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Breakfast on Pluto

Breakfast on Pluto

Titel: Breakfast on Pluto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick McCabe
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sorgen! Und wenn du das nicht tust, dann bist du im Unrecht, wer du auch sein magst!
    Es tat mir leid, daß ich Terence verärgert hatte, damals, als ich anfing zu weinen und zu jammern, daß Mami kein Recht hätte, mich zu verlassen und nicht zurückzukommen! Ich mache ihr ja keine Vorwürfe, daß sie verschwunden ist – aber sie hätte zurückkommen müssen! Sie hätte zurückkommen oder mir wenigstens schreiben müssen! Sie hätte sich nicht einfach so in Luft auflösen dürfen! Denn wie kann ich ohne sie in dieser Welt leben?
    Und genauso, ganz genauso wäre es auch gekommen, wenn Martina Sheridan ein Kind gehabt hätte! Mehr wollte ich ihr gar nicht sagen. Ich wollte, daß sie zur Vernunft kommt, das war alles – denn ich wußte, daß es kein anderer versuchen würde!
    Aus dem einfachen Grund, weil sie nichts begreifen! Keiner begreift, worum es geht! Sie begreifend einfach nicht!

Begreifen
     
     
     
    Die Episode mit Martina oder, wie man es wohl auch nennen könnte, »der Vorfall hinter der Molkerei« trug sich viel später zu – Anfang 1978, rund zwei Monate nach meiner Rückkehr aus England. Ich weiß, daß ich mich nicht sonderlich wohlgefühlt hatte, aber als »verrückt« oder so konnte man mich wahrhaftig nicht bezeichnen. Terence sagte, bei mir sei alles in Ordnung, ich sei nur so überempfindlich für alles um mich herum, und ich glaube, da hatte er recht. Im nachhinein war es vielleicht unvorsichtig von mir, in einem Kleid oder ähnlichen Klamotten herumzulaufen, aber ich machte mir solche Sorgen um Charlie und alles andere, daß ich einfach nicht daran gedacht habe. Ich meine, es war ja nicht so, als wär ich wie ‘ne Nutte im Dorf herumgestöckelt – so war’s nun wirklich nicht! Mir ging soviel durch den Kopf, denn nach Irwins Tod war Charlie in einer furchtbaren Verfassung, das kann man wohl sagen. Sie war von der Kunsthochschule geflogen, trank sich von morgens bis Mitternacht knülle und spielte total verrückt. Ihre Haut war vom Wodka ganz fleckig, und ihre Kleider fingen an zu stinken (als wir zusammenzogen, übernahm ich es, sie zu waschen). Es war wirklich ekelhaft, ich übertreibe nicht. Eigentlich fast unerträglich, bis sie sich langsam beruhigte und nachts wieder Schlaf fand.
    Ich habe ganz vergessen zu erzählen, was mit Irwin passiert war. Als alle fanden, daß er genügend Informationen weitergegeben hatte – »lange genug gesungen«, wie sie sich ausdrückten –, nahmen Jackie und Pferd Kinnane ihn mit hinaus ins Torfmoor, wo sie ihn umlegten. Ich glaube, als Charlie ihn in dem schäbigen Overall sah, und am Kragen klebte noch ein Fetzen von dem Müllsack, den sie als Kapuze benutzt hatten, beschloß sie, sich nicht länger zu verstellen. Sie ging einfach davon.
    Im Rückblick muß ich zugeben, daß ich vielleicht zu überstürzt reagiert habe. Aber ich wollte Martina die Sache doch nur erklären. Ich wollte, daß sie endlich begriff.

Neunundzwanzigstes Kapitel
    Der Vorfall hinter der Molkerei
     
     
     
    Viele Leute behaupten, ich hätte ihr eine Ohrfeige verpaßt – habe ich nicht! Ich habe gesagt: »Hör zu, Martina! Ich will nur mit dir reden! Wenn du mich doch nur mal anhören würdest – ich verspreche dir, es dauert nur fünf Minuten!« Ich weiß, ich hätte so vernünftig sein müssen, sie nicht darum zu bitten. Aber jetzt war ich schon so weit gegangen, daß es kein Zurück mehr gab. Ich weiß nur noch, daß ich sie bei den Armen genommen und gesagt habe: »Martina! Da ist etwas, was du wissen muß. Die nutzen dich nur aus! Du bist doch erst fünfzehn! Glaubst du, es macht ihnen was aus, wenn du ein ungewolltes Kind zur Welt bringst? Du weißt doch, was sie wollen, oder? Du weißt ganz genau, was sie wollen!« Ich glaube, mehr als alles andere hat mich aufgebracht, daß sie Smigs’ Namen rief. Ich hörte nur noch »Smigs! Smigs!«, und deswegen schüttelte ich sie. Ich meine, ihr habt ja keine Ahnung, was das für eine Type war! Einmal – nicht lange nach meiner Rückkehr nach Tyreelin – stand ich in der Schlange im Laden, und er hob mit einer Luftpumpe mein Kleid hoch. Ich war überzeugt, daß das ganze nur ein Spaß war, versteht ihr, daß die Leute sich längst an mich gewöhnt hatten. (Natürlich habe ich mich geirrt – das sehe ich jetzt sehr deutlich. Dieses »Hallo, honky tonks!« und »Ach, ihr seid furchtbar!« hatte nur deswegen aufgehört, weil sie einfach gar nichts mehr mit mir zu tun haben wollten.) Was hoffentlich erklärt, weshalb ich mich

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