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Palästinensern um den kümmerlichen Rest. Wie soll das gehen? Zwei Staaten auf diesem Klecks von Territorium. Die Westbank war zwei Jahrzehnte jordanisch besetzt, die meisten dort nennen sich immer noch Jordanier und haben einen jordanischen Pass, hätten die ernsthaft ein Problem damit, morgen wieder zu Jordanien zu gehören? Nein, sie würden es begrüßen. Gib Jordanien die Westbank zurück, und die Frage nach einem palästinensischen Staat hat sich erledigt.«
»Und das willst du Hussein verkaufen?«
»Na ja.« Arik spreizt die Finger. »Da gibt es wiederum zwei Optionen. Eine mit und eine ohne Hussein.«
Weil der jordanische König dem Thema gespalten gegenübersteht. Die verlorenen Gebiete würde er mit Kusshand zurücknehmen, aber dann hätte er wieder Arafat am Bein, und der kämpft für einen unabhängigen palästinensischen Staat.
»Also heißt die zweite Option, Arafat stürzt Hussein und übernimmt den Laden.«
»Wie bitte?«
»Warum denn nicht? Dann kann er sich in Jordanien-Palästina-Tralala zum König krönen lassen, wir schließen einen Friedensvertrag mit ihm und werden beste Freunde.«
»Und wie soll Arafat das anstellen?«
»Hilf mir mal auf die Sprünge.« Arik schnippt mit den Fingern. »Wie heißt noch dieser Beatles-Song, mit dem dieser in Fransen hängende Typ auf diesem Hippie-Festival –«
»Woodstock?«
»Ja, ja.«
»Joe Cocker?«
»Genau. With a little help from my friends .«
»Moment. Du willst mir jetzt nicht erzählen, wir sollen Arafat helfen, Hussein zu stürzen.«
»Ich denke nur laut nach.«
Jehuda schaut sich um. Dunkle Silhouetten geistern hinter ihnen her, Ariks Leibwache.
»Und bei wem hast du sonst noch laut nachgedacht?«
»In den richtigen Kreisen.«
»Das hieße aber, sämtliche Siedlungen im Westjordanland zu räumen.« Jehuda wägt die Konsequenzen ab. »Weiß Benjamin davon?«
»Du kennst mich doch. Ich erzähle jedem, was er hören will. Benjamin will das nicht hören. Außerdem sind das ungelegte Eier. Im Wahlkampf wird Schlomzion die Option mit Hussein vertreten. Als mutige Friedensinitiative, zu der die etablierten Parteien nicht fähig sind.«
Jehuda kann es immer noch nicht fassen.
Arik wäre tatsächlich bereit, Siedlungen zu opfern und besetztes Territorium zurückzugeben.
Dann kommt ihm ein Gedanke.
»Und Gaza?«
»Warum fragst du nach Gaza?«
»Gaza und Sinai. Konsequenterweise müsstest du Gaza und Sinai dann an Ägypten zurückgeben. Ebenfalls um des Friedens willen.«
Arik bleibt stehen, schaut aufs Meer hinaus, das jetzt die Farbe blauschwarzen Stahls angenommen hat.
Schüttelt den Kopf.
»Die Ägypter wollen keinen Frieden, denk an Nassers Worte: Was mit Gewalt genommen wurde, wird mit Gewalt zurückgeholt. Sadat sieht das genauso. Die arabischen Staaten haben sich mit der Khartum-Resolution entschieden: keine Anerkennung Israels, keine Verhandlungen, kein Frieden. Wir haben sie gedemütigt, das verzeihen sie uns nie. Jordanien ist ein Sonderfall. Der Sinai wird nicht verhandelt.«
»Bist du sicher?«
»Glaubst du, ich baue eine Stadt auf einem Stück Land, das ich wieder weggeben will?«
»Und wenn deine jordanische Option keine Freunde findet?«
»Machen wir weiter wie gehabt. Siedeln, siedeln, siedeln. Wie gesagt, ich bin ein fliegender Fisch.« Grinst. »Man erzählt sich übrigens, du hättest heute Nachmittag schwer Eindruck geschunden.«
Offenbar, denkt Jehuda. Hätte Alison Titelman sonst im Hinausgehen schnell noch seinen Kompetenzspielraum erweitert und sein Gehalt angehoben? Im Flüsterton, damit es die anderen nicht mitkriegen.
Ziemlich nah ist sie ihm dabei gekommen.
»Stell dir das vor, Jehuda!« Ariks Zähne blitzen in der Dunkelheit. »Erst wollten sie dich nur als Agronom, jetzt bist du auf dem besten Weg, das komplette Wassermanagement zu übernehmen. In zehn, zwanzig Jahren wird Jamit ein zweites Tel Aviv sein. Auf euch wartet ein großartiges Leben.«
Jehuda lächelt.
Denkt an den Tag vor einem Jahr zurück, als Arik ihn anrief und von Jamit erzählte. Ihm anbot, als einer der Ersten im Sinai zu siedeln. Da steckte ihnen der Schock des syrischen Angriffs noch in den Knochen. Eigentlich fühlten sie sich ja wohl am See, schöne Landschaft, überschaubare Kosten, tolle Arbeitsbedingungen und Aufstiegschancen bei Netafim. Phoebe steuerte als freie Journalistin ihren Teil zum Einkommen bei, sie hatten gespart und einen Hof nördlich von Tiberias ins Auge gefasst, Platz genug für eine Großfamilie,
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