Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
Vom Netzwerk:
gut investiertes Geld.
    Die Verhandlungen liefen bereits, dann Ariks Angebot:
    »– und das Beste daran ist, dass ihr die freie Auswahl habt, bevor die Grundstücke in den Verkauf gehen. Ihr könnt euch die schönsten Flecken rauspicken, und die Konditionen sind sensationell. Weißt du was? Ihr solltet gleich doppelt zuschlagen, Uri wird auch bald eine Familie gründen wollen, und was dein berufliches Weiterkommen angeht, die Stadt braucht Wasser und erfahrene Agronomen. Ich würde mich dafür starkmachen, dass –«
    Phoebe war skeptisch.
    Natürlich klang es fantastisch, aber sie würden ihr ganzes Erspartes einsetzen müssen, niedrige Konditionen hin oder her.
    Außerdem mochte sie den Norden.
    Die Syrer?
    Scheiß auf die Syrer. So bald würden die nicht wieder aufkreuzen, und war man im Sinai wirklich sicherer?
    Andererseits drangen immer häufiger Arafats Terroreinheiten über die libanesische Grenze nach Israel vor. Erst im Mai hatte ein Kommando mit dem klangvollen Namen Demokratische Front zur Befreiung Palästinas in Ma’alot ein Massaker an Schülern angerichtet.
    Selbstmordattentäter.
    Etwas Neues. Unerwartet und unheimlich. Bis dahin hatten Terroristen in der Regel versucht, ihren Rückzug zu sichern. Wenn Arafats neueTaktik darauf abzielte, lebende Bomben über die Grenze zu schicken, konnten sie sich auf einiges gefasst machen.
    Und Ma’alot lag keine 25 Kilometer nordwestlich von ihrem Wohnort.
    Syrien war eine Sache, der Libanon eine ganz andere.
    Sie überlegten hin und her. Das Bild der neuen Stadt leuchtete. Heller und heller. In anderen Ländern ist eine Utopie etwas Unerreichbares, in Israel ist sie der Bus, den der Zaghafte verpasst.
    Schließlich sagten sie zu. Uri hielt es ohnehin für eine super Idee, und nach dem Erfolg des heutigen Tages scheint sie das auch zu sein.
    Alles richtig gemacht.
    Israel vollzieht die fällige Wende zur freien Marktwirtschaft, Jehuda wird dafür sorgen, dass Jamit ganz vorne mitspielt. Obst und Gemüse von erlesener Qualität, Exporte in alle Welt. Jamit-Trauben, Jamit-Melonen, Jamit-Tomaten, Jamit-Bananen.
    Vergesst Chiquita.
    Er schaut zum Horizont.
    Die Sterne sind verschwunden.
    Wolken ziehen auf.

1976
    Die Stadt wächst rasant.
    Es wird März.
    Jehuda ist nun immer öfter hier unten. Er hat ein Faible für Science-Fiction entwickelt, liest Isaac Asimov, Arthur C. Clarke, Philip José Farmer. Eine Menge Israelis mögen so was. Vielleicht, denkt er, weil letztlich auch wir nichts anderes tun, als neue Welten zu besiedeln. Seit Raumschiff Zion in Palästina gelandet ist, schlagen wir uns in gefahrvoller Umgebung mit feindseligen Einheimischen herum.
    Ray Bradburys Mars-Chroniken etwa. Die liebt er.
    Schon wegen der Koinzidenz.
    Wüste, Wüste.
    Wann immer er im Sinai aus dem Wagen steigt, fühlt er sich versucht, in ein Funkgerät zu sagen:
    »Atmosphäre atembar. Menschenähnliche Eingeborene.«
    Und mal ehrlich, sehen Wüstenskorpione mit ihren acht Augen nicht ganz und gar extraterrestrisch aus?
    »Nimm immer schön deine Laserpistole mit«, spottet Phoebe, die mit Science-Fiction nichts anfangen kann.
    Aber Jehuda ist halt ein Kind. Ein ewiger Abenteurer, und Fakt ist, Jamit könnte ebenso gut auf einem fernen Planeten liegen. Der futuristische Baustil verstärkt den Eindruck noch. Schneeweiße Gebäude mit eigenartig weichen Konturen, wie aus Gischt geformt. Weißer Sand, blaues Meer. Ein Leuchten von unglaublicher Intensität, Israels Farben.
    Dazwischen sprießendes Grün.
    Sie arbeiten wie die Pferde hier unten, und die Resultate können sich sehen lassen. In den verzweigten Venen und Arterien des künstlichen Bewässerungssystems gluckert und murmelt es, winzige Wurzeln saugen homöopathische Mengen Wasser und entfalten winzige Blättchen, der Wüstenboden gleicht mehr und mehr einem lebendigen, Rätsel aufgebenden Organismus. Jehuda denkt an den intelligenten Ozean aus Stanisław Lems Solaris , das beste Buch, das er je gelesen hat, auch wenn er nicht die Hälfte davon versteht.
    Macht aber nichts.

    Salvador Dalí, hat Benjamin ihm mal erzählt, vergöttere Kants Kategorischen Imperativ und habe nach eigener Bekundung kein einziges Wort davon verstanden. Dabei sei es ganz einfach. Das Banale mit Worten so zu verzieren, dass etwas Besonderes daraus werde, das sei Literatur. Man müsse nur durch die Ornamentik hindurchblicken wie durch ein orientalisches Gitter.
    Benjamin, der keine Romane mehr liest.
    Nur noch die Thora.
    Dafür fängt Jehuda

Weitere Kostenlose Bücher