Breakfast on Pluto
butterweich wurden, und lehnte mich gegen die Wand, für den Fall, daß ich zusammenbrach. Dann wurde mein Gesicht feuerrot, und ich fühlte, wie mein Speichel im Mund zu einer Art Marmelade wurde. »Gefalle ich dir?« fragte sie und begann, im Zimmer auf und ab zu gehen, mit unsichtbaren Rumbakugeln zu klappern und mit den Augendeckeln zu klimpern, wie sie es immer tat. Plötzlich war mir, als hätte ich mich wochenlang nicht gewaschen, und ich dachte: »Warum nur habe ich ihr von Mami erzählt? Warum mußte ich ihr das erzählen?« Schnurres hatte die Angewohnheit gehabt, Zigarettenpapier anzuzünden und es zum Schornstein hinaus ins Freie fliegen zu lassen, wo es an den Sternen vorbei bis hin zu Pluto trudelte oder wo immer es hinwollte. So war mir jetzt zumute, als ich den verwischten Flecken Gelb (das karierte Hemd) und die wunderschön gestärkte weiße Caprihose sah. Sie strich mit den Händen darüber und sang: »I’m gonna wash that man right outa my hair! I’m gonna wash that man right outa my hair!«
Als sie, immer noch singend, ganz dicht an mich herantrat, hätte ich eine Staubflocke sein können, die von ihrem Atem hin und her gepustet wurde, aber nie wäre ich so weit fortgeschwebt, hätte sie nicht, als ich fragte: »Was tust du da? Louise, ich bitte dich – was tust du da?«, jenen Satz geäußert, die dann über ihre Lippen kam. Aber sie fuhr sich mit den Fingern durch ihre Krussellocken, warf den Kopf zurück und rief: »Endlich komme ich es holen – mein kleines Pappkartonkind!«
Terence sagte, daß von da an alles anders geworden sei. »Seitdem sind Sie nicht mehr ganz bei uns, stimmt’s?«, und irgendwie hat er recht. Ich versuchte, ihm zu erklären, wie das war, als Charlie und ich, zwei winzige Figürchen auf einer Geburtstagstorte, weit draußen zwischen fernen Planeten durch den Kosmos walzten, »watching the earth down below« – nur daß es damals so schön war, als würde alles dir gehören.
Und jetzt war ich dort draußen, steuerlos, wußte nicht, wo meine Arme oder Beine anfingen, und schwebte im unendlichen Kosmos umher.
»Warum sonst sind Sie an dem Abend davongerannt?« fragte mich Terence. »Hat sie noch etwas gesagt?«
Deswegen war ich ja so todtraurig, als Terence sich verdrückte, ohne mir was zu sagen. Weil er meine Geschichte in- und auswendig kannte und begriff, weswegen ich zusammengebrochen war. »Ja!« stammelte ich unter Tränen. »Sie hat ›Frühstück‹ gesagt. Sie hat gesagt: ›Bitte bleib doch zum Frühstück noch da!‹ oder irgend so was Blödsinniges!«
Ich sah, daß er mich danach lange zärtlich betrachtete. Dann blickte er auf seinen Notizblock und sagte leise: »Das Wort ist Ihnen zuwider, nicht wahr?«
Ich nickte, und er rückte näher an mich heran und legte seine kräftige Hand auf meine. Vielleicht halten mich einige Leute – wie später Brendan Cleeve – für eine Art Triebtäter, weil ich so etwas sage. Aber nichts lag mir ferner als Sex, als ich dachte, wie kräftig seine Hand war. Es war, als würde sie mich drücken und sagen: »Jetzt sind Sie hier – haben Boden unter den Füßen! Und hier werden Sie stark sein! Denn hier bleiben Sie jetzt, Patrick! So werden wir es halten!«
Es war, als blickte ich durch eine Dachluke, und in der Schwärze dort oben schwebten Tausende und Abertausende von schwerelosen Zigarettenpapieren hin und her, aber diesmal gab es einen großen Unterschied – ich war keins von ihnen!
Es war das wunderbarste Gefühl, an das ich mich erinnern kann! Es wurde sogar noch schöner, weil Terence jetzt seinen Arm um mich gelegt hatte. Der große Terence mit den baumstarken Armen! Dessen braune Augen funkelten, als er sagte: »Ich möchte etwas über ihn erfahren, über den Mann, der Ihnen das Leben geschenkt hat! Über den Schweinepriester, den Sie so hassen, weil er Sie vor jemandes Tür ausgesetzt oder zumindest dafür gesorgt hat, daß es so weit kam! Darüber müssen wir etwas erfahren, hören Sie? Wir müssen es wissen – also setzen Sie sich hin und schreiben Sie, schreiben Sie, schreiben Sie – verflucht noch mal, schreiben Sie!«
Könnt ihr euch einen Arzt vorstellen, der flucht? Aber so war Terence nun einmal! Er packte mich mit seinen baumstarken Armen und durchbohrte mich mit seinem funkelnden Blick. »Werden Sie das tun?« fragte er. »Werden Sie das für mich tun?«
Ich dachte schon, ich wäre wieder im siebten Himmel!
»Ja!« rief ich. »Ja! Ja! Ja!«, und hätte ihn beinahe umgeworfen, so eilig
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