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Braut wider Willen

Braut wider Willen

Titel: Braut wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Nähe genügte, um ihr Schwindelgefühle zu bereiten. Seine dunklen Augen füllten ihr Blickfeld aus, als sie zu ihm aufschaute. Sie sah ihr Spiegelbild in der Iris seiner Augen und hatte das Gefühl, darin zu ertrinken. Ihre Zunge klebte ihr unangenehm am Gaumen, und sie brachte keinen vernünftigen Satz über die Lippen.
    Und sie benahm sich unsäglich töricht … wie ein Dorftölpel bei Vollmond, dachte sie unwirsch und griff nach dem Weinpokal. Ein nervöses Zucken, der Pokal entglitt ihr, und der Rotwein verbreitete sich auf dem schneeweißen Tafeltuch.
    »Ach, wie ungeschickt!«, rief sie erschrocken und versuchte, den verschütteten Wein mit ihrer Serviette aufzusaugen.
    Ihre verzweifelten Bemühungen führten nur dazu, dass das Verschüttete in gefährliche Nähe von Catos weißem, auf dem Tisch ruhenden Ärmel geriet. Gerade noch rechtzeitig bekam er ihre Hand zu fassen. »Nicht, Phoebe! Siehst du nicht, dass du alles nur ärger machst? Überlass das dem Gesinde.«
    Mit einer raschen Bewegung entriss er ihr die durchnässte Serviette, ehe sie diese wieder auf ihren Schoß legen konnte. »Nicht! Du wirst dein Kleid verderben!«
    Sein Ton war von ungeduldiger Schärfe und ließ in Phoebes zuvor glanzlosen Augen Ärger aufblitzen. Dass man ihr Brautkleid vor allem unter dem Gesichtspunkt der Sparsamkeit ausgewählt hatte, war ebenso seine Schuld wie die ihres Vaters.
    »Ich wüsste nicht, was das ausmachen würde, Sir«, gab sie spöttisch zurück. »Es ist ein grässliches Kleid und steht mir nicht.«
    »Was meinst du damit? Es ist ein sehr elegantes und kostspieliges Kleid«, sagte Cato mit gerunzelter Stirn. »Deine Schwester …«
    »Ja, genau!«, fiel Phoebe ihm ins Wort. »An Diana sah es einmalig aus! An mir ist es grässlich. Die Farbe steht mir nicht.«
    »Ach, sei nicht albern, Phoebe. Die Farbe ist sehr schön.«
    »Für manche.«
    Cato hatte ihr nur einen flüchtigen Blick geschenkt, als sie zum Altar schritt. Nun erst betrachtete er sie genauer. Phoebe sah erregt und desolat aus, da ihr Haar sich allmählich aus der kunstvollen Frisur löste. Sogar die makellosen Perlen waren an ihrem Hals irgendwie in Unordnung geraten. Schon möglich, dass das Kleid ihr nicht so gut passte wie Diana, doch war dies keine Rechtfertigung für ihre Schlampigkeit. Sie schien sich buchstäblich vor seinen Augen aufzulösen.
    Phoebe fuhr mit Nachdruck fort: »Aber neue Kleider sind natürlich eine leichtfertige Geldverschwendung.«
    Cato fühlte sich unerklärlicherweise zur Verteidigung bemüßigt. »Es ist Krieg. Dein Vater meinte …«
    »Er meinte, Mylord, dass man das Geld besser für Piken, Musketen und Lederkoller verwendet«, unterbrach Phoebe ihn abermals. »Wenn ich dieses grässliche elfenbeinfarbige Machwerk schon tragen muss … nun, dann soll es eben so sein.«
    »Du machst aus einer Mücke einen Elefanten«, erklärte Cato. »Du siehst in dem Kleid sehr gut aus. Ich weiß gar nicht, was dich an der Farbe stört.«
    Phoebe begnügte sich mit einem empörten und ungläubigen Blick. Das Erscheinen eines Dieners mit einem Lappen und einer sauberen Serviette, mit der er den Fleck bedeckte, machte zu Catos Erleichterung dem Wortwechsel ein Ende.
    Phoebe musste sich an Cato lehnen, damit der Diener Platz für seine Verrichtung hatte. Ihre Wange streifte an Catos smaragdgrüne Samtschulter, und ihre Entrüstung verflog wie Stroh im Wind. Ihr Herz schlug wieder einen Trommelwirbel, als sein Geruch nach Wein, Lavendel und der Pomade, die sein Haar im Kerzenschein glänzen ließ, ihre Sinne betäubte. Der Diener entfernte geschickt Phoebes Serviette und ersetzte sie durch eine saubere.
    »Vielen Dank«, murmelte sie matt. Plötzlich merkte sie, dass ihre Beine auf diesem Hochsitz nicht ganz bis zum Boden reichten und ihre Füße auf gleicher Höhe mit Catos Waden waren. Sie kam sich dumm und unbeholfen und sehr unerfahren vor.
    Als sie sah, dass Cato und ihr Vater einander zunickten, erglühten ihre Wangen. Lord Carlton gab Phoebes Tante ein Zeichen. Sie war eine der zwei weiblichen Anverwandten, die die Fahrt von London durch das vom Krieg zerrissene Themsetal auf sich genommen hatten, um der Hochzeit ihrer Nichte beizuwohnen und bei dem wichtigen Ritual, die Braut zu Bett zu bringen, mit Hand anzulegen.
    Phoebe schluckte. »Ist es so weit?«, flüsterte sie.
    »Ja, es ist Zeit«, erwiderte Cato leise. »Geh mit deinen Tanten. Sie werden sich um dich kümmern.«
    Phoebe blickte ihren Tanten entgegen, die Schulter

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