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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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verblüffender Nebeneffekt da.
    Und die ganze Zeit über denkt er:
    Dies ist Tag X.
    Der Tag, auf den wir einmal zurückblicken und sagen werden: Damals hat alles begonnen. Dieser Tag hat unser Leben verändert.
    »Wer in diesem Land nicht an Wunder glaubt«, schließt er, »ist kein Realist.«
    Wieder David Ben Gurion. Goldene Worte des großen Zionisten. Seit zwei Jahren ist der Staatsgründer tot und auf dem besten Weg in die Unsterblichkeit. Die Gesamtheit seiner Äußerungen wird eingekocht zu einem Extrakt, der jeden Vortrag veredelt. Gerade jetzt, wo Israels Wirtschaftswachstum stagniert, die Parteien ihren guten Ruf verspielen, der Rausch von ’67 verflogen und einem ausgewachsenen Kater gewichen ist.
    Das Land lechzt nach Erneuerung.
     
    »Und die gebe ich ihm, verlass dich drauf.«
    Die Sonne ist hinter dem Horizont versunken, das Meer liegt wie geriffeltes Silber da. Obwohl schon Mitte November, haben sie ihre Schuhe ausgezogen und treten lustvoll Kuhlen in den Sand, die sich sofort wieder mit Wasser füllen.
    Ein bisschen wie Kinder.
    Wie damals, als sie am Strand von Tel Aviv Burgen gebaut haben, bis die Flut kam und alles davontrug.
    Jetzt gehen sie wieder einen Strand entlang.
    Zwei 47-jährige Männer.
    Und wieder bauen sie, nur in ganz anderen Maßstäben, der Hoffnung ergeben, diesmal möge es länger halten. Über ihnen spannt sich ein Band aus Sternen, das Gedanken an außerirdische Zivilisationen freisetzt.
    »Du willst eine neue Partei gründen?«, fragt Jehuda.
    »Ja, aber tritt es nicht breit.«

    »Welche Richtung schwebt dir denn vor? Oder würfelst du noch?«
    Die Frage ist berechtigt, seit seinem Abschied von der Armee legt Arik einen politischen Slalom hin, dass man kaum nachkommt. Kungelt mit den Nationalreligiösen, wie man es vom Urvater des Likud nicht anders erwarten würde, berät aber zugleich Jitzchak Rabin, seit zwei Jahren Premier und entschieden gegen jede Besiedlung Judäas und Samarias.
    »Das sind keine Widersprüche, Jehuda.«
    »Sondern?«
    »Evolution.« Arik grinst. »Ich entwickle mich weiter.«
    »Indem du dir gleichzeitig Flossen und Flügel wachsen lässt?«
    »Ganz recht, ich bin ein fliegender Fisch, flexibel, wie Politiker sein sollten. Und was sind die anderen? Starr, korrupt, dekadent. Keine Inhalte. Willst du die Wahrheit wissen, Jehuda? Sie kotzen mich an. Rabin ist noch der Beste, aber sein Kleinkrieg mit Peres beraubt ihn wertvoller Optionen.«
    »Etwa, dich zu befördern.«
    »Genau. Du weißt, ich bin Pragmatiker, mir geht es einzig um Israels Sicherheit, aber ich muss handeln können. In der Vergangenheit schien mir das Beste für unsere Sicherheit zu sein, die Besiedlung der Westbank voranzutreiben.«
    »Und jetzt?«
    »Sehe ich das ein bisschen anders.«
    »Nicht dein Ernst!«
    »Doch. Nach reiflicher Überlegung bin ich zu dem Schluss gelangt, die jordanische Option dient unserer Sicherheit mehr.«
    Die jordanische Option –
    Im Klartext, Rückgabe der Westbank an Jordanien.
    Jehuda ist von den Socken.
    »Und wie soll deine neue Partei heißen?«
    »Weiß ich noch nicht genau.« Arik schürzt die Lippen. »Schlomzion könnte mir gefallen.«
    Schlom = Schalom = Friede. Friede für Zion.
    Ist Arik krank?
    »Natürlich nicht, aber überleg doch mal. Wer sitzt uns wie eine Zecke im Fleisch und ist nicht kaputtzukriegen? Na?«
    »Jassir Arafat.«
    Der ganz schön Karriere macht, seit Jordanien die Westbank an Israel verloren hat. Damals sind Hunderttausende Palästinenser in Husseins Königreich geflohen, wo sich schon die Vertriebenen von ’49 aufdie Füße traten. Die Lager platzten aus allen Nähten, unregierbar, unkontrollierbar, ein Biotop, in dem die PLO bestens gedeihen konnte.
    Ein Staat im Staate, mit dem guten Jassir als ihrem charismatischen Herrscher.
    Kein Wunder, dass Hussein ihn rausgeworfen hat.
    Arafat war drauf und dran, Jordanien zu übernehmen.
    Jetzt sät er Zwietracht im Libanon.
    »Unerträglich, die Kreatur.« Arik kräuselt die Lippen. »Glaubt man gerade, ihn quitt zu sein, taucht er woanders wieder auf, aber seien wir realistisch. Entweder wir töten ihn oder finden Wege, uns mit ihm zu arrangieren, und Arafat ist resistenter als eine Kakerlake. Zu Jordanien: im Ursprung britisches Mandatsgebiet. Gesamtpalästina wäre mehr als groß genug gewesen für einen jüdischen und einen arabischen Staat, aber nein, die Briten mussten dieses idiotische jordanische Königreich abtrennen, und jetzt prügeln wir uns mit den

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