Braut wider Willen
Blick einer anderen Person begegnete.
Kane stand hinten im Studio, die Hände in die Taschen geschoben, und betrachtete sie.
„Entschuldige mich einen Moment, Ella.“ Flüchtig berührte sie das Mädchen an der Schulter. „Ich bin gleich wieder da.“
Obwohl sie eine weite Sporthose über dem engen Trikot trug, fühlte sie sich ein wenig befangen, als sie auf Kane zuging. Zudem kam sie sich in den Ballettschuhen noch kleiner vor als sonst.
„Siehst du nicht, dass ich gerade Unterricht gebe?“, fragte sie leise, sobald sie vor ihm stand.
Schweigend sah Kane sie an.
Bryony warf einen Blick über die Schulter, weil sie wissen wollte, ob Ella sie beobachtete. Dann drehte sie sich wieder zu ihm um und flüsterte: „Ich muss doch sehr bitten.“
Daraufhin nahm er die Hände aus den Taschen, umfasste ihre Taille und zog sie kurzerhand an sich. Ehe sie sich’s versah, presste er die Lippen auf ihre. Obwohl es ein flüchtiger Kuss war, brachte er sie genauso durcheinander wie seine vorherigen.
Als Kane sie losließ, schwankte sie ein wenig. Sie wich einen Schritt zurück und funkelte ihn aufgebracht an.
„Wenn du nicht sofort gehst, werde ich …“ Bryony hatte leise gesprochen und verstummte nun, als Paulines Stimme aus dem Aufenthaltsraum erklang.
„ Das ist also der Mann deiner Träume!“ Pauline kam aus der Tür, die nur wenige Meter entfernt war, und streckte Kane die Hand entgegen. „Ich bin Pauline LeFray, Bryonys Partnerin.“
„Kane Kaproulias.“ Lächelnd schüttelte er ihr die Hand.„Freut mich, Sie kennenzulernen. Bryony hat mir schon viel von Ihnen erzählt.“
Dieser Lügner! Sie hatte ihren Namen nur einmal erwähnt. Wütend und verächtlich beobachtete Bryony, wie Kane routiniert seinen Charme spielen ließ und Pauline förmlich dahinschmolz.
„Ich finde es so schrecklich romantisch, dass Sie sie so schnell heiraten“, sagte sie schwärmerisch.
Seine dunklen Augen funkelten. „Sie hat es verdient.“
Über Paulines Kopf hinweg blitzte Bryony ihn zornig an. Sie wusste, dass er sie mit seinen doppeldeutigen Worten absichtlich provozierte.
Nun wandte ihre Freundin sich zu ihr um. „Ich mache mit Ella weiter, wenn ihr beiden Turteltauben wegwollt.“
„Nein, ich …“
„Oh, würden Sie das tun?“, fiel Kane Bryony ins Wort und bedachte Pauline mit einem Megawattlächeln. „Ich habe Bryony schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen und kann es kaum erwarten, mit ihr allein zu sein. Sie wissen bestimmt, wie das ist.“
„Und ob.“ Sie strahlte ihn an. „Nehmen Sie sie mit, und amüsieren Sie sich.“ Dann ließ sie die beiden allein, um zu Ella zu gehen, die wieder an der Stange stand und eine schwierige Dehnübung machte.
Bryony warf ihm einen giftigen Blick zu, bevor sie hocherhobenen Hauptes an ihm vorbei zum Aufenthaltsraum ging. „Ich muss mich umziehen“, informierte sie ihn dabei.
„Beeil dich, agape mou“ , rief er hinter ihr her.
An der Tür drehte sie sich noch einmal zu ihm um und rang sich ein Lächeln ab. „Ja, Schatz.“ Nachdem sie ihm eine Kusshand zugeworfen hatte, schloss sie die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen, die Hände zu Fäusten geballt. Dass er die Situation so ausgenutzt hatte, ärgerte sie maßlos. Wahrscheinlich gratulierte er sich gerade zu einem weiteren cleveren Schachzug.
Bryony stopfte ihr Trikot in eine Tasche und schlüpfte in ihreSchuhe. Obwohl sich bereits einige Strähnen aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatten, machte sie sich nicht die Mühe, sich noch einmal zu frisieren. Dann nahm sie ihre Handtasche und verließ das Studio. Dabei versuchte sie, Paulines und Ellas wegen wie eine verliebte Braut auszusehen.
Schade nur, dass die beiden gar nicht in ihre Richtung sahen, was bedeutete, dass Kane in den Genuss ihres Lächelns kam.
„Wollen wir?“ Er nahm Bryony bei der Hand und führte sie hinaus.
Draußen war die Luftfeuchtigkeit so hoch, dass die Bluse ihr bereits am Rücken zu kleben begann. Bryony ging neben Kane her und war sich dabei überdeutlich seiner Berührung bewusst. Unwillkürlich stellte sie sich vor, wie er sie mit beiden Händen liebkoste.
Bestürzt entzog sie ihm ihre Hand und blickte wütend auf die Ampel, als würde diese dadurch schneller auf Grün schalten.
„Wohin möchtest du gehen?“, erkundigte er sich.
„Nach Hause, und zwar vorzugsweise allein.“ Sobald es Grün wurde, eilte sie los, doch er holte sie nach nur einem Schritt ein und nahm wieder ihre Hand. Diesmal konnte sie sich
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