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Braut wider Willen

Braut wider Willen

Titel: Braut wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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nennt mich doch Phoebe«, erwiderte sie mit einem Anflug von Ungeduld. »Das tun alle, und wenn man mich förmlicher anspricht, vergesse ich meist zu antworten.«
    »Also dann … Phoebe« – Brian vollführte eine Verbeugung –, »vergebt meine Dreistigkeit, doch weiß ich nur zu gut, was es heißt, sich mit Lord Granville anzulegen. Man kann noch so gerechtfertigte und vernünftige Argumente vorbringen, wenn er nicht will, wird ihn nichts zu einer Meinungsänderung bewegen.«
    Phoebe schob ihr Kinn vor. »Im Allgemeinen hat er mit seinen Ansichten Recht«, stellte sie fest.
    »Im Allgemeinen schon«, entgegnete Brian mit einem kleinen Lächeln. »Aber im Besonderen …?« Er ließ das Fragezeichen in der Luft hängen.
    »Nicht immer«, musste Phoebe zugeben. Sie wickelte eine Haarlocke um ihren Finger, noch immer mit gerunzelter Stirn. Dann zuckte sie die Achseln. »Ich muss mich fürs Abendessen umziehen. Entschuldigt mich.«
    Brian folgte ihr in das hellere Licht der Halle. Sie trug das Kleid, das er beim ersten Mal an ihr gesehen hatte. Zu klein, über der Brust zu eng, die Ärmel zu kurz, der Saum unregelmäßig und obendrein in einer unvorteilhaften Farbe. Und doch … wenn er sie genauer ansah, konnte er zu seiner Verwunderung erkennen, dass in ihr ein gewisses Potenzial schlummerte. Eine Idee keimte in ihm.
    »Habt Ihr je daran gedacht, Euer Haar über den Ohren einzurollen?«, fragte er plötzlich. »Ich glaube, das würde für Euer Gesicht eine vorteilhafte Umrahmung abgeben.«
    Phoebe fuhr herum und sah ihn verblüfft an. »Ich trage mein Haar immer so.« Sie griff nach dem losen Knoten oben auf dem Kopf. »Natürlich löste er sich ständig auf«, fügte sie hinzu.
    »Wenn Ihr gestattet…« Brian griff zu und zog geschickt die Klammern aus dem Knoten. Er teilte das Haar in zwei Hälften und rollte je eine über dem Ohr ein. »Ja, es stimmt«, sagte er nickend. »Ihr solltet es versuchen.«
    »Wisst Ihr in modischen Dingen so gut Bescheid?«, fragte Phoebe mit plötzlich erwachendem Interesse. Seine Kleidung ließ darauf schließen.
    »Ich beriet Eure Schwester«, gab er zurück. »Nach fünf Jahren, in denen ich oft am Hof weilte, kann ich behaupten, dass mein Urteil sehr gefragt ist. Viele Damen ziehen mich in Fragen des Geschmacks gern zu Rate.« Sein Entschuldigung heischendes Lächeln verbarg das Aufblitzen von Berechnung in seinen harten Augen.
    »Bei mir ist wohl jede Mühe vergebens«, meinte Phoebe, von Zweifeln geplagt. »Immer wieder versuche ich es, aber meist fällt es dann anders aus als geplant.«
    »Ach, Ihr verfügt über so viel Potenzial«, erwiderte er mit Wärme. »Wenn Ihr
mir
erlauben würdet, Euch in Fragen der Garderobe zu beraten. Dieses Kleid, beispielsweise …«
    »Es ist sehr alt«, rechtfertigte Phoebe sich. »Ich wollte nicht eines meiner besten Kleider bei diesem Wetter tragen.«
    »Ganz recht«, pflichtete er ihr mit glattem Lächeln bei. »Aber müsst Ihr denn etwas tragen, das so alt ist? Könnte Euch die Näherin nicht ein paar hübsche Sachen für den Alltag machen? Robustere Stoffe als Seide und Samt, aber modisch geschnitten?«
    Phoebe sah fast reumütig drein. »Ich denke schon. Dieses da ist mir einfach zu klein.«
    »Ja.« Wieder lächelte er. »Hoffentlich haltet Ihr mich nicht für unverschämt!«
    »Nein«, sagte Phoebe nach kurzem Zögern. »Ich brauche alle Hilfe, die ich bekommen kann.«
    »Wenn Ihr erlaubt, will ich ein paar Skizzen für die Näherin anfertigen, in einem Schnitt, der sich in Wollstoff und Leinen gut ausnimmt.«
    »Ja … ja, danke.« Ein wenig verwirrt schüttelte Phoebe ihr loses Haar, dann eilte sie davon, verfolgt von Brians Blick.

Kapitel 11
    »Ach, da bist du ja, Phoebe. Ich suchte schon überall nach dir. Ich dachte, du wärest im Salon, aber Olivia sagte, du wärest aus irgendeinem Grund hier.«
    Erschrocken blickte Phoebe von ihrem Sitz auf dem Wäschebord in der Vorratskammer auf. So sehr hatte sie sich in ihre Schreibarbeit vertieft, dass der Klang einer Stimme, und sei es jene Catos, für sie im Moment eine fast unangenehme Überraschung darstellte.
    »Manchmal schreibe ich gern in der Vorratskammer, Mylord«, erklärte sie, an der Spitze ihres Federkiels knabbernd. »Hier herrscht Ruhe, und der Kräuterduft scheint die Muse zu beflügeln. Im Moment kämpfe ich mit dem Versmaß. Es entspricht nicht der Klassik, mitten im Vers das Metrum zu wechseln, doch die fünffüßigen Jamben erscheinen mir so schwerfällig.« Sie hielt

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