Breaking me softly
hasste mich selbst für diese Schwäche und war entschlossen, sie nie wieder zu zeigen. Ich würde den Fehler nicht noch einmal begehen, eine Frau in die Ruine, die mein Herz war, zu lassen.
Kapitel 6
Fay
Vier Monate war ich in diesem verdammten Zimmer eingesperrt. Vier Monate voller Schmerz, Erniedrigung und Hoffnungslosigkeit. Martin hatte mir nicht einmal mehr erlaubt, zu Arzt zu gehen, um mir meine Schwangerschaftsverhütung aufzufrischen. Es war passiert, was zu erwarten war. Ich war seit fünf Wochen überfällig und die Wahrscheinlichkeit, dass ich von Martin schwanger war, schien erdrückend hoch. Es könnte auch der Stress sein, doch mein Körper war den Stress seit Jahren gewohnt. Außerdem war mir seit einigen Tagen morgens übel. Alles deutete auf ein Baby hin. Das Kind meines Vergewaltigers, meines Stiefvaters! Ich wollte es hassen, denn ich hasste, dass es da war. Doch ich wusste, dass es nichts dafür konnte, wie es gezeugt worden war. Aber dass es in dieses Elend, das mein Leben war, geboren werden würde, machte mir Angst. Das war nicht, was ich für mein Kind wollte. Ich wusste, dass ich wahrscheinlich dieses Zimmer nie mehr lebend verlassen würde. Ich hatte solche Fälle in den Nachrichten gesehen. Frauen, die zwanzig, dreißig oder mehr Jahre von ihren Peinigern eingesperrt worden waren. Niemand würde mich retten. Viper hatte mich wahrscheinlich längst vergessen, dafür hatte ich mit meinen Lügen gesorgt. Er würde nicht mein Held in goldener Rüstung sein, der mich hier rausholte. Und außer ihm gab es keinen Menschen, dem ich je etwas bedeutet hatte. Meine Mutter war die Letzte, die mir helfen würde. Und jetzt würde ich auch noch ein Kind in Gefangenschaft gebären. Und wenn es ein Mädchen war? Würde ihr Vater sie auch missbrauchen? Der Gedanke versetzte mich in Panik. Ich musste hier weg. Ich konnte ... Ich
durfte
das Kind nicht hier bekommen. Martin durfte dieses Baby nie zu sehen bekommen. Er durfte nicht einmal wissen, dass es existierte.
Viper
Heute war mein erster Kampf seit meinem Zusammenbruch vor fünf Monaten. Ich hatte drei Monate trainiert wie ein Berserker um die zwei Monate aufzuholen, in denen ich in der Psychiatrie vor mich hin vegetiert hatte. Boris stand zu mir hinabgebeugt und hatte seine Hände auf meine Schultern gelegt, als er mir die letzten Instruktionen gab. Ich war vollkommen konzentriert und starrte auf meine bandagierten Hände in meinem Schoß.
„ Du wirst kein Risiko eingehen“, sagte Boris eindringlich. „Maverick ist taktisch nicht so gut wie du, doch er ist in top Form und er ist gut am Boden, also lass dich nicht auf die Bretter legen. Bisher hat er immer durch seinen speziellen Haltegriff gewonnen. Du musst verhindern, dass er ihn überhaupt einsetzen kann, verstanden?“
Ich nickte.
„ Ich bin konzentriert, Coach. Ich brech dem Wichser das Genick“, versprach ich.
Boris klopfte mir auf die Schulter.
„ Auf mit dir. Beweg dich noch ein wenig, bis du dran bist. Es dürfte nur noch ein paar Minuten dauern.“
Er trat zurück und ich stand auf, um ein wenig hin und her zu joggen und Schatten zu boxen. Brian stand neben der Tür, gegen die Wand gelehnt und sah mir zu. Er hatte mir in den letzten Monaten zur Seite gestanden, wie kein anderer. Ich war in so guter Form, wie schon lange nicht mehr und aggressiver denn je.
Ein Klopfen an der Tür signalisierte, dass es an der Zeit war. Brian öffnete die Tür und die Musik für meinen Einmarsch dröhnte laut in meine Kabine. Boris half mir in meinen Mantel. Wir verließen die Kabine, und folgten dem Gang in die Arena. Es war wie immer gerammelt voll und die Fans riefen meinen Namen. Ich spürte, wie das Adrenalin mein System flutete.
„ Und hier ist der Mann, auf den ihr alle den ganzen Abend gewartet habt“, erklang die Stimme des Ringsprechers. „Hier kommt er, der unvergleichliche, der einzige ... Vincent Viiiiiiper Mahoooooonyyyyyy!“
Die Menge explodierte in ohrenbetäubenden Jubel und ich hob die Arme, um meine Fans zu grüßen. Es tat gut, wieder hier zu sein, im Oktagon zu stehen und die Begeisterung meiner Anhänger zu spüren. Ich würde ihnen heute Abend einen Kampf bieten, den sie nicht vergessen würden. Ich würde mit Maverick den Boden aufwischen.
Die Musik meines Gegners wurde eingespielt und ich konnte sehen, wie er, den Gang entlang, auf den Oktagon zukam. Ein paar seiner Fans riefen seinen Namen, doch die Pfiffe und Buh-Rufe meiner Fans übertönten
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