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geht.«
»Gut. Bisschen schwindelig.« Er betrachtet sie prüfend. »Ist wirklich alles in Ordnung?«
(Klar, Weltuntergang, danke der Nachfrage, sonst alles tipptopp, kann einer bitte im Hospital anrufen und sagen, dass ich die nächsten 200 Jahre nicht komme?)
»Ach, nur das Wetter.«
»Das Wetter?« Arik lacht. »Du magst keinen Regen?«
»Du etwa?«
(Blöde Kuh, jede Rückfrage zieht neues Geseier nach sich, LASS ES DOCH BLEIBEN !)
Arik entnimmt einer silbernen Zuckerdose mit einem winzigen Löffel zwei Süßstoffdragees und rührt sie in seinen Earl Grey.
»Ich liebe Regentage. Als Kind, wenn es in Kfar Malal so aus Eimern schüttete wie heute, bin ich gern in den Kuhstall gegangen. Die Tröge entlang. Hab den Tieren noch ein bisschen Futter gegeben, obwohl sie ja eigentlich schon gefüttert waren, und mich auf die Türschwelle gesetzt. In der Futterkiste lagen immer Früchte vom Johannisbrotbaum, die Tiere und ich knabberten einträchtig daran herum, im warmen Stall – ja, ich erinnere mich – ich empfinde diese Sehnsucht, weißt du, nur so ein Gefühl – eine Sehnsucht, die ich im Winter habe –«
Ein Fesselballon löst sich vor der Zeit –
Die Vertäuung reißt, noch niemand im Korb, einer läuft hinterher,bekommt das Tau zu fassen, aber natürlich hat er dem Auftrieb des Ballons wenig entgegenzusetzen, es zieht ihn hoch, einen, zwei Meter schwebt er über dem Erdboden. Sollte loslassen, aber vielleicht reicht sein Gewicht, doch der Ballon steigt weiter, jetzt sind es schon fünf Meter, er müsste dringend abspringen, nur dass er Angst hat, er könnte sich die Beine brechen, zehn Meter jetzt, das würde er vielleicht überleben, doch dieses Vielleicht lässt ihn das Seil festhalten, bis alle Chancen vertan sind. Der Ballon steigt und steigt, nun kann er nicht mehr loslassen, es wäre sein sicherer Tod, und er denkt: Wie konnte ich bloß aus einer harmlosen in eine so ausweglose Situation geraten? Jetzt ist es zu spät, es gibt kein Zurück.
Genau so fühlt sich Yael.
Jerusalem
Da ist sie beinahe schon froh, als sie zurück in die Klinik darf, auch wenn dort ein leichenblasser Yossi Backenroth über seinen Schreibtisch gebeugt auf sie wartet.
Yael zögert, berührt seine Schulter.
Er zuckt zurück, als hätte sie Giftzähne gebleckt.
»Ich hab dir einen Zettel geschrieben«, sagt sie.
Bin im Hadassah und dann unterwegs, schlaf dich aus, und wenn du in den Umschlag auf dem Kopfkissen neben dir schaust, versuch, nicht gleich auszuflippen, werde dir alles erklären. Yael.
Er starrt sie an. Seine Kinnmuskeln mahlen.
»Du wirst mir alles erklären? Das ist ja schön.«
Sie setzt sich ihm gegenüber.
»Such’s dir aus. Soll ich anfangen, oder willst du fragen?«
»Fragen?« Er lässt ein wutschnaubendes Lachen hören. »Wie kommst du darauf, dass ich Fragen habe? Obwohl, na ja, wenn ich so überlege – die eine oder andere hätte ich schon. Zum Beispiel, warum ich in einem Zimmer im King David Hotel aufgewacht bin.«
»Weil wir da zusammen hingefahren sind. Nach dem Mona.«
»Und dann?«
Yael weist mit der Kinnspitze auf den Umschlag vor ihm. Die Lasche ist aufgerissen. Er hat alles mindestens schon hundertmal angesehen. Sie stellt sich vor, wie er auf der Bettkante gesessen und seine Augen davor zu bewahren versucht hat, aus ihren Höhlen zu kullern. Schimon hat die Ausdrucke der Fotos noch im Wagen gefertigt.
»Und was machen wir da?«
»Wonach sieht’s denn aus?«
»Genau! Wonach sieht’s aus? Warum kann ich mich verdammt noch mal an nichts –« er lässt die Faust auf die Tischplatte donnern. »– aber auch gar nichts erinnern?«
»Weil du Familie hast.«
»Wie bitte?«
»Männer erinnern sich dann nicht so gerne.«
»Erzähl mir doch keinen Scheiß.«
»Tu ich nicht.«
Ich vergesse nur zu erwähnen, dass ich dein letztes Glas Wein mit K.-o.-Tropfen versetzt habe. Woraufhin du wie ein Zombie mit uns zum Wagen getaumelt bist. Schimon hat dir reingeholfen. Auf der Fahrt zum King David Hotel hat dein Kopf an meiner Schulter gelegen, ist hin und her gerollt, aber du warst noch halbwegs bei Sinnen. Konntest sogar die Lobby durchqueren, mit etwas Unterstützung.
»Und wer hat die Fotos gemacht?«
»Jemand.«
»Was für ein Jemand?«
Yael seufzt, schaut auf ihre verschränkten Finger, dann wieder Yossi in die Augen. So viel Verletztheit liegt in seinem Blick, dass sie sich auf Mikrobengröße schrumpfen fühlt.
»Es tut mir leid«, sagt sie leise.
»Was tut dir leid?«
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