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jahrelang reglos im Baum. Bis jemand drunter hergeht, dessen Blut sie wollen, also wer ist unter dem Baum hindurchgegangen?«
»Im Augenblick wissen wir nur, dass sie die Spuren von 2005 verwischen«, sagt Ben-Tov.
»Nein.« Perlman schüttelt den Kopf. »Die planen was Neues. Die drehen durch. Ihre schlimmste Angst ist, in dieser Phase über die Vergangenheit zu stolpern.«
»Es gibt einige, die unterm Baum durchgehen«, sagt Dreyfus. »Abbas zum Beispiel mit seiner UN -Initiative. Wenn die ihm seinen Beobachterstatus verleihen, kann Bibi sich auf den Kopf stellen, dann musser Friedensverhandlungen zustimmen. Der internationale Druck wird dann einfach zu groß.«
Und nichts fürchtet die religiöse Rechte mehr als Friedensgespräche.
Rückgabe von Land.
Auflösung von Siedlungen.
»Sie wollen die Entwicklung zurückwerfen«, sinniert Perlman.
»Adler hat was gesagt, bevor Reuben ihn ausschaltete«, mischt Cox sich ein. »Wir lassen uns das von dir nicht kaputt machen. Denkst du, wir haben jahrelang –«
»Jahrelang was?«, fragt der Direktor.
»Peng. Tot.«
Denkst du, wir haben jahrelang auf diesen Moment hingearbeitet, damit du es jetzt verdirbst?
Hat Adler das sagen wollen?
»Gut, entwickeln Sie Szenarien. Was planen die, wann, wo, warum? Neuigkeiten aus Nablus?«
»Zweiter Helikopter ist unterwegs«, sagt Ben-Tov.
»Halten Sie bloß die Armee da raus.«
»Um Himmels willen. Wir wollen doch keine dritte Intifada vom Zaun brechen.«
»Sind Sie mit der PA im Reinen, Ric?«
»Sie stellen uns Beamte an die Seite.«
»Die wissen hoffentlich nicht, wen wir –«
»Natürlich nicht.«
Man kann sich auch ein Problem basteln. Arabische Polizisten mit Hagens Steckbrief ausstatten, und dann läuft er denen in die Arme. Die PA würde vor Freude Flickflack schlagen über das Gottesgeschenk. Zwei CD s packevoll mit Schin-Bet-Daten.
»Sie passen auf, dass wir bei unseren Ermittlungen keine Kinder fressen. Das ist alles. Eli, wann trifft die Verstärkung ein?«
»Müsste gleich da sein.«
»Andere Frage«, sagt der Direktor. »Wie sind Hagen und die Ärztin überhaupt nach Nablus gelangt?«
Noch anders gefragt, wer hat ihnen geholfen?
Wären sie in einer Siedlung untergekrochen, niemand hätte sich gewundert. Aber Nablus?
»Das Haus«, sagt Cox. »Ich glaube, ich weiß, in welchem Haus sie sich versteckt hielten. Adler war fast schon an der Tür.«
»Gut.« Perlman reckt die verkrampften Glieder. »Das ist doch immerhin was. Machen wir einen Hausbesuch.«
Hagen trinkt Tee. Jedes Glas scheint süßer als das vorherige. Draußen knattert der Helikopter. Anschwellend, abschwellend. Zieht seine Runden, fast kommt es ihm vor, als wären da zwei.
Endlich meldet sich Mansour, den Umständen entsprechend zufrieden.
»Sie sitzt im richtigen Bus. Noch zweimal umsteigen.«
»Wohin?«
Hagen tigert durch das Lager, während Mansours Bruder mit einem Besucher Backgammon spielt. Reglos wie Eidechsen hängen sie über dem Brett und bedenken ihre Züge. Dem Nervenbündel im Hintergrund schenken sie keine Beachtung.
»Nach Bait Sahur. Wenige Kilometer von Bethlehem. Der Cousin eines meiner Geschäftsfreunde führt dort ein Gästehaus. Ein Christ. Yael wird die Nacht da verbringen, alles ist arrangiert. Soll heißen, wir ändern den Plan geringfügig. Du bleibst, wo du bist. Am Abend bringe ich dir deine Sachen und Bettzeug.«
Hagen schaut sich um.
Er sieht nichts, was einem Bett ähnelt.
»Man schläft ausgezeichnet auf Sesamsäcken«, sagt Mansour in luzider Voraussicht.
»Woher weiß Yael, wie sie in dieses Gästehaus kommt? Oder überhaupt bis Bait Sahur?«
»Weil sie mir wie du ihre Nummer gegeben hat. Ich hab sie angerufen.«
»Geht es ihr gut?«
»Mach dir mal keine Sorgen.«
»Und weiter?«
»Morgen Mittag fahren wir beide zu ihr. Dort rufe ich euch ein Taxi, das bringt euch in die Nähe von Schima, wo euch Davids Freund abholt, über die Grenze ins Kernland und wie vorgesehen nach Eilat schmuggelt.«
Klingt fast zu reibungslos, um wahr zu sein.
»Danke.«
»Dankt mir, wenn’s vorbei ist. – Ich muss an die Arbeit. Bis später.«
Mithilfe der palästinensischen Behörden haben sie den Besitzer des Hauses schnell ausfindig gemacht, ein Tahini-Fabrikant namens Mansour al-Sakakini, dem auch das Nebenhaus gehört.
Eine Frau öffnet die Tür. Hidschab, selbstbewusster Blick.
Ihr Mann sei in der Fabrik.
Sie ist freundlich, bittet sie herein, bietet Getränke an. Auf Perlmans Drängen
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