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Breakfast on Pluto

Breakfast on Pluto

Titel: Breakfast on Pluto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick McCabe
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Besonders, als sie zu weinen begann.
    »Hör auf. Hast du gehört? Hör endlich auf zu weinen!« Er mußte sie ganz schön schütteln, bis sie aufhörte! Es war ja auch wirklich albern von ihr – inzwischen wußte sie das. Immerhin war sie sechzehn. Es wurde Zeit, daß sie Vernunft annahm.
    Was sie jetzt auch tat, als sie wieder einmal durch die Straßen schlenderte, diesmal jedoch mit dem Baby unterm Arm – in einem Pappkarton. Natürlich hatte sie eine Heidenangst, sie könnte jemandem begegnen – etwa Sonny Macklin auf dem Weg zur Arbeit. »Wo willst du denn mit dem Karton hin, Eily?« Oder noch schlimmer, wer weiß? »Laß doch mal sehen, was du da drin hast!«
    Es fiel ihr schwer, nicht zu weinen, aber sie hatte eine Menge Papiertaschentücher mitgebracht, und außerdem war’s, als sie vor Mama Bradens Haustür ankam, schon nicht mehr gar so arg. Die meisten Tränen waren getrocknet. So stellte sie das Baby in seinem Karton ab und verschwand spurlos. Aber wohin? Keiner weiß es! Kam sie bei einem Autounfall ums Leben? Sank die Fähre nach Holyhead? Es ist und bleibt ein Rätsel!
    Der arme alte Mr. Bergin – er hat den Verstand verloren, wißt ihr das? Wenn ihr ihm bei einem Spaziergang begegnet, unterhält er sich mit einer Kuh: »Ich weiß nicht, ob ich’s Ihnen schon gesagt habe oder nicht, aber meine Eily – sie ist ganz versessen auf Popschallplatten. Gott steh uns bei, wenn man sie so in ihrem Zimmer herumtanzen sieht, fragt man sich: ›Was soll aus dieser Welt noch werden?‹«
    Mrs. Bergin dagegen quälte sich nicht mehr so lange, und als ein Gehirnschlag sie hinwegraffte, sagten alle, es sei gut so, was ja irgendwie auch stimmte.
    Dieser Morgen, besonders die Zeit zwischen drei Uhr und drei Uhr zwanzig, war also für niemanden das, was man einen guten Morgen nennt.
    Außer natürlich für die Haarige Ma – Mrs. Braden, die Babyzüchterin. Für sie bedeutete es zwanzig Pfund im Monat, manchmal sogar fünfundzwanzig!
    Nicht, daß die Haarige Ma sich je dankbar gezeigt hätte. Die zog ihren Schlüpfer hoch und warf ihren mit Brandlöchern übersäten Morgenmantel über, bevor sie die Tür aufriß. Dann hob sie den Pappkarton auf und pfiff im Stehen durch ihre hohlen Zähne: »Schon wieder so ‘n Blag von ‘ner Bettelhure!« Und die arme Muschi machte: »Miau!«

Vierunddreißigstes Kapitel
    Leben und Wirken von Pat Puss, Nutte
     
     
     
    Wie sie’s jetzt für alle und jeden tat, so himmelhoch high war sie, seit sie Louise verlassen hatte, daß sie ohne Unterbrechung anschaffen ging! »O bitte, bitte, kauf mir Chanel!« säuselte sie dann etwa zu einem Trumm von einem Mann, wenn sie mit Bargeld überschüttet wurde und ihre schwarzgeränderten Augen sich verschleierten vor Verlangen. Und sie schlüpfte in Hüfthosen, Blousons oder Milchmädchenmaxis, daß dem armen Mann ganz anders wurde! »O miau, Süßer!« rief sie. »Du bist so lieb zu Pussy, daß ich dich wirklich und wahrhaftig anbete, wie keine Frau es je getan hat!« Und so ging’s klirrend-kirrend jede Nacht; mit einem Hauch von No. 5 (»Mensch! Du magst dein Parfüm aber!« sagte er oft) und in Schaftstiefeln kam sie herbeigetrippelt, den Bubikopf à la Audrey Hepburn mit Festiger eingesprüht. So himmelhoch high war sie – bitte sehr, was liegt denn da so viele Meilen unter mir? »Nanu, mich dünkt, es ist die Stadt London!«, die da blinkt und versucht, mit ihren Signalen zur süßen Pussy durchzudringen, und sagt: »Komm zurück auf die Erde!« Aber nein! »Mich dünkt, davon hab ich genug!« ruft sie –, daß sie nie so richtig begriff, daß Irwin tot war, selbst als sie am Telefon mit Charlie sprach. Obwohl sie es viele Male gehört hatte, denn Charlie mußte es immer wieder sagen. Wie sie es seit seinem Tod getan hatte, denn sie war ziemlich ausgerastet!
    »Ich seh dich bald, Liebe!« sagte Muschi, mehr nicht. »Ich muß jetzt gehen – ein Freier wartet! Tschüßchen!«
    Man muß sich schon fragen – war Muschi etwa auch nicht mehr ganz bei Trost, sondern da, wo alles durcheinandergeht, wo’s keine Regeln gibt? Die Frage muß man sich stellen!
    Wie es unser liebster Terence tat (das Schwein! Na, dann geh doch – verlaß mich! Nein, das habe ich nicht so gemeint!), der sagte: »Dann leben Sie jetzt allem Anschein nach als Frau?«
    »Eklige Slips habe ich noch nie angehabt, falls Sie das meinen, mein Süßer!« erwiderte Muschi und prustete, wie sie das immer tat. Ihr Kopf war federleicht.
    »Manchmal bitten die mich, daß

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