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Brautflug

Brautflug

Titel: Brautflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marieke Pol
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ihr Traum das Licht der Welt erblickt hatte. Immer mehr Licht sah Ada nun auf sie herabfallen, während sie sich in ihr dunkles Inneres zurückzog. So ist das, hier geht das Licht aus, woanders geht es an. Die Freunde schüttelten einander die Hand. Abwechselnd umarmten und küssten sie Ada, schenkten drei Gläser voll, erhoben das Glas und stießen auf den Wein an. Wir haben noch keinen Namen, rief Mozie. Auf den Wein ohne Namen. Sie nahm einen Schluck, schmeckte den Unterschied zu dem Wein, den sie bisher getrunken hatten, und freute sich mit ihnen. Der Wein war ausgezeichnet, er konnte der Öffentlichkeit präsentiert werden, das Weinlokal war eröffnet, genau hier. Doch ohne sie. Konzentriert strich sie ihren Rock glatt, auf keinen Fall wollte sie jetzt betrübt sein. Drei violette Flecken hatte der Wein auf den Streifen hinterlassen. Diese Flecken würden mit ihr reisen und schon bald das Einzige sein, was ihr von ihm blieb. Sie hoffte, dass sie in der Wäsche nicht herausgehen würden. Sie sah sich Derk gegenüber am Resopaltisch sitzen und unter dem Tisch mit den Fingern die Flecken suchen, um etwas festzuhalten, was nicht verloren gehen durfte. Er wird sein Kleid in Wein waschen und seinen Mantel in Traubenblut. »Traubenblut«, sagte sie auf Niederländisch. Sie sahen einander erstaunt an. »Nennt ihn doch so«, sagte sie, »den Wein.«
    Es folgte Stille.
    »What?«, fragte Mozie, der nichts verstanden hatte.
    »Blood of grapes«, übersetzte Frank. Ada errötete.
     
    Sie hatte nicht den Hauch einer Chance, sich den Feierlichkeiten zu entziehen, daher versuchte sie es gar nicht erst und trank und tanzte und sang mit ihnen mit. Während sie noch alle Hände voll damit zu tun hatten, den Wein in Flaschen zu füllen, und Frank unermüdlich mit Kreide den Namen des Weines auf jede einzelne Flasche schrieb, grub Mozie ein Loch in den Boden des Hofes und bereitete auf den heißen Steinen ein
Hangi
. Als es dunkel war, lagen sie zusammen am Feuer und aßen das Gemüse, die Süßkartoffeln und das köstliche, in Blätter gewickelte Lammfleisch. Alle drei waren sie ziemlich angeheitert. Es wurde nun alles mit Wein übergossen, mit
ihrem
Wein, weil sie nicht genug davon kriegen konnten. »
Dru-ive-bloed
, Trau-ben-blut …«, rief Mozie immer wieder. Dass Ada morgen nach Hause fahren würde, daran durfte man nun nicht denken. Niemand sprach darüber – also auch Ada nicht –, an einem Abend wie diesem verdirbt man nicht die Stimmung. Sie trank mit den Männern, wie ein Templer aus der Bibel. Gemeinsam mit Frank versuchte sie Mozie
Ein Jäger längs des Weihers ging
beizubringen und bekam einen unkontrollierten Lachkrampf, als Mozie lauthals auf Holländisch nachsang. Dann rannte sie nach drinnen ins Badezimmer und weinte bitterlich.
    Sie wurden zu Jungs, die ums Feuer saßen, eine Runde von Jungs, zu denen sie nicht passte. Sie teilten gemeinsame Erinnerungen an Menschen, die sie nicht kannte, und sie konnten von ihren eigenen Geschichten nicht genug bekommen. Ada lag etwas außerhalb des Kreises und wartete. Es war ihre letzte Nacht. Frank hievte seinen Plattenspieler nach draußen auf den Hof, und sie tanzten zu dritt am Feuer den neuesten Tanz,
come on let’s twist again
 … Ada wurde immer unbesonnener und verabschiedete sich von allen Regeln und Vorschriften, die ihr je beigebracht worden waren. Sie wagte es, obwohl Mozie dabei war, sich auf Frank zu werfen und sich in einer leidenschaftlichen Umarmung zu verlieren. Sie gönnte sich keine Zeit für einen Moment der Scham, als Mozie es lautstark kommentierte und ihren Kuss auf komische Art auf dem Banjo begleitete. Immer trauriger, hielt sie die bedrohliche Wolke des Abschieds von sich fern, nahm lachend noch einen Schluck von dem Wein, dem sie einen Namen gegeben hatte, sodass Frank sich für immer an sie erinnern würde. Sie leckte sich die Lippen, stampfte mit bloßen Füßen auf die Erde neben dem Feuer, hob ihren Rock und tanzte. Sie spürte die Blicke der zwei Männer, die um sie herumkreisten. Aus den Augenwinkeln heraus sah sie, wie Mozie Frank um sie beneidete. Sie sah auch, wie Frank sie wie ein Besitzer betrachtete, und sie schwenkte ihren Rock noch energischer und dachte: Dies muss für den Rest meines Lebens reichen. Herausfordernd tanzte sie auf Frank zu, die Arme lockend zu ihm ausgestreckt, mit schamlos schwingenden Hüften und wippenden Brüsten, komm nur, mein Geliebter, komm nur. Schweißtropfen traten ihr in die Augen. Alles verformte

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