Braut wider Willen
Erdklumpen aufwirbelten. Knapp vor ihm bäumte sich das Pferd auf, er sah den weißen Bauch und über sich schlagende Hufe. Eine Sekunde zu spät sprang er seitlich weg und ging, von einem Huf an der Schulter getroffen, mit einem Schmerzensschrei zu Boden. Die Menge verharrte reglos, doch als der Hengst sich von neuem aufbäumte, sprang alles beiseite, und Meg blieb allein, nackt und in ihren Fesseln zusammengesunken.
Als das Pferd neben ihr anhielt, blickte sie auf. Brian beugte sich mit blankem Degen vor und durchschnitt ihre Handfesseln. Meg bedurfte keiner Anweisung. Sie schnellte zu seinem Steigbügel hoch und griff nach der dargebotenen Hand. Brian zog sie in den Sattel vor sich und ritt nun durch die aufgebrachte Menge.
»Herauf!«, rief er Phoebe zu und streckte seine Hand aus. Sie ergriff sie und zog sich hoch, wobei sie an seinem Stiefel Halt suchte.
»Meg … was hat man dir angetan?« Sie versuchte um Brian herum Meg anzufassen.
»Still, Mädchen!«, donnerte er, als sein Pferd schnaubend den Kopf hochwarf.
Phoebe zog sich hastig zurück und unterdrückte ihre Angst, als das Pferd losgaloppierte.
»Ich komme nach«, rief Olivia. Sie musste die Hunde, die dem Durcheinander am Ufer zustrebten, mit aller Kraft an den Halsbändern festhalten.
Phoebe klammerte sich an Brians Gürtel, als das Pferd über das Feld sprengte, fort vom Fluss.
Der Wind pfiff an ihrem Kopf vorbei und raubte ihr den Atem. Sie hatte zu viel Angst, Brians Gürtel loszulassen, als dass sie erneut versucht hätte, Meg tröstlich zu berühren. Es war kalt, die Wintersonne schien ohne Wärme. Meg musste frieren. Sie selbst spürte ihre Zähne aufeinander schlagen, allerdings mehr aus nachklingender Angst als vor Kälte.
Cato hatte eben sein Pferd an der Eingangstreppe bestiegen und wollte zum Hauptquartier reiten, als er Brian die mit Kies bestreute Auffahrt entlangtraben sah.
Cato konnte seinen Augen nicht trauen. Vor sich hielt Brian eine nackte Frau auf dem Sattel, hinter ihm klammerte sich Phoebe an ihn, bleich wie ein Laken, den Mund zusammengekniffen.
Brian zügelte sein Tier so plötzlich, dass es ins Rutschen geriet, seine Hinterhufe tief eingrub und Phoebe fast über die Kruppe geglitten wäre. Sie schaffte es gerade noch, seitlich zu Boden zu gleiten und auf den Beinen zu landen.
»Cato … Mylord … der Hexenjäger ist da. Man hat uns gepackt, und Meg wurde schwer verletzt.« Sie stieß die Worte, aus denen Cato nicht klug wurde, zwischen klappernden Zähnen hervor.
Er schwang sich aus dem Sattel und legte mechanisch einen Arm um sie, als sie auf ihn zugelaufen kam. Dann blickte er dorthin, wo verständlichere Auskunft zu erwarten war. »Brian, was geht da vor?«
Brian stieg fast gleichmütig ab. »Das Glück war auf meiner Seite, sodass ich rettend eingreifen konnte. Der Hexenjäger und der Pöbel waren am Fluss. Man hat diese Frau …«
»Man wäre dankbar, wenn jemand so viel Anstand hätte, ihr etwas zu geben, womit sie sich bedecken kann«, unterbrach ihn Meg scharf.
»Ach, Meg, wie unbedacht von mir. Nimm dies hier.« Phoebe löste sich aus Catos Armen und nahm ihren Umhang ab, den sie Meg reichte. »Was hat man dir angetan?«, fragte sie schmerzlich. »Ich konnte nichts tun …«
»Du hast alles Nötige getan, wie es aussieht«, unterbrach Meg sie und hüllte sich in den Mantel. »Mir blieb es erspart, in einem eisigen Fluss ertränkt zu werden, nicht?« Sie versuchte ein Lächeln, doch war ihr Mund starr, und ein heftiges Zittern erfasste sie.
»Wer ist diese Frau?«, fragte Cato.
»Lord Granville, diese Frage kann ich selbst beantworten«, erklärte Meg in bemerkenswert resolutem Ton. »Dieser Unmensch von Hexenjäger hat mir nicht die Sprache geraubt. Ich bin hier in der Gegend als Mistress Meg, die Heilkundige, bekannt.«
Das klang Cato bekannt in den Ohren. Phoebe hatte von einer Freundin im Dorf gesprochen. Eine Freundschaft, die er untersagt hatte.
Die Frau sah aus, als wäre sie dem Tod nahe, mit nichts am Leib als Phoebes Mantel.
»Kommt, Ihr braucht Wärme.« Er hob sie herunter, doch als er sie auf den Boden stellte, gaben ihre Knie nach, und sie wäre zusammengesunken, hätte er sie nicht gestützt.
»Du dort! Soldat!«, rief er einem der Männer zu, die die Szene mit unverhohlener Neugierde beobachtet hatten. »Schaffe Mistress Meg ins Haus. Mistress Bisset soll sich um sie kümmern.«
»Ach, ihr seid in Sicherheit!«, rief Olivia, die um die Hausecke bog, da sie eine Abkürzung über
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