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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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»Die uns abhören.«
     
    Also doch. Er hat in ein Wespennest gestochen, und die Wespen haben ihre Stachel ausgefahren. In dieser Sekunde bewahrheiten sich seine schlimmsten Vermutungen.
    »Sie meinen – es stimmt?«
    »Offenbar.«
    Hagen betrachtet sie. Groß, breites Kreuz. Eine Samtschicht aus Haar bedeckt ihren Schädel. Er kennt etliche Männer, mit denen er sich jetzt lieber anlegen würde. Eindringlich ist ihm in Erinnerung, wie sie den Häscher auf dem Friedhof ausgeschaltet, den anderen von der Treppe geschossen, den Vierschrötigen attackiert hat.
    Eindeutig war sie nicht auf deren Seite.
    Ebenso wenig dürfte sie auf unserer sein, denkt er.
    Yael balanciert über den Steg zurück.
    »Haben dieselben Leute versucht, mich zu entführen?«, fragt sie.
    »Ja.«
    »Yossi ermordet?«
    »Wahrscheinlich. Hören Sie –«

    »Still.« Hagen überlegt. Sie müssen diese Frau ausschalten. Eine Weile kaltstellen, damit ihnen Zeit zur Flucht bleibt. Sein Blick fällt auf die Enden der Holzleiter, die aus der Grube ragen.
    »Steigen Sie da runter.«
    »Wie bitte?«
    »Sie haben mich verstanden.«
     
    Ausgetrickst zu werden ist schon schlimm genug, das hier ist regelrecht demütigend. Kaum ist sie am Boden angelangt, argwöhnisch verfolgt vom stumpfen Auge des Pistolenlaufs, zieht Kahn die Leiter hoch. Da steht sie nun ohnmächtig im Matsch und muss zusehen, wie die beiden über den Steg auf die andere Seite wechseln.
    Und plötzlich wird ihr etwas klar.
    Als ginge die liebe Sonne auf.
    Sie meinen – es stimmt?
    »Sie haben überhaupt keine Daten über Scharon, Hagen.«
    Er bleibt stehen. Selbst in der Dunkelheit kann sie sehen, dass der Schuss saß.
    » Darum ist Silberman mit dem Geld abgehauen«, legt sie nach. »Weil er wusste, dass auf den CD s nichts drauf war, was 25   000 Dollar wert wäre. Nur einer kann Ihnen von dem Anschlag erzählt haben.« Richtet den Finger auf die Ärztin. »Sie.«
     
    Yaels Blick ruht – nein, lastet auf ihm. Wenn sie eines weiß, dann, dass sie nicht Hagens Informantin ist. Er hat ihr von dem Anschlag erzählt und behauptet, Beweise fänden sich auf den CD s. Sie hat ihm lediglich die Bestätigung geliefert.
    Soll er es zugeben? Abstreiten?
    »Das reicht jetzt.« Er tritt an den Rand der Grube. »Sorgen Sie dafür, dass die anderen uns in Ruhe lassen.«
    »Das kann ich nicht.« Cox schüttelt den Kopf. »Nicht, solange Sie fliehen. Kommen Sie zur Besinnung, Hagen! Die hetzen Sie bis ans Ende der Welt. Helfen Sie uns, die Schweine zu kriegen, und wir vergessen die Sache mit dem Ankauf.«
    Er zögert. Verlockend, nicht länger um sein Leben laufen zu müssen, andererseits –
    »Verstehen Sie doch! Ich kann Sie nur schützen, wenn Sie kooperieren.«
    »Schützen Sie Yael.«
    »Dafür muss sie aussagen.« Cox reckt den Hals. »Frau Kahn? Wir handeln etwas aus. Einen Deal.«

    »Sie hat nichts auszusagen. Sie war nicht mal in Scharons Nähe.«
    Cox macht runde Augen. »Hat Sie Ihnen das erzählt?«
    Er schweigt.
    »Sie wussten nicht, dass sie Scharons persönliche Krankenschwester war? Dass sie zweimal am Tag zu ihm rausgefahren ist, um ihn medikamentös zu versorgen?«
    Das war nicht sie, liegt es ihm auf der Zunge zu sagen, das war Yossi Backenroth.
    Aber was weiß er schon?
    »Yael?« Er wendet den Kopf.
    Yael ist verschwunden.
     
    Einen Moment schien es, als sei sie zu ihm vorgedrungen. Dann wendet er sich ohne ein Wort ab.
    »Hagen! Nein! Warten Sie.«
    Er zögert.
    »Helfen Sie uns. Bitte. Die haben irgendwas vor. Wir müssen wissen, was die planen.«
    (Nicht lockerlassen. Wenn du ihn jetzt verlierst –)
    »Wie kommen Sie darauf, ich könnte irgendwas wissen?«
    »Sie wussten auch über Scharon Bescheid.«
    »Gar nichts wusste ich.«
    Sie verliert ihn.
    »Tom! Können Sie sich Nummern merken?«
    Er schweigt.
    »Meine Handynummer.« Nennt ihm die Zahlen. »Rufen Sie mich an, wenn Ihnen etwas einfällt. Helfen Sie uns, die zur Strecke –«
    Er ist schon weg.
     
    Katakomben durchsetzen Nablus, dass man sich fragt, warum die komplette Stadt nicht längst eine Etage tiefer gestürzt ist. Viele der Gänge und Gewölbe wurden erst während der Intifadas gegraben (der palästinensische Untergrund ist wörtlich zu nehmen), dieser Tunnel dürfte um einiges älter sein. Beinahe romantisch, sich vorzustellen, wer da schon alles durchgeschlichen ist, nur dass Hagen nach Romantik gerade nicht der Sinn steht.
    Er läuft bis zum Ende.
    Die Sprossen führen ins Licht.
    Ein Gitter, zur Seite

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