Breaking News
–«
Sein Blick fällt auf den Laptop.
Zugeklappt.
Ein kurzer Film läuft in ihm ab. Die Jungs drängen. Wollen runter. Er schließt die Datei, hat er auch den Computer ausgeschaltet? Ist sich nicht sicher, aber eines weiß er genau:
Der Laptop war aufgeklappt , als er ging.
»Warst du an meinem Computer, Yael?«
Die Art, wie sie herumdruckst, ist ihm Antwort genug.
»Was hast du gemacht?«
»Nichts, ich –« Ihre Hände wedeln. Keine Ecke, in die ihr Blick nicht wandert im Versuch, ihm auszuweichen. »Ich wollte nur kurz in meine Mails schauen und –«
»Du hast deine E-Mails geöffnet?«
»Eine, nur eine –«
Er lässt das Handtuch sinken.
»Mit wem hast du gemailt?«
Sie windet sich. Beißt sich auf die Lippen, augenscheinlich in schwerer Not. Ringt mit sich.
»Yael.«
»Ich verrate dich nicht«, platzt sie heraus. »Ich mach das nicht.«
»Wovon redest du, verdammt?«
»Schimon hat geschrieben. Der Mann, der Yossi für den Anschlag rekrutiert hat. Unsere Familien bedroht hat, ich hab dir von ihm erzählt, und er wollte – er verspricht, mich in Ruhe zu lassen, wenn ich dich ans Messer liefere, aber ich traue ihm nicht, er –«
Das kann nicht wahr sein, denkt er.
»Bist du verrückt? Dieser Typ versucht, uns umzubringen , und du öffnest seine E-Mail?«
»Aber – ich hab doch nur –«
»Du hast ihm verraten, wo wir sind ! Im Moment, als du seine Mail geöffnet hast, konnte er den Laptop orten.« Schaut sich gehetzt um. »Wann war das? Wie lange ist das her?«
»Eine – halbe Stunde –«
Yael sieht schrecklich aus. Es fehlt nicht viel, und sie klatscht als Pfütze auf den Boden. Hagen eilt zu seinem Laptop, schaltet ihn aus und packt ihn in den Rucksack.
Wo ist die Waffe? Schon drin.
CD s, Prepaid-Handys? Auch.
»Tom.« Yael ist den Tränen nahe. »Was machst du?«
»Was du jetzt auch machst. Pack deinen Kram, schnell. Wir müssen von hier verschwinden.«
»W – wohin denn?«
»Was weiß ich, weg. Hast du dein Geld?«
»Brustbeutel.«
»Handy, Portemonnaie, Ausweis?«
Sie starrt ihn an. Macht kehrt und rennt in ihre Wohnung.
»Ric?« Cox hat sich ein Stück zurückfallen lassen, einige Autos sind jetzt zwischen ihr und Adlers Tross. »Wir fahren ins Stadtzentrum. Vor mir liegt der Hussein-Platz.«
Adler hält sich links, Richtung Uni.
»Ich fass es nicht«, murmelt sie.
Biegt in eine Seitenstraße ein. Cox folgt ihm, sieht den Tross weiter vorne eine von Schulkindern überlaufene Bushaltestelle passieren, Kräne geraten in Sicht, ein Neubaugebiet.
Kein Zweifel.
»Die wollen in gar keine Siedlung, Ric.«
Sie sind mitten in Nablus.
Scheiße. SCHEISSE !
(Ruhig, Tom, sie kann doch nichts dafür. Wie hätte sie wissen sollen –)
Okay, sie ist die Unschuld in Öl gemalt.
Und was ändert das?
In höchster Eile stopft er Unterwäsche mit in den Rucksack, wo ist sein Kosmetikbeutel, im Bad, geht ihn holen, sein Blick fällt aus dem Fenster –
Zwei Wagen kommen die Zufahrtsstraße hinab.
Ziemlich schnell.
Und wer sagt, dass sie das sind?
(Ich, dein Bauch.)
Wirft den Rucksack über, marschiert in Yaels Wohnung und sieht sie Handy und Portemonnaie in ihrer Jeans verstauen. Ihre Wäsche liegt noch um die Reisetasche verstreut. Ohne Ansage nimmt er sie an der Hand und zerrt sie nach draußen.
»Warte, Tom! Ich hab noch nicht –«
»Sie sind da.«
Der Schock saugt alle Farbe aus ihrem Gesicht. Sie poltern die Treppe ins Erdgeschoss runter, wo sind sie vorhin vom Kicken reingekommen, wo war gleich noch die Hintertür?
Da!
Adler sorgt sich mächtig, seit er weiß, dass sie verfolgt werden. Mindestens ein Wagen schien ihm suspekt, doch hinter der Kreuzung war er dann verschwunden. Seitdem nichts Auffälliges mehr. Nur dichter werdender Verkehr, Autos, Busse, Schwerlaster, alle auf dem Weg nach Nablus, und auch am Himmel ist nichts auszumachen.
Einer der Motorradfahrer vielleicht?
Wie auch immer.
Ihnen bleibt wenig Zeit.
Sein Ford kommt knirschend zum Stehen, der Van hält hinter ihm. Sie springen aus ihren Fahrzeugen, Adler sondiert die Lage. Ein halbes Dutzend Mehrfamilienhäuser unmittelbar vor der Fertigstellung, Schotter und Sand, wo einmal Grünflächen und Wege entstehen werden, Betonmischmaschinen, Zäune. Dahinter ein Flecken Brachland. Schilderwände auf Stelen, die das nächste Bauvorhaben annoncieren.
Sie gehen auf das Haus zu.
Inzwischen wurde der Computer wieder ausgeschaltet, kein Signal mehr. Macht nichts. Es ist der weiße Klotz
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