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Braut wider Willen

Braut wider Willen

Titel: Braut wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Menge mischte, keine Beachtung.

Kapitel 14
    In wildem Triumph wurden sie ins Dorf und zum Anger geschleppt, auf dem Pranger und Staupsäule standen.
    »Wo ist der Büttel?«, rief Phoebe in einem letzten Versuch, das Entsetzliche abzuwenden. »Ohne den Büttel könnt ihr nichts machen.«
    Ein Augenblick des Zögerns trat ein. »Und nicht ohne den Friedensrichter«, fuhr sie wieder mutiger fort. »Schickt nach dem Friedensrichter!«
    »Der hat bei Hexen nichts zu bestellen«, erklärte der Hexenjäger mit Stentorstimme. »Zieht sie aus und bindet sie an die Säule.«
    Er näherte sich Meg und wollte ihr den Kragen ihres bereits zerfetzten Kleides herunterreißen, als er einen Triumphschrei ausstieß.
    »Sieh an! Sie trägt einen Schlangenzahn um den Hals.« Er griff nach dem dünnen Faden, an dem der von Phoebe gezogene Zahn hing, und riss ihn ab, um ihn in die Höhe zu halten und der Menge zu zeigen. »Hier, der Schlangenzahn.«
    »Was für ein Unsinn!«, rief Phoebe. »Es ist ihr eigener Zahn, den ich ihr zog.«
    »Es braucht eine Hexe, um eine Hexe zu verteidigen«, äußerte der Hexenjäger triumphierend. Das Gemurmel der Menge wurde drohender, und Phoebe spürte, wie das Entsetzen, das sie bislang unterdrückt hatte, sie zu überwältigen drohte.
    Zwei Männer stürzten sich auf Meg und zerrten sie zum Pranger. Phoebe schloss verzweifelt die Augen. Wenn der Hexenjäger erst anfing, Megs nacktes Fleisch mit seinen langen Nadeln nach einem Teufelsmal abzusuchen, würde er es finden. Nicht das winzigste Stückchen Haut würde der Untersuchung entgehen, nicht die intimste Stelle. Jeden winzigen Fleck würde er anstechen, und alle würden bluten, schließlich aber würde er einen finden, der nicht blutete. Der Hexenjäger würde dafür sorgen, dass er seine Hexe schließlich fand, doch würde er der Menge zuerst ein spannendes Schauspiel liefern.
    Phoebe wusste so gut wie Meg, dass manche Hexenjäger Nadeln mit zurückziehbarer Spitze benutzten. Hatte die Stimmung unter den Zuschauern den Höhepunkt erreicht, trat diese spezielle Nadel in Aktion, die kein Mal zum Bluten brachte. Die fanatische Liebe zu ihrem Beruf, wenn man ihre Tätigkeit so nennen konnte, erlaubte den Hexenjägern die Anwendung aller Mittel. Und Phoebe wusste, dass sie es hier mit einem besonders gefährlichen Vertreter dieser Zunft zu tun hatte.
    Und bald würde sie an die Reihe kommen.
    Im Moment aber stand sie unbeachtet da, die Hände auf den Rücken gebunden, mit allen Sinnen bei Meg, die ihrer Sicht durch die Menge entzogen war.
    Olivia löste sich aus der Menge und glitt davon. Phoebes Herz tat einen Sprung, als sie das Mädchen erblickte, das unauffällig davonschlenderte, als wäre sein Interesse an der Szene erschöpft. Ein paar Köpfe drehten sich nach ihr um, doch stieß der Hexenjäger in diesem Moment einen Schrei aus, und die Menge drängte nach vorn, um die beste Aussicht zu haben.
    Olivia trat hinter Phoebe. Sie kniete nieder, sodass sie hinter Phoebes Körper verborgen blieb, und fing an, mit dem unhandlichen Küchenmesser an den Fesseln zu sägen, voller Angst, sie würde Phoebe verletzen. Diese ließ mit angehaltenem Atem den Kopf wie in tiefer Verzweiflung sinken und spreizte unauffällig die Beine, um Olivia mehr Deckung zu verschaffen.
    Die letzte Fessel war durchschnitten. »Lauf!«, zischte Olivia. »Ehe sie mit Meg fertig sind!«
    »Ich kann sie nicht im Stich lassen.« Phoebe wusste, dass sie kostbare Zeit verlor, doch schienen ihre Füße am Boden festgewachsen.
    »Hier k-kannst du nichts für sie tun!«
    Phoebe sah es ein. Sie drehte sich um und lief mit Olivia über den Anger zu dem Gewirr schmaler Wege, die von der Dorfstraße abzweigten. Jeden Moment erwartete sie, einen Warnschrei zu hören, doch hatte das Interesse an Meg und dem Hexenjäger fieberhafte Höhen erreicht, und die Augen aller hingen wie gebannt an den langen Nadeln des Mannes, als diese in Megs Fleisch stachen.
    Atemlos langten sie an der Ecke zur Church Lane an.
    »Was können wir tun?«, fragte Phoebe keuchend, als sie vornübergebeugt nach Atem rang. »Wir müssen Meg retten.« Verzweifelt blickte sie zurück zum Dorfanger. »Lieber Gott! Was können wir tun?«
    »Wenn man sie taucht, wird sie ertrinken«, sagte Olivia starr vor Entsetzen. »Sollen wir Hilfe holen? M-meinen Vater rufen?«
    »Dazu ist keine Zeit«, sagte Phoebe, die vor Übelkeit und Erschöpfung nicht mehr klar denken konnte.
    Nun ertönte ein lauter Aufschrei aus vielen Kehlen.

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