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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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ruft sie al-Sakakini an und gibt den Hörer an ihn weiter. Der Fabrikant zeigt sich besorgt. Nein, er habe nicht bemerkt, dass sich Leute in seinen Wohnungen breitgemacht hätten.
    Hanaan al-Sakakini führt sie durchs Nachbarhaus.
    Sie durchstreifen die leeren Etagen, Cox kann nichts Auffälliges entdecken. Fast nichts.
    »Jemand hat Trauben gegessen.« Sie hält einen Zweig hoch. Fährt mit dem Finger die Stiele entlang, noch feucht. »Vor gar nicht so langer Zeit.«
    Frau al-Sakakini ist bestürzt.
    »Geht von diesen Leuten eine Gefahr aus?«
    »Nein«, beruhigt sie Perlman. »Die werden Sie kaum wiedersehen.«
    »Wir haben zwei kleine Kinder.«
    »Sie müssen sich wirklich keine Sorgen machen.«
    Sie schaut von ihnen zu dem palästinensischen Polizisten, der sie begleitet. »Kann nicht doch jemand eine Weile hierbleiben? Wenigstens, bis mein Mann zurück ist?«
     
    Hagen denkt an Krister.
    An die Mädchen.
    Unschlüssig dreht er den Zettel zwischen den Fingern, auf den er Cox’ Nummer notiert hat. Vorsichtshalber, auch wenn er sie mittlerweile im Schlaf aufsagen könnte. Während der vergangenen Stunden war die Zahlenfolge sozusagen sein Om mani padme hum.
    Übermorgen werden sie in Jordanien sein.
    Von dort weiter nach Deutschland. Dann können die Verrückten sie suchen, bis sie schwarz werden, und wenig später werden sie von sich in der Weltpresse lesen. So gesehen kann es ihm gleich sein, was die planen, aber die Schweine einfach so davonkommen zu lassen –
     
    »Wer?«, grübelt Cox auf dem Weg nach draußen.
    »Wer was?«, fragt Perlman.
    »Wer hat denen geholfen?«
    »Unser Tahini fabrizierender Freund?«
    Sie runzelt die Brauen. »Glauben Sie das?«
    »Die Frau schien mir ehrlich besorgt, aber wie sind die dann in das leer stehende Haus gelangt? Sich da zu verstecken, darauf sind die doch nicht von alleine gekommen.«
    »Vielleicht doch. In den Türen sind noch keine Schlösser.«

    »Aber warum Nablus?«
    »Vielleicht aus dem schlichten Grund, weil wir sie in einer arabischen Stadt am wenigsten vermuten würden.«
    Perlman hält das Gesicht in den Wind.
    Wechselt das Thema.
    »Wegen Scharon – Sie glauben, Hagen hat gar keine Beweise?«
    »Auf den CD s ist jedenfalls nichts. Jede Wette.«
    »Also weiß er es von Kahn.«
    »Wir müssen rausfinden, welche Rolle sie spielt. Und dieser tote Arzt, Yossi Backenroth. Sie schien Hagen nicht alles verra –«
    Ihr Handy schellt.
    »Fragen Sie nicht, hören Sie einfach zu«, sagt Hagen.
    Sie fängt Perlmans Blick auf. Formt Hagens Namen mit den Lippen.
    »Wo sind Sie?«
    »Ich entschuldige die Frage als Reflex.«
    »Okay.«
    »Der Mann, der erschossen wurde – der mit dem Schnurrbart –«
    »Ja.«
    »Wir haben ihn telefonieren gehört, Yael und ich. Können Sie was mit den Namen Absalon und David anfangen?«
    »Nicht direkt.«
    »Der Schnurrbart sagte, Absalon habe mit David gesprochen. Die Aktion sei vorgezogen. Keine Ahnung, was er damit meinte. Er sprach von einem für morgen anberaumten Start und einem bereitstehenden Container. Wo das Ganze steigen soll, hat Yael nicht genau verstanden. Hinter den fünf Samaritern.«
    »Tom –«
    »Machen Sie was draus.« Die Verbindung reißt ab.
    Cox steht wie vom Donner gerührt.
    »Morgen«, flüstert sie. »Was immer es ist – sie planen es für morgen.«
Westjordanland
    Yael steht am Manara Square von al-Bira, Ramallahs Zwillingsstadt, und wartet auf ihren Anschlussbus. Um sie herum tost der Verkehr. Das Zentrum brodelt, Wirtschaftswunder, Kaufkraft, die Fassaden verschwinden hinter Plakaten und Leuchtschriften.
    Farbenfroh wird der Aufbruch signalisiert.
    Aufbruch in eine weitere Ära der Ungewissheit.

    Eine Frau, jung, hübsch, offenes Haar, geht an ihr vorbei und spricht lachend in ihr Handy, und Yael verspürt den absurden Wunsch, mit ihr zu tauschen. Mit einer Palästinenserin, die zu Hause ist auf einer winzigen, schutzlosen Insel namens Autonomie.
    Wirklich absurd?
    Die Frau wirkt nicht, als wolle sie tauschen.
    Yael fällt in ein Loch aus Einsamkeit.
    (Ich bin eine Gejagte.)
    (War es immer.)
    (Alle jagen mich, die Vergangenheit, meine Gedanken –)
    Nablus, Absalon, David, Absalon, Nablus –
Tel Aviv
    – David, Absalon, Container, Start, fünf Samariter –
    Wo sollen sie anfangen zu suchen?
    Absalon und David sind gängige Vornamen, wie viele Davids und Absalons gibt es im Siedlermilieu? Dreyfus hat einen Absalon in Allon Schewut anzubieten, den sie überwachen, ohne recht zu wissen, warum

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