Braut wider Willen
Strichen, bis es in schimmernden Wellen über Phoebes Rücken flutete.
»Und jetzt ins Bett.« Ihre Tanten schlugen die Überdecke zurück und strichen das mit Lavendelzweigen bestreute Bettzeug glatt.
Mit Hilfe des Schemels kletterte Phoebe ins Bett. Sie bekam Anweisung, an die Kissen gelehnt dazusitzen, dann wurde ihre Decke geglättet und ihr Haar noch einmal sorgsam über die Schulter drapiert.
»So, das reicht«, wurde einstimmig verkündet.
Lady Morecombe wandte sich an die Zofe. »Mach schleunigst Ordnung, Mädchen. Wir gehen jetzt hinunter und melden Lord Granville, dass seine Braut bereit ist.«
Mit einem letzten prüfenden Blick, das dem vorbereiteten Opfer galt, ließen sie die wartende Phoebe allein.
Lord Carlton ergötzte seine unmittelbaren Nachbarn mit einem besonders unflätigen Witz, als die Tanten wieder die große Halle betraten. Catos Miene drückte leisen Widerwillen aus, dessen er sich nicht bewusst war, während die Wogen trunkenen Gelächters die lieblicheren Geräusche der Musikanten auf der Galerie übertönten.
»Eure Braut erwartet Euch, Lord Granville«, verkündete eine der Tanten ernst.
»Also, zur Sache!«, brüllte Lord Carlton und stieß seinen Stuhl so energisch zurück, dass dieser krachend umfiel. »Kommt, ihr Herren, wir wollen den Bräutigam zu seinem Gelage geleiten.«
Wüstes Gelächter belohnte seinen Geistesblitz. Catos Lächeln beschränkte sich auf ein Zucken seiner Lippen und erreichte seine Augen nicht.
Cato wurde umringt und zur Treppe gescheucht. Pokale wurden geschwungen, als er unter Gesang und Gejohle über die geschwungene Treppe ins Obergeschoss geleitet wurde.
Phoebe hörte diese Ausbrüche derben Humors, das laute Gelächter, die Gesänge. Sie saß aufrecht im Bett, erfüllt von Erwartung, die ihr Übelkeit bereitete, und zugleich von einer sonderbaren Erregung. Die wirren und lusterfüllten Träume, die sie wochenlang heimgesucht hatten, würden sich nun erfüllen.
Die Tür sprang auf, und eine Menschenmenge drängte sich im Eingang. Sie starrte die verschwimmende Masse geröteter und glänzender Gesichter schockiert und entsetzt an. Aufrecht im Bett sitzend, fühlte sie sich so ausgesetzt, als wäre sie nackt an den Schandpfahl auf dem Dorfanger gebunden.
Da drehte sich Cato zu den Männern hinter ihm um, schob sie mit beiden Armen energisch hinaus und schlug den Leuten die Tür vor den Nasen zu. Er schob den Riegel vor, während auf der anderen Seite unter Protesten an die Tür gehämmert wurde. Er wartete, die Arme über die Tür breitend, die Hände beidseits gegen den Rahmen stützend. Schließlich ließ der Tumult nach, und das bezechte Geschrei entfernte sich, als die Hochzeitsgäste zu ihren Flaschen im Erdgeschoss zurückfanden.
Cato drehte sich um. »Aus irgendeinem Grund machen Hochzeiten aus Männern Tiere«, bemerkte er und trat ans Bett.
Er sah Phoebe genau an. Wenn sie ängstlich und angespannt war, würde es unangenehm und schmerzhaft werden.
Die Hochzeitsnacht mit seiner ersten Frau, Brian Mörses verwitweter Mutter, war vor allem wegen seiner eigenen Unerfahrenheit bemerkenswert gewesen. Mit siebzehn hatten seine spärlichen sexuellen Erlebnisse sich darauf beschränkt, nach kurzen Handgreiflichkeiten zu rascher Befriedigung zu führen. Er hatte keine Ahnung gehabt, was es hieß, eine Frau zu beglücken.
Olivias Mutter und nach ihr Diana waren jungfräulich in die Ehe getreten. Und beide Male hatte es für die Beteiligten wenig Befriedigung gegeben. Beide Male hatte er erfolglos versucht, sie glücklich zu machen. Olivias Mutter Nan hatte sich redlich bemüht, ihre Abneigung gegen das Ehebett zu verbergen. Ihre Ehe war sehr liebevoll verlaufen, doch hatte Nan die Freuden des Ehelebens nie genossen. Diana hatte es erst gar nicht versucht. Sie hatte einfach ihre Pflicht erfüllt.
Es war wohl so, dass Frauen vornehmer Herkunft, die Frauen, die man heiratete, das Bettgetümmel nicht mochten. Die ungehemmte Reaktion, die er gelegentlich mit Frauen erlebte, für die wollüstiger Sex Beruf und Vergnügen zugleich war, erwartete Cato daher im Ehebett nicht mehr. Er hatte gelernt, nicht viel Zeit zu verschwenden.
Er drehte sich um und streifte seine Stiefel mit Hilfe des Stiefelknechts ab.
Phoebe empfand den ersten Anflug von Enttäuschung. Er hatte kein Wort zu ihr gesprochen. Er hatte sie nur prüfend, fast kalt angesehen, als schätze er sie ab. Dann hatte er sich umgedreht, als fände er sie nicht zufrieden stellend.
Sie
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