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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Niemandsland.
    Afghanistan ist anders, als man es aus den Abendnachrichten kennt. Die zeigen es als riesiges Geröllfeld, umstanden von fernen, verwaschenen Bergen, mit einem Himmel über allem wie ein flirrender Bildschirm. Die Blaupause jeglicher Tristesse. Das Ruinenfeld namens Kabul im Zentrum scheint einzig dem Zweck zu dienen, dem Westen das Scheitern seiner Bemühungen vor Augen zu führen.
    Doch manchmal ist Afghanistan grün.
    Im Frühjahr verschwinden ganze Gebiete unter blühenden Wiesen. Imposante Gebirge durchziehen das Land, spektakulär zerklüftet. Mehr als sieben Kilometer ragt der Nowshak empor, Traum und Albtraum eines jeden Alpinisten, über sechs Kilometer messen Kuh-e Tuluksa und Kuh-e Bandaka. Es gibt Täler, die man nicht anders beschreiben kann als lieblich. Fruchtbare Deltas, von Bauern über Jahrhunderte in Mosaike verwandelt. Selbst jetzt, an der Schwelle zum Herbst, nachdem die Sonne den Boden geröstet hat, sind diese Regionen alles andere als trist.
    Und es gibt die Wüsten.
    Karg. Unwirtlich.
    Kein Ort, an dem man stranden möchte.
    Afeef ist ein freundlicher kleiner Paschtune, der einen heißen Stil fährt und sich unaufhörlich über irgendetwas amüsiert. Mit der Penetranz einer knackenden Platte kommentiert er die Art, wie Krister Björklund seinen Pakol trägt, seine afghanische Kappe.
    »Wie ein Vogelnest! Wie ein Vogelnest!«
    »Weil die Dinger nun mal aussehen wie Vogelnester«, brummt Björklund gleichmütig.
    »Eher wie Käsekuchen«, grinst Hagen.
    »Käsekuchen?« Afeef lacht. »Ihr nennt sie Käsekuchen?«
    Sie haben wirklich eine Menge Spaß, indem sie sich übereinander lustig machen. Auch dass seine Passagiere im Salwar Kamiz so afghanisch aussehen wie Wikinger, stimmt Afeef fröhlich. Stimmt ja auch. Die blonden Vollbärte, die sie sich vor der Abreise haben wachsen lassen, machen nicht gerade Paschtunen aus ihnen. Allenfalls würden sie als welche durchgehen, wenn sie sich Tücher um den Kopf und vors Gesicht binden, doch der Salwar Kamiz dient nicht der Verkleidung, sondern als Zeichen des Respekts vor hiesigen Bräuchen. Gesten sind wichtig in diesem Land, sogar Bärte fördern die Vertrauensbildung.
    Alles kann wichtig sein.
    Nachdem sie gestartet sind, hat Afeef Hagen und Björklund eine knappe Stunde durch die Farmkulturen des Deltas gefahren, vorbei an abgeernteten Feldern und Plantagen. Sie haben die Abzweigung nach Kholm genommen und die Brücke überquert. Wieder Gehöfte. Dann der abrupte Wechsel zu Bergland, dessen kahl gebrannte Massive auf dem Mars liegen könnten, bleich, abweisend, fremdartig. Entlang verfallener Karawansereien sind sie der Straße nach Westen gefolgt, haben eine Hochebene überquert, die wie ein riesiger, geronnener Wellenberg daliegt, zernarbt von sowjetischen Bombentrichtern.
    Und sich gefragt: Warum Westen?
    Irgendwie passt es nicht.
    Entführerbanden, seien es Taliban oder gewöhnliche Verbrecher, bevorzugen den Osten.
    Eine ganze Weile ist es, als reisten sie in der Zeit zurück. Die Lehmhütten mit ihren rissigen Kuppeldächern scheinen einer versunkenen Epoche zu entstammen. Fast erwartet man mythische Tiere zu sehen, die sich im Schutz des kargen Dickichts heranpirschen.
    Dann plötzlich Zweckbauten.
    Ein Ort klafft auseinander. Beiderseits der Straße Werbetafeln, geparkte Lastwagen. Strommasten in endloser Reihung.
    »Das ist Abdan.«
    Abdan, aha. Nichts, was man gesehen haben muss.
    »Dort fahrt ihr durch«, hat Husain gesagt. »Bis hinter die Tankstelle. Wenige Meter weiter geht rechts eine Straße ab.«
    Straße? Eine Musterkollektion Schlaglöcher. Ein Albtraum.
    »Die fahrt ihr geradeaus.«
    Abdan diffundiert am Horizont. Wird zur flimmernden Fata Morgana, ist nicht mehr zu sehen.
    Sie fahren weiter, immer weiter nach Westen.
    Nach einer Weile steigt feiner Staub empor.
    Gewaltige Dünen streben einer weiträumigen Senke zu, eine wogende See aus Sand, und der Weg, kaum noch als solcher zu bezeichnen, windet sich abwärts.
    Es ist unendlich einsam hier.
    Bis auf den Land Cruiser.
     
    Drei Männer mit Kalaschnikows übernehmen sie von Afeef. Vermummte, deren einer gebrochen Englisch spricht. Sie werden gefilzt, dann händigt man ihnen die Säcke aus, damit sie sich die Dinger selbst über die Köpfe ziehen können. Der Englisch Sprechende entschuldigt sich für die Unannehmlichkeiten.
    »Und genau hier hole ich euch wieder ab«, strahlt Afeef.
    Falls ihr zurückkehrt.
    Es klingt unausgesprochen mit.
     
    »Natürlich

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