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Braut wider Willen

Braut wider Willen

Titel: Braut wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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stieg in den Wagen und verdankte es nur Olivias raschem Eingreifen, dass die üppigen Falten des Elfenbeindamastes nicht durch das Stroh schleiften. Während der kurzen Fahrt starrte sie vor sich hin, von dem Gefühl erfüllt, sie sei eine andere. Eine Fremde.
    Cato unterhielt sich mit einer Gruppe von Gästen im vorderen Teil der Kirche, als Bewegung im Hintergrund ihm verriet, dass die Braut eingetroffen war. Er trat ohne Eile vor das Altargitter und drehte sich um, als Phoebe das Kirchenschiff entlangschritt. Die Trauung, für ihn bereits die vierte, barg weder Schrecken noch Überraschungen, doch fiel ihm auf, dass Phoebe sich steif wie eine Marionette unter den Händen eines ungeschickten Puppenspielers bewegte.
    Mitleid regte sich in ihm. Das Schönste an ihr waren ihre Augen, ihr üppiges, glänzendes Haar und ihre zarte Pfirsichhaut, irgendwie aber kamen diese Vorzüge nicht zur Geltung. Diana hatte in diesem Kleid, das an ihrer Schwester überhaupt nicht wirkte, wundervoll ausgesehen.
    Die Ärmste besitzt weder den Geschmack ihrer Schwester noch deren Stil und Schönheit, dachte er. Aber sie genügt mir, so wie sie ist.
    Phoebe, vor deren Augen sich alles drehte, nahm Smaragdgrün wahr. Cato hatte sein bevorzugtes Schwarz gegen ein leuchtend grünes Samtwams über weißer Seide eingetauscht. Er sah einfach
prachtvoll
aus. Und er sollte ihr Ehemann werden.
    Als er ihre Hand ergriff, blieb ihr Blick an dem eckigen Smaragdring haften, dann an den kraftvollen schlanken Fingern mit den sauberen, geschnittenen Nägeln. Noch nie zuvor hatte er ihre Hand festgehalten.
    Sie hob ihren Blick zu seinem Antlitz. Seine Miene war kühl, höflich und bar aller Gefühle, als er auf die Fragen des Geistlichen antwortete.

Kapitel 3
    An der Hochzeitstafel brachte Phoebe keinen Bissen hinunter. Weder Marzipankuchen noch Zuckerwerk und Mandeln konnten sie reizen. Völlig ungerührt sah sie zu, wie die Silberplatten vor ihr an der langen Tafel weitergereicht wurden, ein wenig erstaunt, dass ihre Vorliebe für Süßigkeiten sie völlig im Stich ließ.
    Spielleute musizierten auf der langen Galerie über der großen Halle, und als der Nachmittag in den Abend überging, warfen unzählige Wachskerzen ihren weichen goldenen Schein auf die geröteten Gesichter der Festgäste.
    Cato saß mit Phoebe erhöht am Kopf der Tafel. Er trank nicht viel und ließ sich nur selten nachschenken. Phoebe hatte den Eindruck, dass er sich von der allgemeinen fröhlichen Feststimmung ebenso distanzierte wie sie, obgleich er es seinen Gästen gegenüber nicht an Aufmerksamkeit fehlen ließ und die Diener genau im Auge behielt, die mit Weinkaraffen und großen Räucherfleischplatten ihre Runde um die Tische machten. Als seinen zwei jüngsten Töchtern, Dianas Kindern, die Augen zufielen, bemerkte er es sofort und bedeutete der Kinderfrau, die Kleinen zu Bett zu bringen.
    Dennoch gewann Phoebe den traurigen Eindruck, dass er es vorgezogen hätte, an einem anderen Ort zu sein, anstatt einer Hochzeitstafel vorzusitzen. Er schien kaum wahrzunehmen, dass sie neben ihm saß, und ihr eigener Vater, Lord Carlton, widmete sich immer eifriger dem reichlich fließenden Burgunder. Die Braut war unwichtig. Außer Olivia schien ihr niemand Beachtung zu schenken.
    Olivia saß Phoebe gegenüber, zu weit entfernt für ein vertrauliches Gespräch, doch der Blick ihrer dunklen Augen wich nicht von ihrer regungslos dasitzenden Freundin. Olivia dachte an die bevorstehende Nacht. Die Hochzeitsnacht. Warum wirkte Phoebe so angespannt? Dachte sie an die kommenden Stunden? An jenen Moment, da sie aufhören würde, sich selbst zu gehören? Olivias feiner Mund verhärtete sich. Ihr würde das nie zustoßen. Ihr Entschluss stand fest.
    Phoebe wehrte mit einer matten Handbewegung ein Körbchen mit Leckereien ab, und Cato warf seiner Braut einen erstaunten Seitenblick zu, als ihm aufging, dass sie alle angebotenen Köstlichkeiten bislang abgelehnt hatte.
    »Du bist nicht hungrig?«, fragte er erstaunt, da Phoebe für ihren herzhaften Appetit bekannt war.
    »Nicht sehr«, erwiderte Phoebe. Sie riss ihren Blick von dem Smaragd an seinem Ringfinger los, den sie eingehend betrachtet hatte, und blickte Cato zum ersten Mal seit dem Verlassen der Kirche an.
    Mit jedem Zoll ihrer Haut empfand sie seine Nähe. Seite an Seite auf einem erhöhten, mit Samt gepolsterten Doppelsitz thronend, spürte sie Catos Schenkel an ihrem. Bewegte er seinen Arm, so streifte er sie. Allein seine physische

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