Braut wider Willen
„Achtung, es kommt gerade eine Frau auf unseren Tisch zu, mit der ich mal zusammen war.“
„Warum erzählst du mir das? Meinst du, mich würde auch nur im Geringsten interessieren, wen du bisher ins Bett bekommen hast?“
Ungerührt lehnte Kane sich wieder zurück und schenkte sich Wein nach. „Ich wollte bloß höflich sein und dich warnen.“
„Du und höflich? Dass ich nicht lache …“
„Kane!“, ließ sich im nächsten Moment eine heisere Frauenstimme vernehmen, und wenige Sekunden später stieg Bryony der aufdringliche Duft eines billigen Parfüms in die Nase.
Als sie den Kopf wandte, sah sie eine Blondine auf ihren Tisch zukommen. Die Frau beugte sich zu Kane hinunter, damit er in den Genuss ihres tiefen Ausschnitts kam, und fuhr in verführerischem Tonfall fort: „Du böser Junge hast mich schon seit einer Ewigkeit nicht mehr angerufen.“
„Ich war beschäftigt.“
Die unechte Blondine ignorierte Bryony völlig. „Na, du kennst ja meine Nummer, falls du dich langweilst.“
Kane lächelte schwach. „Ich habe sie nicht vergessen.“
Krampfhaft faltete Bryony die Hände im Schoß, denn der Drang, ihm eine Ohrfeige zu verpassen, war übermächtig. Sie war wütend auf Kane, weil er dieser Farce nicht endlich ein Ende bereitete, und noch mehr auf sich selbst, weil es sie überhaupt interessierte.
Natürlich hatte er nicht wie ein Mönch gelebt. Schließlich war er einunddreißig. Und lag es den Männern nicht in den Genen, jeder Frau hinterherzujagen?
„Man sieht sich.“ Die Frau warf ihm eine Kusshand zu. „Sei ein braver Junge, ja?“
„Mein Wort darauf, Luna“, erwiderte Kane.
Luna? Mond?
War die Frau etwa ein Planet, der um ihn kreiste? Bryonyschnaufte verächtlich, als die Frau zu ihrem Tisch zurückkehrte, eine laute Runde gleichermaßen kosmetisch und chirurgisch aufgepeppter Geschlechtsgenossinnen.
„Ich habe ja versucht, dich zu warnen“, bemerkte Kane.
Missbilligend sah Bryony ihn an. „In dem Fall hätte wohl keine Warnung gereicht.“
„Es war nur Sex.“
Nun verdrehte sie die Augen. „Wann ist es denn je etwas anderes?“
„Da hast du auch wieder recht“, räumte er ein, bevor er sich erneut Wein nachschenkte.
„Jedenfalls passt ihr zueinander.“
„Tatsächlich?“ Fragend zog er eine Augenbraue hoch.
Ihr lag bereits eine weitere Bemerkung auf der Zunge, doch in dem Moment erschien der Ober mit ihrem Essen, und der köstliche Duft ihrer Fettuccine lenkte Bryony ab.
„Guten Appetit“, wünschte der Angestellte ihnen lächelnd und zog sich dann zurück.
Nachdem sie Kane noch einmal wütend angefunkelt hatte, nahm sie ihre Gabel und begann ohne Gewissensbisse zu essen.
Nach dem Essen begleitete Kane sie zur Ballettschule, wo Bryony ihren Wagen geparkt hatte. Sobald sie eingestiegen war, hockte er sich hin, um mit ihr zu sprechen – die Tür stand noch auf.
„Möchtest du dich am Wochenende mit mir amüsieren?“
Krampfhaft bemühte sie sich, ihm nicht in die Augen zu sehen. „Ich … bin beschäftigt.“
„Wie sehr?“
„ Sehr.“
„Was hast du vor?“
Bryony überlegte einen Moment. „Ich muss auf die kranke Katze meiner Nachbarin aufpassen.“
Kane lachte leise und stand auf. Dann legte er die Hand auf die Tür, damit Bryony diese nicht zuschlagen konnte. „Fälltdir keine bessere Ausrede ein?“
Schnell ließ sie den Motor an und streckte die Hand nach dem Griff aus. „Ich muss sauber machen.“
„Und dafür brauchst du das ganze Wochenende?“
„Frühjahrsputz eben.“
Der Blick, den Kane ihr zuwarf, war ausgesprochen verführerisch, doch sie schloss energisch die Tür und wandte sich ab. Mit quietschenden Reifen fuhr sie vom Hof. Es dauerte allerdings eine Weile, bis sie sein schiefes Lächeln nicht mehr vor sich sah, und noch länger, bis ihr Magen sich bei der Vorstellung, mit ihm verheiratet zu sein, nicht mehr zusammenkrampfte.
5. KAPITEL
Am Montagmorgen fühlte Bryony sich, als würde sie in einer Achterbahn sitzen, die außer Kontrolle geraten war. Das Wochenende, an dem die Hochzeit stattfinden sollte, rückte in bedrohliche Nähe, und sie konnte nichts dagegen tun. Die Einladungen waren verschickt, die Blumen und die Torte bestellt, und das Kleid hing in ihrem Schrank.
Begeistert äußerte Pauline sich über ihre Wahl des Bräutigams, als sie in der Ballettschule eintraf. Bryony brachte es nicht übers Herz, sie darüber aufzuklären, dass sie eigentlich keine Wahl gehabt habe.
„Er ist so attraktiv!“, fügte
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