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Braut wider Willen

Braut wider Willen

Titel: Braut wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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bedeutsame Frage sein. Vielleicht würde Brian ihr Einblicke verschaffen, wenn sie ihn diskret aushorchte.
    Phoebe schlenderte durch das Dorf, verwundert, wie still es war. Meist waren um diese Morgenstunde, zumal an einem schönen Tag, viele Menschen zu sehen – bei der Gartenarbeit, mit dem Federvieh oder dem Hacken von Brennholz beschäftigt. Sie sah ein paar Rücken, als Leute in ihre Häuser verschwanden, und als sie am Bear vorüberging, drang lautes Stimmengemurmel durch die offene Tür auf die Straße.
    Da es Männerstimmen waren, blieb Phoebe nicht stehen. Fanden sich die Männer des Dorfes im Schankraum zusammen, war ihnen weibliche Gesellschaft wenig willkommen. Jene Männer, die noch im Dorf verblieben waren, sahen das Weibervolk für ihre eigenen Belange als unwichtig an. Belange von überragender Bedeutung, die weibliches Fassungsvermögen überstiegen.
    Diese Überlegung entlockte Phoebe ein verächtliches kleines Schnüffeln. Sie wusste zu gut, wie die Landfrauen für Leib und Seele sorgten, wusste um die Opfer, die sie für ihre Familien brachten, sah, wie sie selbstlos die eigene Last und jene der Männer trugen, sodass ihnen keine Zeit blieb, auch nur einen Gedanken an die althergebrachte Überlieferung von der Überlegenheit des männlichen Geschlechts zu verschwenden.
    Im Wald war es ruhig, die Schneedecke war längst geschmolzen, und Phoebe glaubte die erste feine Andeutung des Frühlings zu riechen. Ein Schneeglöckchen erhob sein Köpfchen über die bemoosten Wurzeln einer alten Buche, ein Fasan flog am Wegrand aus einem vor Beeren strotzenden Strauch auf.
    Phoebes Herz war wie stets um diese Jahreszeit hochgestimmt, da sie im Vorfrühling immer das Gefühl hatte, dass es so vieles gab, auf das man sich freuen konnte.
    Megs Haustür stand offen, der schwarze Kater, der auf der Schwelle hockte und sich putzte, bedachte Phoebe mit einem gelangweilten Blick aus seinen grünlich-goldenen Augen.
    »Meg!« Sie steckte den Kopf durch die Tür. Meg war nirgends zu sehen. »Wo steckt sie nur?«, fragte Phoebe das Tier, das sich blinzelnd und gähnend erhob, sich streckte und einen Buckel machte, ehe es mit erhobenem Schwanz geziert davonspazierte.
    Phoebe zuckte die Schultern und folgte dem Kater, der immer wusste, wo sich seine Herrin befand. Herrin wohl kaum, berichtigte Phoebe sich. Gefährtin war vermutlich das passendere Wort. Katzen erkannten keinen Herrn an. Man kann sich ein Vorbild an ihnen nehmen, dachte sie, und ein Hochgefühl erfasste sie, wie schon während des Spaziergangs.
    Meg molk die Ziege in dem kleinen Schuppen hinten im Küchengarten. Sie blickte mit frohem Lächeln auf, als sie Phoebe sah, die hinter dem Kater einherschritt.
    »Bin ich froh, dass ich endlich ein freundliches Gesicht sehe.« Sie drückte den letzten Rest Milch aus der Zitze in den Eimer und stand auf, nicht ohne der Ziege mit flüchtiger Zuneigung einen leichten Klaps auf den Rumpf zu versetzen. »Seit deinem letzten Besuch hat sich keine Menschenseele blicken lassen.«
    »Hat dich niemand gebraucht?« Phoebe gab ihr einen Kuss.
    »Niemand hat sich in meine Nähe gewagt«, erwiderte Meg und hob den Eimer hoch. »Entweder ist alles in der Gegend kerngesund, oder es steht Arger bevor.«
    »Ich hörte nichts«, sagte Phoebe. »Granny Spruel war nicht im Garten, als ich eben vorüberging, deshalb ist mir der neueste Klatsch entgangen.«
    Meg zuckte gelassen die Schultern. »Komm und trink Tee mit mir. Das ist aber ein elegantes Reitkostüm.«
    »Ja, nicht wahr? Ein Wunder, dass du mich erkannt hast.«
    »Hätte ich auch nicht, wäre da nicht dieser Wasserfleck und das Hemd, das aus der Jacke hängt, der fehlende Knopf und die nur halb aufgebogene Hutkrempe«, erläuterte Meg.
    »Ach, du weißt ja, was man von Perlen und Säuen sagt«, erwiderte Phoebe reumütig und steckte ihr Hemd ins Gurtband ihres Rockes. »Bei mir bleibt nichts auch nur eine Minute lang an Ort und Stelle. Ich bezweifle sogar, ob Brian Morse das nötige Wunder vollbringen kann.«
    »Und wer ist dieser Herr?«
    »Ach, ich erzähle dir gleich alles über ihn.«
    Sie saßen in Megs Küche und tranken Tee aus den Blättern schwarzer Johannisbeeren, während Phoebe erklärte, wie sie sich Brian Morse zunutze machen wollte. Sie würde ihm eine kleine Koketterie gestatten, obwohl sie keine Ahnung hatte, warum er es darauf anlegte. Er sollte seinen Willen haben, und sie wollte sich im Gegenzug seines Wissens bedienen. Er konnte ihr sicher Einblick in

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