Breaking News
umgekehrt.«
Schweigen.
»Du hast mir weisgemacht, Backenroth sei zu Scharon –«
»Ist er ja auch!« Ihre Stimme zittert, vor Angst, Wut, Verzweiflung? »Ich sollte den Pflegedienst übernehmen, aber schon am zweiten Tag wurde ich krank. Durchfall, Erbrechen, die haben mir irgendwas verabreicht. Yossi übernahm, danach war ich raus.«
»Warum wusste Cox nicht davon?«
»Wahrscheinlich, weil sie den Dienstplan damals nicht nachträglich geändert haben.«
»Und das soll ich dir glauben?«
»Mir doch scheißegal, was du glaubst.« Jetzt klingt sie nur noch erbittert. »Ich hab dir vertraut, Tom. Ich hab dir erzählt, was war, kannst du dir vorstellen, wie mich das verfolgt? Dass ich es nicht verhindern konnte? Und jetzt –«
»Yael –«
»Die jagen mich, verdammt! Und du verkaufst mich an den Schin Bet?«
»Ich hab dich nicht verkauft.«
»Du warst drauf und dran, dich auf einen Deal einzulassen.«
»Spinnst du? Ich will dich in Sicherheit bringen.«
Sie atmet schwer. »Ist es wahr, was die sagt?«
»Wer?«
»Die Agentin. Dass du gar keine Daten hast.«
»Ich hab welche.« Er seufzt. »Aber nicht über Scharon.«
»Woher wusstest du dann –«
»Ich wusste es nicht.« Fährt sich über die Augen, schauderhaft fühlt er sich. Mickrig. »Ich hab’s erfunden.«
»Du hast es erfunden?«, wiederholt sie schwach.
»Ja. Und es tut mir leid. Es tut mir unendlich leid, Yael.« Er spürt, wie Tränen hochdrängen, kämpft sie runter. »Krister ist meinetwegen gestorben – die Mädchen – ich hab dich mit reingezogen –«
Die Verbindung bricht ab.
Na super.
Hagen starrt in den neonhellen Lagerraum. Trinkt seinen Tee.
Zwei Minuten später ruft sie wieder an.
»Ich sitze im Bus nach al-Bira«, sagt sie, als hätte der letzte Teil der Unterhaltung nicht stattgefunden.
»Bleib erst mal drin. Vielleicht hat Mansour eine Idee.« Er geht die Möglichkeiten durch. »Ich denke, sein Plan kann immer noch funktionieren.«
»Was hat diese Agentin sonst noch gesagt?«
»Sie will unsere Hilfe.«
Yael senkt die Stimme: »Ich hab was gehört.«
»Wann?«
»Vorhin. Auf der Balustrade. Als der Schnurrbart telefoniert hat. Du weißt schon, direkt unter uns. Er sagte, Absalon habe mit Daniel gesprochen. Die Aktion sei vorgezogen. Auf morgen.«
»Welche Aktion?«
»Weiß ich nicht. Er sagte dann noch, auch für morgen sei ein Start anberaumt, und der Container stehe bereit, nämlich in – warte mal – mir fällt der Ort nicht ein. So ähnlich wie hinter den fünf Samaritern.«
»Hast du eine Ahnung, was er damit meinte?«
»Nicht die geringste, das heißt – ich bin verwirrt. Seit Nablus hab ich das Gefühl, in einer Art Déjà-vu festzustecken.«
»Versuch dich zu erinnern. Was kam dir bekannt vor?«
»Ich weiß es nicht.«
»Alles kann uns helfen.«
»Vielleicht hätte ich der Agentin davon erzählen sollen.«
»Yael.« Er fasst einen Entschluss. »Bleib in dem Bus. Ich melde mich so bald wie möglich wieder.«
»Tom –«
Er wartet.
»Ich weiß, du hast das alles nicht gewollt.«
»Nein.« Nur zu viel riskiert, auf Kosten anderer. Mal wieder.
»Es tut mir leid«, sagt sie. »Wegen vorhin.«
»Hauptsache, du bist in Sicherheit.«
In einem arabischen Bus auf dem Weg in eine arabische Stadt. Ohne Freunde. Sicherheit ist relativ.
»Mein Fehler«, räumt Perlman ein. »Wir hätten den Komplex sofort durchkämmen müssen.«
»Nein.« Cox. »Der Fehler war, ohne Rückendeckung reinzugehen.«
Dreyfus äußert seinen Frust, Adler aufgesessen zu sein.
»Jahrelang. Ohne was zu merken. Irgend was.«
»Sind Sie fertig?«, fragt der Direktor.
Sie sitzen im Helikopter. Blitzkonferenz. Zugeschaltet ist die oberste Heeresleitung. Die Komprimierung nimmt dem Direktor einen Teil seiner stimmlichen Modulation, was ganz gut ist in der emotional aufgeladenen Lage.
»Geißeln können Sie sich später. Schauen wir auf die Haben-Seite. Adler ist enttarnt. Wenn ich das richtig sehe, verdanken wir das Ihrer Insubordination, Cox?«
»Ich wünschte, ich hätte mich geirrt.«
»Wir wünschen alle, wir hätten uns geirrt. Unentwegt. Berufskrankheit. Die Interne wird Adlers Umfeld in Atome zerlegen, seine Fälle zerpflücken, Probleme damit, Dreyfus?«
»Nein.«
»Sezieren Sie sein privates Milieu. Wir können davon ausgehen, dass er seit Jahren Aktionen des Jüdischen Untergrunds gedeckt hat.«
»Ja«, sagt Perlman. »Sie sind wieder da.«
Der Direktor schnaubt. »Die waren nie weg. Zecken hängen
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