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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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geschoben –
    Ein kleiner, unkrautüberwucherter Innenhof, nur Mauern, keine Türen. Hermetisch abgeschlossen. Kann nicht sein, denkt er. Yael ist nicht The invisible Woman.
    Dann sieht er den Schatten, wo zwei Mauerstücke aneinandergrenzen, nein, einander überlappen.
    Dahinter ein Spalt.
    Quetscht sich hinein.
     
    Cox braucht zwei Anläufe.
    Beim dritten Mal gelingt es ihr. Streckt die Arme, federt ab, bekommt die Kante des Stegs zu fassen und zieht sich in einer einzigen, schwungvollen Bewegung nach oben.
    Da liegt ihre Waffe.
    Ihr Headset.
    Nimmt beides an sich, läuft zurück über den Steg und in den Gang hinein.
     
    Das hier ist eindeutig nichts für Klaustrophobiker.
    Immer näher rücken die Wände, wie durch einen Geburtskanal kämpft sich Hagen voran. Endlich öffnet sich der Spalt, führt auf eine leere Gasse, die ihm seltsam vertraut erscheint.
    Dann fällt es ihm ein.
    Sie waren schon einmal hier. Gestern.
    Mit Mansour.
    Er hält Ausschau nach Yael, nicht wirklich in Erwartung, sie zu sehen. Fragt sich, was das vorhin sollte.
    Warum ist sie abgehauen?
    Später. Cox macht ihm nicht den Eindruck, als könne man sie lange in einer Grube gefangen halten. Er läuft die Gasse hinab, ruft sich den Weg ins Gedächtnis. Wenn er nicht irrt – links.
    Und wieder rechts.
     
    Cox schiebt sich durch den Spalt.
    Was waren das bloß für Menschen, die so was gebaut haben? Oder verhält es sich mit Mauern wie mit Erdplatten, und sie bewegen sich mit der Zeit aufeinander zu?
    In der Gasse niemand.
    Etliche Möglichkeiten, sich davonzumachen.
    Sie ist des Lotteriespiels überdrüssig. Man muss wissen, wann man verloren hat. Zuckt die Achseln und tritt den Rückweg an.
     

    Mansours Geburtshaus, das Kontor mit dem Mühlstein im Herzen –
    Dort liegt es.
    Unter dem Mauerbogen.
    Frauen kommen ihm entgegen, mit Einkaufstüten bepackt. Kein Unterschied zu gestern. Derselbe schiefergraue Lieferwagen, so dicht an die Fassade gequetscht, dass kaum eine Hand dazwischenpasst. Auch hier sitzt ein alter Mann mit Kufiya auf einem Plastikstuhl und scheint damit zufrieden, den Kindern beim Spielen zuzuschauen.
    Ob man solche alten Männer irgendwo bestellen kann? In Katalogen zur Ausschmückung arabischer Altstädte?
    Greis, wetterfest, komplett mit Plastikstuhl zum Aktionspreis von –
    Hagens Lippen bewegen sich mechanisch, während er auf den Mauerbogen zugeht, murmeln irgendetwas vor sich hin, bis es ihm plötzlich auffällt.
    Cox’ Telefonnummer.
    Er drückt die Klinke.
    »Hallo?«
    Niemand da, doch die Deckenbeleuchtung brennt. Zieht die Tür hinter sich zu, wählt Mansours Nummer.
    Und jetzt der Gag: Mansour hat von ihrer wilden Flucht nicht das Geringste mitbekommen. Er ist in seiner Fabrik und denkt, sie hocken immer noch gemütlich auf ihren Matratzen.
    »Das ist ja entsetzlich!«, sagt er. »Wie konnten die euch finden?«
    »Frag mich was Leichteres.« Hagen überlegt. »Wenn bislang keiner bei euch aufgekreuzt ist, wissen sie offenbar nicht, dass ihr uns helft.«
    »Noch nicht.«
    »Wir mussten unsere Sachen dalassen.«
    »Ich rufe Hanaan an. Sie lässt alles verschwinden.«
    »Am besten schnell.«
    »Klar. Wo ist Yael?«
    »Abhanden gekommen. Ich versuche sie zu erreichen. Hör zu, Mansour, ich bin in eurem alten Kontor –«
    »Ah! Sehr gut. Ist mein Bruder da?«
    »Niemand ist hier.«
    »Bleib dort. Ich gebe ihm Bescheid.«
     
    Hagen wählt Yaels Prepaid-Phone-Nummer. Sie geht nicht ran. Die Tür schwingt auf, und einer von Mansours beleibten Brüdern betritt das Lager. Der Ausdruck des Wiedererkennens tritt auf sein Gesicht. Er lächelt. Ja, Mansour habe ihn instruiert.

    Und ob er einen Tee wolle.
    Tee. Der süße, heiße Trost.
    Der Bruder gießt karamellfarbene, dampfende Flüssigkeit in die Gläser, stellt sie auf den wackligen Schreibtisch, während Hagen es wieder und wieder bei Yael versucht.
    Endlich erklingt ihre Stimme in der Leitung.
    »Gott sei Dank. Wo bist du?«
    »In einem Bus.«
    Hagen fällt ein Stein vom Herzen, was wenig daran ändert, dass er stocksauer auf sie ist.
    »Bus wohin?«
    »Weiß nicht. Bin gerannt, und plötzlich stand ich auf diesem Platz, du weißt schon, Hussein-Platz, glaub ich, und da fuhr gerade einer ab. Ich bin einfach reingesprungen.«
    Vielleicht gar nicht so schlecht. In einem Bus, ganz gleich, wohin er fährt, dürfte sie sicherer sein, als irrte sie weiter durch die Straßen.
    »Warum bist du abgehauen?«
    »Warum hast du mich belogen?«
    » Ich dich? Doch wohl eher

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