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Brautflug

Brautflug

Titel: Brautflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marieke Pol
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sich. Es wuchsen Hörner auf ihren Stirnen. Auf gespaltenen Hufen tanzten sie voller Hingabe im Licht des Vollmondes, mit erhobenen Schwänzen, keuchend und lachend, in ihren Augen die schmutzigen Laken von später, während Mozie das Feuer schürte und die Funken um sie herum knisterten.
     
    Niemand hörte das Taxi ankommen. Mit einem Mal kam es aus den Feldern und fuhr auf den Hof herauf. Dabei breitete es sein Licht wie ein Netz über sie. Geblendet hielten die drei inne, Frank legte den Arm um Adas Schultern, und keuchend warteten sie gemeinsam auf denjenigen, der aus dem Auto steigen würde. Ein feines Rinnsal Schweiß lief zwischen Adas Brüsten entlang, mit einem Finger wischte sie es weg. Das Kleid klebte ihr um die Beine. Mozie machte die Musik aus, die Nadel kratzte kreischend über die Platte. Ada kniff die Augen zusammen und spähte zum Wagen. In ihrem Kopf dröhnte die Musik noch weiter. Einen Moment lang hoffte sie, dass ein Unbekannter aussteigen würde. Sie wusste, dass sie sich furchtbar schuldig gemacht hatte, doch die ganze Woche über hatte sie sich nicht so gefühlt. Frank wollte gerade zum Auto gehen, als sich die Beifahrertür öffnete und sie die wütende Gestalt erkannte. Ada schlug ihren Arm um Frank und zog ihn mit aller Kraft zurück.
     
    Nicht in Prasserei und Trunkenheit, nicht in Unzucht und Ausschweifungen, nicht in Hader und Neid, sondern ziehet den Herrn Jesus Christus an und pflegt das Fleisch nicht zur Erregung eurer Lüste.
     
    »Was du getan hast«, sagte Derk, »musst du vor Gott verantworten. Ich bin nur gekommen, um dich zurückzuholen.«
    Heerscharen erzürnter Engel mit flammenden Schwertern umkreisten das Paar. Ada stand nackt bis auf die Knochen und für alle Zeiten entblößt. Und doch entdeckte sie neben der Abscheu auch den Verlust in seinen Augen. Sie ignorierte Frank und Mozie, als würden die beiden nicht mehr existieren. Hinter ihnen setzte das Taxi langsam ein Stück zurück, fast diskret, tut mir leid, Leute, das geht mich wirklich nichts an, ich warte hier. Den Motor im Leerlauf blieb es am Rande des Hofes stehen und begleitete das Schauspiel mit seinem Unheil verheißenden, leisen Dröhnen.
    Ada begrüßte ihren Mann schüchtern. Auf einmal verspürte sie großes Mitleid mit ihnen beiden, den Eheleuten. Er hatte keine Ahnung, wie dumm seine Entscheidung gewesen war, ihr hinterherzufahren. Er wusste nicht, dass damit alles zum Scheitern verurteilt war. Derk erwiderte ihren Gruß nicht. Es gab nun keine andere Möglichkeit mehr, als für ewige Zeiten zu büßen, ohne jegliche Hoffnung auf Vergebung. Kein Jazz würde mehr erklingen, und kein Schleiertanz getanzt werden. Die Fenster würden für immer geschlossen bleiben. »Von der Familie weglaufen ist eine Satanstat«, sagte er.
    Neben ihr verschränkte Frank die Arme vor der Brust und holte tief Luft. »Ich bin hergekommen, um dich zu holen«, sprach Derk weiter, »für die Kinder. Für dich selbst gibt es keine Vergebung. Die Sünde bleibt für immer, in den Augen Gottes. Denk daran.«
    »Das ist ja wohl die Höhe«, zischte Frank.
    Sie sah die Wut in Derks schmächtigem Körper aufbrausen, eine riesige Wut, die ausbrechen wollte. Doch er beherrschte sich und ignorierte Frank weiterhin. »Du kannst froh sein, dass ich bereit bin, dich zurückzunehmen.« Ada schoss durch den Kopf, dass das die Worte des Pastors waren: Sie könne froh sein, dass er sie zurücknähme. Gut möglich, dass Derk diesen Satz auf dem Weg hierher laut vor sich hingesagt hatte. Aber ihr war klar, dass er ohne sie vor die Hunde gehen würde, und das wusste er ebenfalls.
    Frank murmelte unverständliche Flüche und lief auf ihn zu. »Wenn Gott ihr nicht vergeben kann«, rief er, als er dicht vor ihm stand, »dann ist er nichts wert, euer Gott.« Den allerkleinsten Bruchteil einer Sekunde lang dachte Ada das Gleiche, und in dem Moment wurde ihr klar, dass etwas sich in dieser Woche grundlegend verändert hatte, auch wenn noch nicht klar war, was. So schnell, wie ihr dieser Gedanke gekommen war, war er auch schon wieder verschwunden. Hier stand sie nun mit zitternden Beinen, als sie in der aufgeladenen Atmosphäre zwischen den beiden Männern den blitzschnellen Kinnhaken von Derk sah. Frank schwankte.
    »What the hell«, sagte er benommen und betastete seinen Kiefer.
    Derk war kleiner und schwächer als Frank, dafür aber umso dickköpfiger. Zudem hatte er Gott auf seiner Seite. Verbissen kämpften die beiden und teilten treffsichere, harte

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