
»Es wird auch verlässlich behauptet, Lord Granville hätte Cromwells Motive für diesen Krieg in Frage gestellt. Das ist keine Anschuldigung, die man leichtfertig erhebt.«
Das war ein Meisterstreich, dachte Brian. Er hatte am Vorabend zwei Milizionäre belauscht, die das Gerücht erwähnt hatten, als alle im Stallhof um eine Kohlepfanne geschart dasaßen und Ale die Zungen lockerte. Ob das Gerede auf Wahrheit beruhte, war nicht so wichtig. Immerhin genügte seine Wirkung, um das Feuer, das er hier entfachen wollte, zum Lodern zu bringen.
Phoebe maß Kräuter in den Mörser ab und griff zum Stößel. Während sie arbeitete, sagte sie kein Wort. Das würzige Aroma von zerstampftem Wacholder, Thymian und Liebstöckel erfüllte den Vorratsraum. Brians Worte klangen wahr, doch eingedenk der Warnung Megs wollte sie auf der Hut sein.
»Meint Ihr, dass Euer Gemahl auf Euch hören würde?«, fragte Brian in die wohlriechende Stille hinein.
»Nein. Seine Angelegenheiten sind sein ureigenes Revier.«
Brian nickte befriedigt, da ihm der missmutige Ton nicht entgangen war. Er befand sich auf der richtigen Fährte. »Nun, vielleicht gäbe es einen Weg«, sagte er sinnend und behielt ihr Profil unter gesenkten Lidern hervor im Auge.
»Welchen Weg?«
»Nun, wenn Lord Granville es selbst nicht für nötig befindet, seine eigene Partei von seiner Loyalität zu überzeugen, sollten vielleicht seine wahren Freunde diese Aufgabe übernehmen.«
Phoebe drehte sich langsam zu ihm um, den Stößel noch in der Hand. »Was meint Ihr damit?«
Brian schien zu überlegen und sagte dann bedächtig: »Jemand müsste der Parlamentspartei ein Dokument mit dem Granville-Siegel zuspielen, das Catos Loyalität eindeutig beweist. Das wäre ein Weg. Aber natürlich müsste man Zugriff auf sein Siegel haben.«
Phoebe runzelte die Stirn. »Und was für ein Dokument?«
»Eine Information aus dem Lager des Königs«, antwortete Brian prompt.
»Und woher sollen wir die bekommen?«
»Ich würde sie besorgen.« Brian schürzte die Lippen. »Der König wird Hilfe bei den Schotten suchen. Um sie zu erlangen, muss er aber gewisse Zugeständnisse machen. Ich verfüge über schlüssige Beweise, dass er diese nicht einhalten wird. Wüssten die Schotten das, würden sie den König dem Parlament ausliefern. Wenn Cato dem Parlament diese Information zukommen ließe, stünden seine Loyalität und sein Engagement nicht mehr in Frage.«
Phoebe schüttelte den Kopf. Das überstieg ihr Begriffsvermögen. Sie war völlig ratlos. Sie wusste, dass Brian das Parlament mit Informationen aus dem königlichen Lager versorgt hatte, wie aber konnte er Kenntnisse über Vorgänge in Cromwells Lager haben? Und was wusste sie denn schon von der verschwiegenen Tätigkeit eines Spions?
Eines freilich erschien ihr ganz einfach. »Warum besprecht Ihr das nicht mit
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