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Breakfast on Pluto

Breakfast on Pluto

Titel: Breakfast on Pluto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick McCabe
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hatte ich es, ein weiteres meiner berühmten Meisterwerke zu Papier zu bringen!

Zweiunddreißigstes Kapitel
    Nächtliche Heimsuchungen
    von P. Braden, Krankenzimmer 7
     
     
     
    Wie schwer fällt es doch dem jungen Seminaristen, nachts Schlaf zu finden! Besonders, wenn er fast den ganzen Tag auf dem Spielfeld zugebracht und im aufspritzenden Schlamm des Spielfelds endlose Runden gedreht hat, ganz zu schweigen von Gott weiß wie vielen Liegestützen. Und von der Seitenlinie brüllt Vater Joe McGeaney wie ein Wahnsinniger: »Himmel noch eins, werdet ihr wohl ein bißchen Einsatz zeigen! Wie in Gottes Namen wollt ihr mit St. Malachy’s aus Magherafelt fertigwerden, wenn das eure Höchstleistung ist! Das ist ja, als würde man einem Haufen alter Weiber zuschauen! Football? Das ist doch kein Gälischer Football! Ich könnte auf der Stelle runtergehen zu den Erstkläßlern und mir zwei Bengel aussuchen, die ihre Sache besser machen würden! McAlinden! Wie nennst du so was! Nennst du das etwa einen Freistoß? Pack lieber auf der Stelle deine Koffer und verdrück dich nach Hause, zu deinem Vater auf dem Bauernhof! Du taugst gerade mal dazu, Kuhställe auszumisten, habe ich das Gefühl!« Danach sammelte der Mannschaftstrainer immer ein Kügelchen Rotz im Rachen, schob es ein paar Sekunden lang in den unteren Regionen seiner Mandeln hin und her und spuckte es mit solcher Kraft aus, daß es kreiselnd durch die Luft flog, bis es irgendwo vor ihm auf einer Hufspur oder einem Grasbüschel landete. Dann gestattete er sich ein feines Lächeln und entfernte sich, die Finger unter der schwarzen Soutane verschränkt, den priesterlichen Hintern hochgereckt wie ein Erpel. Denn natürlich scherzte er nur. Vielleicht war es kein richtiger Scherz, aber wenn er sagte, McAlinden tauge gerade mal dazu, Tierbehausungen zu reinigen, meinte er das ganz gewiß nicht ernst. Denn er wußte sehr wohl, daß Pat Joe McAlinden wenn nicht der beste und beständigste Spieler der Schulmannschaft, so doch derjenige war, auf den er am allerwenigsten verzichten konnte. Seit Beginn der Saison hatte er die anderen Spieler mitgerissen. Der Mann, der es – fast eigenhändig – geschafft hatte, daß sie ins Halbfinale des Leinster Cup gekommen waren! Welches natürlich genau an diesem Samstag ausgetragen werden sollte! War es da erstaunlich, daß alle nervös waren? Ein Wunder, daß Vater Joe seinen Footballstar nicht lauter anschrie! Schließlich mußte man aufpassen, daß die Jungs nicht zu selbstzufrieden wurden, stimmt’s? Er hatte die Footballmannschaft des Priesterseminars lange genug trainiert und kannte die Fußangeln, die junge Männer wie McAlinden zu Fall brachten. Es wäre nicht das erste Mal, daß er zusehen müßte, wie seine jungen Schützlinge ihre Brillanz durch Arroganz untergruben – den Ball nicht abgaben, sich an gefühlvollen, überkomplizierten Spielzügen versuchten, wenn unzweideutiges Handeln gefordert war. Das würde er nicht zulassen, und wenn er die Jungs dafür hart anfassen mußte, so sei’s drum. Und bei McAlinden hatte seine Taktik bis jetzt funktioniert. Als Vater Joe an den Torpfosten vorbeiging und seine Augen gegen die gleißende Sonne beschattete, um zu sehen, wo sich der Ball gerade befand, überlegte er, daß dieser Student, wenn er so weitermachte, durchaus ein geeigneter Kandidat für den Posten des Schulpräfekten war. Als dem Geistlichen dieser Gedanke kam, durchzitterte ihn ein leises Gefühl des Stolzes, denn man konnte wohl sagen, daß eine solche Beförderung, wenn es denn dazu käme, in nicht geringem Maße der Festigkeit und Weitsicht seiner Erziehung zu verdanken war. Gutgemacht, Donegan! Hast du den Ball gesehen? Eine Bogenlampe, die dem Torwart beinahe aus der Hand gerutscht wäre! Was, wenn sie am Samstag so einen Schuß hinkriegen würden! Das Gesicht, das Vater Jack McManus machen würde, würde er gern sehen! Vater Jack war der Trainer von St. Malachy’s oder St. Mal’s, wie sie für die Dauer der Meisterschaft genannt wurden. Wenn alles vorbei wäre, würde er Vater Joe die Hand schütteln müssen: »Die hohe Bogenlampe des jungen McDonagh hat uns den Rest gegeben! Alle Achtung, Vater Joe und Seminar! Aber ihr seid dreimal verflucht, daß ihr unsere Chancen zunichte gemacht habt!«
    Wie er so neben dem Torpfosten stand, zitterte Vater Joe vor Aufregung. Er ließ in seinen schlammbedeckten schwarzen Schuhen die Zehen spielen und wippte gleichzeitig auf den Hacken. »In den Torraum!« brüllte der

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