Breakfast on Pluto
Klängen eines Sommerliedes lächelt, während du dein Lebens aushauchst? Um Gottes willen!
Nein, nichts als Stille, und an der Wand ein gesticktes Bild mit den Worten Chez nous und verschlungenen blauen Blumen. Das ist unser kleines Heim. Nun schnarcht die Familie, und über allem schließt sich der Nachthimmel.
Und Patrick in seinen Träumen, der denkt: »Ich bin so glücklich, und ich danke Gott für dieses Geschenk, besonders aber für meine Mami.«
Einunddreißigstes Kapitel
Dann bin ich Louise davongerannt!
Weshalb ich unbedingt so blöd sein mußte, Louise alles zu erzählen, statt die Sache für mich zu behalten als das persönlichste, intimste Geheimnis, das sie war, begreife ich immer noch nicht; denn die brauchte es ja nun wirklich nicht zu wissen, der könnte es völlig gleichgültig sein. Bis dahin hatten wir uns nämlich großartig amüsiert, wirklich, und wenn ihr mir gesagt hättet, ich würde mich gegen sie wenden oder gar vor Aufregung zitternd und zeternd aus dem Haus rennen – hätte ich es euch nicht geglaubt.
Nicht, daß es bei uns nicht oft hoch hergegangen wäre, und ob es das tat! Sie kam mit diesem Blick zur Tür herein und krümmte den Zeigefinger, bis ich in meinen Shorts wie ein Lämmchen auf ihren Schoß kroch und sie »Mr. Wunderbar!« sagte und – eine glitzernde Träne in den Augen – mir übers Haar strich. Genau da mußte es natürlich passieren – ich meine, daß es mir herausrutschte. Als ich an Eily in dem Tanzsaal dachte, ging es mit mir durch. Benny Lendrum hatte mir erzählt, daß sie vor langer Zeit dort gewesen war, mit ihren herrlichen Krussellocken, der gelbkarierten Bluse und der weißen Caprihose, und kein Mann im Saal konnte den Blick von ihr wenden. »Das schönste Mädchen in der Stadt«, sagte Benny. »Die unvergleichliche Eily Bergin – da müßte sich die Frau aus South Pacific aber ganz schön abstrampeln, haben sie immer gesagt!«
Ich war ganz aufgeregt deswegen, denn wenn er das sagte, konnte niemand mehr behaupten: »Ach, schon wieder dieser Braden – phantasiert sich dumme Geschichtchen über seine Mutter zurecht, nur weil ein Priester sie gevögelt hat und sie Braden in einem Scheißpappkarton vor jemandes Tür ausgesetzt hat!« Das konnten sie jetzt nicht mehr sagen, denn wie ich da eines Tages im Jahre 1965 auf der Sitzbank vor dem Haus saß, hatte ich Benny das sagen hören, hatte gesehen, wie ihm die Wörter eins nach dem anderen über die Lippen kamen und glänzten wie Gold.
»Oh, Louise!« rief ich und schlang die Arme um ihren Hals (und zwar wie rasend, deswegen ist es mir ja auch herausgerutscht). »Ich kann dir gar nicht sagen, wie schön sie war!« Und sie sagte: »Psst!«, streichelte mir über den Hals und ließ mich natürlich weiterreden! Bis ich ihr alles erzählt hatte – alles!
»Warum nur habe ich mich verplappert, Terence? Warum habe ich mich verplappert?« So flehte ich ihn immer wieder um eine Antwort an. Aber Terence nickte nur und sagte: »Reden Sie weiter.«
Ich wollte ihm auseinandersetzen, daß ich Louise liebte, vielleicht war es keine reine Liebe, aber doch etwas Besonderes, weil sie so gut zu mir gewesen war und ich ihr als Shaunie natürlich nähergekommen war (ganz zu schweigen von all den Klamotten, die sie mir genäht hatte – Audrey Hepburn, Dusty, Diana Ross – ihr könnt euch nicht vorstellen, wieviel Mühe sie sich gemacht hat!). Aber sie wollte einfach nicht begreifen (warum nur konnte sie es nicht begreifen?), daß man gewisse Dinge einfach nicht tut, nicht tun darf, nicht einmal daran denken darf man. Warum begriff sie nicht, daß das etwas anderes war als die Sache mit Shaunie und Dusty und alles andere, was wir miteinander getrieben hatten, daß das, was ich ihr erzählte, allein mir gehörte und mir nie über die Lippen hätte kommen dürfen? Warum konnte sie das nicht verstehen, Terence? fragte ich. Nachdem ich ihm alles erklärt hatte, fragte er, war das das erste Mal, daß Sie gemerkt haben, wie Sie den Boden unter den Füßen verlieren? Und ich sagte Ja, denn bis dahin hatte ich geglaubt, festen Boden unter den Füßen zu haben. Das war etwas, was ich schon immer gewollt hatte. Sagen zu können: »Hierher gehöre ich – in dieses Haus, an dem Wind und Wetter rütteln – nichts kann mich von hier vertreiben.« Statt dessen sollte mir das genaue Gegenteil widerfahren.
Als sie ins Zimmer trat, traute ich zuerst meinen Augen nicht. Ich spürte, wie meine Beine
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