Breaking me softly
Bewusstlosigkeit abdriften. Ich hörte ein Stöhnen und registrierte, dass es von mir kam. Die körperlichen Schmerzen waren das einzige, an das ich die ersten Minuten denken konnte, denn sie waren so schlimm, dass ich lieber gar nicht erst wissen wollte, wie ich aussah. In meinem momentanen Zustand konnte ich es ohnehin nicht ohne Hilfe bis zum Badezimmer schaffen, um in den Spiegel zu sehen. Martin war ein Meister darin möglichst große Schmerzen zuzufügen ohne das dauerhafte Narben blieben. Doch ich wusste aus Erfahrung, dass ich wahrscheinlich grün und blau sein würde.
Der Gedanke an meinen Peiniger brachte auch einen anderen Gedanken mit sich. Viper! Die Qualen, die ich verspürte, wenn ich an das dachte, was ich verloren hatte, war noch größer als die körperlichen Schmerzen. Tränen brannten in meinen Augen und ich rollte mich zusammen, wie ein Fötus im Mutterleib.
„ Viper“, flüsterte ich und die Tränen begannen über meine Wangen zu strömen. „Oh, Viper.“
Ich hoffte nur, dass er es besser verkraften würde, als ich. Ich wollte, dass er glücklich war. All die furchtbaren Lügen, die ich ihm geschrieben hatte, lasteten schwer auf meinem Gewissen, obwohl ich wusste, dass es notwendig gewesen war, um ihn dazu zu bringen, mich zu vergessen. Ein kleiner, egoistischer, Teil von mir wollte nicht, dass er mich vergaß. Ich wollte, dass das, was zwischen uns geschehen war, für ihn genauso viel bedeutete, wie für mich. Es war nicht richtig, dass ich so dachte. Ich sollte ihm gönnen, dass er ein Leben ohne mich führen konnte.
Schritte erklangen auf dem Flur und mein Herz begann zu rasen. Ich hoffte, dass er nicht hierher kommen würde. Ich hoffte, dass mein geschundener Körper ihn abstoßen würde. Doch ich wusste es besser. Ich kannte ihn zu gut. Die Schritte verharrten vor meiner Tür, dann wurde die Klinke heruntergedrückt. Schweiß bildete sich auf meiner Stirn und ich wimmerte leise, in Erwartung dessen, was da kommen würde.
Die Tür ging auf. Ich hörte, wie er eintrat und die Tür wieder hinter sich schloss. Er stand eine Weile nur da. Ich spürte seinen Blick in meinem Rücken. Dann hörte ich das Geräusch, das ich mehr hasste, als alles auf der Welt. Das Geräusch, als er den Reißverschluss seiner Hose öffnete. Innerlich schrie ich, doch kein Wort drang über meine Lippen. Es war etwas, was ich schon vor Jahren gelernt hatte. Wenn ich schrie, würde es noch schlimmer werden. Besser, wenn ich still blieb. Dann würde er in ein paar Minuten fertig sein und ich würde Ruhe haben bis zum nächsten Tag. Aber wehe, ich schrie. Dann würde er sich Zeit nehmen und er würde es wieder und wieder tun, bis ich keine Kraft mehr hatte zu schreien. Niemand würde mir helfen. Die nächsten Nachbarn waren zu weit weg und meine Mutter hatte gelernt, nichts zu hören. Wahrscheinlich schlief sie. Wie immer. Sie hatte schon lange jegliches Interesse an der Welt verloren. Auch an ihrer Tochter!
Viper
„ Kommst du allein zurecht?“, fragte Brian und sah mich besorgt an.
Ich sank auf meinen Küchenstuhl und nickte, ohne ihn anzusehen. Ich hatte zwei Monate in der Psychiatrie verbracht und war heute entlassen worden. Der Verlust von Fay hatte alle Wunden wieder aufgerissen und ich war in ein schwarzes Loch gefallen. Ich schwankte zwischen Raserei und Depressionen, doch ich hatte es jetzt unter Kontrolle. Jedenfalls hoffte ich das. Ich musste wieder trainieren und mich auf mein Leben konzentrieren. Ein Leben ohne Fay. Ich ballte die Fäuste und biss die Zähne so fest zusammen, dass es knirschte. Die Augen schließend, zählte ich bis zehn, um mich zu beruhigen. Ich musste mein beschissenes Leben irgendwie wieder in den Griff bekommen.
„ Wenn etwas ist, dann ruf mich an, okay?“
„ Danke“, sagte ich rau. Meine eigene Stimme klang fremd in meinen Ohren. Ich sah meinen Freund und Partner an. „Hat die Presse Wind bekommen, wo ich die letzten zwei Monate war?“
Brian schüttelte den Kopf.
„ Nein, die wissen von nichts. Wir haben das Gerücht in die Welt gesetzt, dass du dich beim Training verletzt hast und die Kämpfe deswegen abgesetzt wurden.“
Ich nickte erleichtert. Das letzte was ich wollte war, dass Fay herausfand, was ihr Verrat mit mir gemacht hatte. Sie sollte niemals erfahren, wie sehr es mich getroffen hatte. Sie kannte meine Vergangenheit nicht. Für sie war ich der harte Kerl, der MMA Fighter und Frauenheld. Sie kannte meine kaputte Seele nicht. Meine Schwäche. Ich
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