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Breaking News

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Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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jetzt damit an, und als Alison Titelmann ihn in einer Arbeitspause lesend am Strand vorfindet, im Schatten einer Dattelpalme, während sein umtriebiger Geist die Landschaften des Mars durchstreift, empfiehlt sie ihm gleich etwas Neues.
    Er ist überrascht.
    Eine Geistesverwandte?
    Wie Verdurstende stürzen sie sich auf das gemeinsame Thema. Raumschiffe, Aliens, fremde Welten. Alisons Vater hat Stanley Kubrick mal die Hand geschüttelt, am Set von 2001. Wer den sandigen Sinai bewässere, meint sie, komme um Frank Herbert gar nicht herum, den solle er dringend als Nächstes lesen.
    Warum wundert es ihn nicht, dass sie Science-Fiction mag?
    Vielleicht, weil sie selbst ein bisschen wie ein Alien anmutet mit ihren rot züngelnden Haaren und ihrer bleichen Haut?
    Er fährt hoch zum See Genezareth und verbringt zwei Wochen mit Phoebe und der kleinen Miriam.
    Nun ja, klein –
    Die ist jetzt auch schon neun.
    Als er das nächste Mal in den Sinai reist, liegt das Buch in seinem Büro auf dem Schreibtisch.
    Der Wüstenplanet.
    Na, wenn der Titel mal nicht Programm ist.
    Er schlägt den Einband auf, und ein Zettel flattert heraus.
    Vorsicht vor Sandwürmern. A.
    Eine Illustration ziert die Buchrückseite, gewaltige Ungetüme recken ihre Schädel aus den Dünen, dreigeteilte Kiefer klaffen auseinander, Reihen um Reihen nadelspitzer Zähne.
    Sandwürmer –
     
    »Wir müssen uns mit dem Gedanken anfreunden, weniger rauszuholen, als wir erhofft haben.«
    Phoebe, abends am Telefon.

    Während er das Projekt vorantreibt, hält sie mit Miriam die Stellung am See. Das Haus zu verkaufen gestaltet sich schwierig. Wenn es ein Land auf der Welt gibt, in dem Feiglinge unterrepräsentiert sind, dann Israel, doch die Nähe zum zersplitternden Libanon, Arafats zerstörerische Grenzgänge, die Ungewissheit, wo sich als Nächstes jemand in einem alles vernichtenden Feuerball dem Trost Allahs anvertrauen wird, lässt die Leute zögern, in den Norden zu ziehen.
    Mit dem Ergebnis, dass die Preise verfallen.
    »Dafür bekommen wir hier umso mehr«, versucht er sie aufzumuntern.
    »Ja. Vor allem mehr Sand.«
    Bitte nicht, denkt er. Nicht schon wieder.
    »Es ist ein bisschen spät, Zweifel anzumelden, oder?«
    »Ich zweifle ja gar nicht.«
    »Du solltest öfter mal herkommen. Es ist ja nicht so, dass wir in Erdlöchern hausen. Die Übergangsquartiere sind mehr als menschenwürdig, außerdem kannst du zusehen, wie unsere beiden Häuser in die Höhe wachsen.«
    »Du hast ja recht. Entschuldige.«
    »Der März ist fantastisch hier«, schwärmt er. »Ein unglaubliches Klima. Wir gehen ins Meer baden.«
    »Wer ist wir?«
    Na, wer wohl? Alle hier, was soll denn die inquisitorische Frage, während Alisons Name von seiner Zungenspitze gleitet und gleich wieder verschluckt wird. Nur wenige Male hat er sie in einem Badeanzug gesehen, aber jemand, der weiß ist wie Sand, fällt eben auf, und ihre Figur –
    »Warum kommst du nicht einfach am Wochenende runter?«, schlägt er vor.
    »Würd ich liebend gern, glaub mir.«
    »Aber?«
    »Du weißt doch. Diese verdammte Serie für Haaretz .«
    »Hilf mir auf die Sprünge.«
    »Über Histadrut.«
    Ach ja. Eine Chronik der Gewerkschaftsbewegung Israels. Genauer gesagt, wer die Gewerkschaft über die Jahre alles als Sprungbrett in die Politik genutzt hat.
    Dafür muss man doch keine Chronik bemühen, findet Jehuda.
    Es würde reichen zu sagen: Alle.
    »Arbeiten kannst du auch hier.«

    »Nein, das ist nicht so gut.« Sie zögert. »Ich hab doch bei uns sämtliche Unterlagen.«
    »Bring sie halt mit.«
    »Es sind zu viele.«
    »Phoebe! Nur dieses Wochenende.«
    »Es gibt einfach zu vieles zu regeln.«
    Sie sehen sich wirklich beunruhigend selten, und keineswegs nur, weil es zu vieles zu regeln gibt.
    Da ist noch etwas anderes.
    Mehr und mehr fragt er sich, was ihn wirklich beunruhigt. Dass sich die Distanz zwischen ihnen längst nicht mehr nur in Kilometern bemisst? Oder dass der Gedanke, sie in komfortabler Ferne zu wissen, zusehends seinen Reiz entfaltet?
    Kein Zweifel, er sehnt sie herbei.
    Aber wen genau sehnt er herbei?
    Die Frau, die er liebt?
    Oder die ordnende Instanz, die ihn davon abhält, etwa zu tun, was einen Pfiff aus der Trillerpfeife rechtfertigen würde?
    Hinzu kommt, dass Phoebes Verhalten schon länger seinen Verdacht nährt, sie bereue den gemeinsamen Entschluss, in den Süden zu ziehen. Der Hausverkauf, die Organisation des Umzugs, der ganze Papierkram, all das bindet Zeit, sicher, dennoch könnte

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