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Breakfast on Pluto

Breakfast on Pluto

Titel: Breakfast on Pluto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick McCabe
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Fleck. »Macht mich bloß nicht kirre!« lautete seine Antwort auf ihr Drängeln. »Ach, fick dich doch ins Knie!« sagte Big Joe, als ein fachmännisch geworfener grüngefederter Wurfpfeil auf die zerstochene Zielscheibe aus Kork zusegelte. Bis Lusche endlich so weit war, hatten sie insgesamt drei Spiele hinter sich gebracht. »Verdammt, hat auch lange genug gedauert!« sagte Jack und hob die kunstlederne Reisetasche auf, in der sie die Bombe verstaut hatten. »Vergiß dein Heft nicht«, kicherte Lusche, zwinkerte der femme deshabille auf dem Cover zu und griff seinem Freund zwischen die Beine. Mayo Jack versetzte ihm zwei gutgezielte Jabs und rief lachend: »Leck mich!«, während Big Pat die Tür des braunen Ford Cortina öffnete und einstieg.

Achtunddreißigstes Kapitel
    Uuh, Bombenleger!
     
     
     
    Obwohl ziemlich betütert (den ganzen Tag Camparis in Soho!), wußte Pussy, daß es ganz schön verwegen von ihr war, als sie beschloß, in der Disko vorbeizuschauen, die immer brechend voll war mit Soldaten. Aber sie scherte sich nicht darum – na gut, sie hatte ein paar Gläschen intus, und wenn schon! Und wenn einer auch nur »Huh!« sagte, dann würde sie ihm ins Gesicht lachen. »Ach ja? Ich bin also ein Mann? Sehr gut beobachtet, Süßer!« würde sie sagen, wenn es so weit kommen sollte – ob’s nun ausgewachsene Soldatenkerle waren oder nicht!
    Und natürlich würde es so weit kommen, das wußte sie im Grunde ihres Herzens, denn anscheinend hatte jeder Tommy des Landes beschlossen, heute abend in London das Tanzbein zu schwingen! Was Muschi nur recht war! Und noch mehr als das! Denn wer weiß – vielleicht würde sie ja Feldwebel »Rock« oder Hauptmann »Jam-jam-Sei-für-immer-die-meine« begegnen! Und wenn das nicht das Risiko wert war, dann war, flüsterte sie vor sich hin, das Leben einfach nicht lebenswert.
    Es bestanden gute Aussichten, daß er nie die Wahrheit erfahren würde. Dafür hatte eine geschlagene Stunde in der Hoteltoilette gesorgt: Jetzt glitzerte ihr langes braunes Haar, und ihre feuchten Lippen glänzten! Dann schnurstracks durch die Tür, um die verzückten Soldaten zu beäugen!
    Das Licht der Stroboskopkugel strahlte auf sie herab. Barry White, der mit ihr knutschte, sagte: »Du bist die Erste, die Letzte, mein Ein und Alles!«, und Muschi kribbelte und prickelte es in den Lenden. Der kurzgeschorene Tommy wisperte ihr ins Ohr: »Magst was trinken?« Muschi hüstelte leicht, um all ihren Mut zusammenzunehmen, und flüsterte mit piepsiger Stimme: »O ja!« Sie sah ihm in die Augen, als plötzlich ein Teil seines Kopfes nach links flog, der andere nach rechts, und das Gehirn, das sich darin befunden hatte, wie Rührei zu Boden klatschte – so kam es Muschi jedenfalls vor. Der Tommy war eindeutig tot – ich meine, er hatte überall Blut im Gesicht und lag auf dem Boden. Es war, als würde sich Pussy nie mehr von der Stelle rühren. Sie blieb wie angewurzelt stehen, wo sie gestanden hatte, als tanze sie mit einem unsichtbaren Soldaten.
    Mindestens eine Minute war verstrichen, ehe ihr dämmerte, daß sie nicht ebenfalls tot war. »Ich bin nicht tot«, sagte sie und fuhr sich mit der Zungenspitze über den Lippenstift. Sie schmeckte nichts. »Seltsam«, dachte sie. »Ich kann überhaupt nichts schmecken.« Erst dann sah sie, daß ihre Strumpfhose von Christian Dior zerfetzt war. Um sie herum flogen, das bemerkte sie allmählich, Dinge durch die Luft: Sägespäne, Dreck und Papierschnipsel. Wenn jemand Muschi beobachtet hätte, so hätte er bestimmt gesagt: »Himmel noch eins, warum lacht die so? Merkt sie denn nicht, daß sie eigentlich tot sein müßte.« Was, wenn man sie gefragt hätte, genau der Grund für ihr hohes, anhaltendes Gelächter war – ihr wurde klar, daß sie praktisch direkt neben dem Explosionsherd gestanden haben mußte. Was tat sie da? Stand aufrecht, befingerte ihre goldene Halskette und dachte: »Ich muß praktisch direkt neben dem Explosionsherd gestanden haben, und meine Strumpfhose ist zerfetzt. Ich muß mir unbedingt eine neue kaufen!« Während Pussy das immer wieder vor sich hin sagte, gab es nahebei eine weitere Explosion und einen strahlend blauen Lichtblitz, durch den kalkweiße Gesichter huschten, bevor sie von einer Woge glühender Hitze erfaßt wurden. Pussy spielte mit ihrem Halsband und achtete überhaupt nicht darauf, was um sie her vor sich ging – ein Motorradfahrer wurde von seiner Maschine geschleudert, und Funken stoben in die verstörte

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