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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Wohngegend (wir sind wegen der Kinder hergezogen, die liiieeeben es!), viel Grün, tote Hose. Luftlinie keine drei Kilometer. Trotzdem wahrscheinlicher, heute noch einer Abordnung stepptanzender Zwerge zu begegnen als Yossis tuschelnden Nachbarn.
    Klar, dass er sich wohlfühlt.
    Auch klar, dass er sich dennoch alle paar Minuten nervös umschaut.
    Die Backenroths dieser Welt sind so konstruiert.
    Beim Aperitif plaudern sie, entlassen dahintrudelnde Sprechblasen in die Kneipenluft – weswegen waren wir noch mal hier? Yael sieht zwei Seelen in Backenroths Brust kämpfen, einerseits drängt es ihn nach konspirativer Erkenntnis, andererseits will er nicht die Gelegenheit in den Sand setzen, mit ihr ein paar nette, ungezwungene Stunden zu verbringen, überdies ist er nicht blöde. Er kann sich an seinen zehn Fingern abzählen, dass sie nicht traulich hier säßen, wäre er am Morgen nicht mit kugelrunden Augen hinter dem Schreibtisch hervorgekrabbelt, wie also macht er das Beste aus der Situation?
    Sie trinken ein Glas Weißen.
    Noch eines.
    Bestellen getrüffeltes Rindercarpaccio, Calamaretti mit Chorizo und Schmorzwiebeln.
    Yael flirtet ihn an. Nicht zu sehr, eben so, dass er an Sicherheit gewinnt, macht ihn zum Komplizen, bevor sie überhaupt ein Wort über die Sache verloren haben.
    Linguine mit Scampis und Babyspinat werden aufgetischt, Papardelle mit Pilzragout und pochiertem Ei.
    Chianti Classico.
    Der Rotwein bewirkt, dass seine im Schwinden begriffenen Hemmungen sich vollends verflüchtigen. Irgendwas muss jetzt passieren, das erwartet er, also senkt sie vertraulich die Stimme und tischt ihmihrerseits was auf über ein Präparat, mit dem die Amerikaner herumexperimentieren (Amerikaner, immer gut, hübsch weit weg), ein völlig neuartiger Gerinnungshemmer praktisch ohne Blutungsrisiko, und das kann er kaum glauben, so abgefahren klingt es.
    Aber irgendwie auch plausibel.
    Bis an die äußersten Grenzen hat sie ihr pharmazeutisches Wissen strapaziert, um dieses Fantasiepräparat zu ersinnen. Eine fachmännische Prüfung würde es wohl nicht überstehen, aber der Glaube muss ja nur noch ein Stündchen vorhalten.
    Maximal.
    »Und das darf eben auf keinen Fall nach außen dringen«, schließt sie. »Jeder soll sehen, dass wir ein Routineproblem mit einer Routinetherapie mühelos in den Griff bekommen.«
    »Aber das ist unverantwortlich«, sagt er zu ihrer Überraschung. »Was immer dieses Zeug in den USA für Ergebnisse geliefert hat, Scharon ist kein Versuchskaninchen.«
    Yael beugt sich vor. »Wenn es riskant wäre, hätten sie in der Ärztekonferenz kaum beschlossen, es anzuwenden, oder?«
    »Wenn es risikolos wäre, würden sie mit offenen Karten spielen.«
    »Besser, als verabreichten wir ihm gewöhnliche Hemmer«, sagt sie. »Clopidogrel, Clexane, Marcumar. Das Übelste wäre doch, wenn er einen weiteren Schlaganfall –«
    »Nein, Yael, das ist nicht richtig.« Etwas kippt, plötzlich ist Backenroth in einem ganz anderen Film unterwegs. »Das klingt mir schwer danach, als ob ihr ihn übertherapiert, ich meine, ihr pumpt ihn voll mit etwas, das noch nicht mal die Zulassungskriterien erfüllt.«
    »Weil es risikoärmer ist als Clexane.«
    »Das weiß doch kein Mensch. Gibt es eine einzige Langzeitstudie?«
    »Mann, Yossi! Was soll ich denn machen? Ich bin Assistenzärztin. Soll ich die Entscheidung der Götter infrage stellen?«
    »Ja.«
    »Na toll.«
    »Dieser Mann ist dabei, Israel, nein, die Welt zu verändern«, sagt er eindringlich, fast flehend. »Sein Tod wäre für alle eine Katastrophe. Yael, ihr dürft nicht mit seiner Gesundheit herumspielen!«
    Allerhand. Er vergisst tatsächlich, sie weiter anzuflirten. Yael ist baff. Mit einer gewissen Skepsis hat sie gerechnet, eher aber mit Kleinjungenstolz, in die Geheimnisse Erwachsener eingeweiht worden zu sein.
    Verschätzt, Lady.
    Schluss jetzt, denkt sie, erspar mir deine Lobeshymnen auf Arik. Siewill das nicht hören, es wird Zeit, die Dinge ins Laufen zu bringen. Yossi redet und redet, schichtet Bedenken auf Bedenken, dann endlich drängen Wasser und Wein zurück ins Freie, und er verschwindet auf der Toilette. Als er zurückkommt, hat sie die Gläser ein letztes Mal aufgefüllt.
    »Weißt du was?« Sie ergreift seine Hände. »Ich hab nachgedacht. Ich glaube, du hast recht.«
    »Oh.« Er scheint ehrlich verblüfft.
    »Ich rede mit denen.«
    »Brauchst du Unterstützung?«
    »Bist du verrückt? Wenn rauskommt, dass ich dich eingeweiht habe, bin ich einen

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